Robiné Zweiter, Wahler Vierter nach erstem Dressurtag bei Vielseitigkeits-EM in Haras du Pin

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HARAS DU PIN – FEI Eventing European Championship 2023

Wow! Platz zwei für Jérôme Robiné und Black Ice nach Tag 1 in der Dressur bei der Europameisterschaft Vielseitigkeit in Haras du Pin. (© sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz)

Guter Auftakt bei Vielseitigkeits-EM in Haras du Pin für die deutschen Reiter. Nach 28 von 56 Startern liegen sie auf den Plätzen zwei, vier und zehn. Einzelreiter Jérôme Robiné als bester Deutscher auf Platz zwei hinter Weltmeisterin Yasmin Ingham mit Banzai du Loir.

„Einfach genießen“ hatte Dressurtrainerin Ann-Kathrin Lachmann Jérôme Robiné mit auf den Weg ins Dressurviereck gegeben bei der Vielseitigkeits-EM in Haras du Pin. Der Sportsoldat tat, wie ihm befohlen. Mit 26,0 lieferte der 25-Jährige sein bislang bestes Dressurergebnis auf 4*-Niveau ab. An der Aufgabe gab es eigentlich kaum etwas, das deutlich besser hätte gelingen können. Einzig zum zweiten fliegenden Galoppwechsel sei er etwas zu schnell geritten, „da hätte ich warten sollen“, so Robiné.

Debütant Jérôme Robiné und Black Ice Overnight-Zweiter

Jérôme Robiné und Black Ice geben damit ein Championatsdebüt bei den Senioren nach Maß. Robiné ist aber in Sachen Championat mehr als erfahren. Und das nicht im Basketball, was man angesichts seiner Länge mutmaßen könnte, sondern selbstredend in der Vielseitigkeit. Fünf Jahre in Folge hat er an Junioren und Junge Reiter Europameisterschaften in der Vielseitigkeit teilgenommen und dabei vier Medaillen gewonnen.

Sein Ire Black Ice hat übrigens, wie viele andere Pferde, die bei der Europameisterschaft an den Start gehen, einen indirekten Bezug zum Haras du Pin. Der Wallach hat den Niederländer Vechta zum Vater. Der wiederum ist über Voltaire ein Furioso II-Enkel. Und der Vater dieses legendären Fuchses, der Vollblüter Furioso xx, hat hier auf dem Nationalgestüt gedeckt. Er ist sogar auf dem Gelände des Haras du Pin beerdigt. Sein Grabstein ist keine 300 Meter entfernt vom neu errichteten Dressurstadion.

Erste Reiterin des deutschen Teams bei der Vielseitigkeits-EM im Dressurviereck war Malin Hansen-Hotopp, die mit ihrem Holsteiner Quidditch K eine über weite Strecken sichere Prüfung zeigte. Zwei Fehler trübten das Ergebnis, 31,5 Minuspunkte bedeuten Rang zehn nach der Hälfte des Starterfeldes. Das Rückwärtsrichten nach einem unausbalancierten Halten gelang nicht so, wie es das Lehrbuch sich idealerweise wünscht und für den zweiten fliegenden Galoppwechsel galt dasselbe.

„Etwas an“

„Da war er heute doch etwas mehr an“, sagte die 45-Jährige nach dem Ritt. Eigentlich sei Atmosphäre sogar gut für den Quiwi Dream-Sohn, normalerweise gebe das „ihm das i-Tüpfelchen mehr an Ausdruck“. Aber heute sei der Wallach doch etwas stärker beeindruckt gewesen. Beim Halten mit Blick auf die an dieser Stelle schon recht gut besetzte Tribüne, sei Quidditch doch etwas nervös geworden. „Da habe ich gemerkt, dass ich ein bisschen vorsichtig sein muss mit dem was passiert“.

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Malin Hansen-Hotopp und Quidditch K liegen nach dem ersten Dressurtag auf Platz zehn bei der Vielseitigkeits-EM in Haras du Pin. (© sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz)

Sie selbst sei ruhig gewesen, „vorm Gelände bin ich bestimmt nervöser“. Schon als Mädchen habe sie Wettkampfsport betrieben, unter anderem Rock’n Roll und Turnen. „Ich denke, ich bin alt genug und habe in meinem Leben schon viel erlebt“.

Dass sie als erste deutsche Teilnehmerin mit Startposition drei auf die gut 5.700 Meter lange Geländestrecke am Samstag (Zeitplan und Infos hier) gehen wird, sieht sie durchaus als Herausforderung. Denn sie wird auf keinerlei Informationen von zuvor gerittenen Startern zurückgreifen können.

Konditionell macht sich die Mutter von drei Jungen keine Sorgen. Auf ihrem Hof in Mecklenburg-Vorpommern könne man zwar nicht am Berg galoppieren, aber „wir haben Hügelchen“, erläutert Hansen-Hotopp. „Ich reite mehr draußen als die anderen. Vor der Dressurarbeit bin ich viel draußen, Schritt und Trab, da nehme ich jeden Hügel mit, in Achten. So habe ich das auch vor Blenheim gemacht.“ Das CCI4*-L in Großbritannien hatte die gebürtige Holsteinerin im vergangenen Jahr gewinnen können.

Christoph Wahler vorerst Vierter

Deutschlands Reiter Nummer zwei war am Nachmittag Christoph Wahler. Ihm gelang mit seinem Holsteiner Schimmel Carjatan S eine Runde, die geprägt war von Zufriedenheit und Losgelassenheit. Das ist keine Selbstverständlichkeit für den Clearway-Sohn, der sicherlich vom Grundpotenzial her eines der dressurveranlagtesten Vielseitigkeitspferde der Welt ist. Die Nerven haben dem großen Wallach schon mehrfach etwas im Weg gestanden. Umso überraschender, selbst für den Reiter, war der Umstand, dass Carjatan heute so entspannt war, dass er in der Traversale äppeln konnte. „Da hätte ich mir gewünscht, dass er es draußen macht“, so Christoph Wahler.

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Christoph Wahler und Carjatan S hatten viele Highlights in ihrer Dressur bei der Vielseitigkeits-EM in Haras du Pin. (© sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz)

Insgesamt ging der Wallach locker durch den Körper, zufrieden im Maul. Nach der drittletzten Lektion hatte er zwischenzeitlich die bis dahin Führende Kitty King und Vendredi Biats überholt. Die Luhmühlen-Zweiten kamen insgesamt auf 27,2, Platz drei in der Zwischenwertung. „Ich habe gemerkt, im letzten starken Trab atmete er einmal durch“, erläuterte der Hengsthalter, da habe er gedacht „da können wir ja noch ein bisschen mehr riskieren – und das war dann ein bisschen zu viel“. Der Wallach galoppierte einmal kurz an, futsch waren die Achten, die drin gewesen wären. Stattdessen gab es dreimal die Vier. 28,3 bedeuten Platz vier nach der ersten Hälfte.

Christoph Wahler hat ein klares Konzept für die beiden restlichen Disziplinen: „Ab jetzt nur noch null!“

Weltmeisterin Overnight Leader bei Vielseitigkeits-EM in Haras du Pin

Die Briten sind Topaspiranten auf Teamgold in Haras du Pin. Der Name Yasmin Ingham fällt häufig unter den Favoriten – nach dem Sieg in Aachen und als amtierende Weltmeisterin ist das nicht verwunderlich. Mit ihrem Weltmeister Banzai du Loir begann sie die Dressurprüfung mit sicherem Halten. Das Schulterherein war phasenweise etwas verworfen. Halten und Rückwärtsrichten lehrbuchreif. Generell zeigte sich der Fuchs in schwungvoller Trabarbeit mit präzisen Übergängen. Leichte Abstriche im eher knappen, aber stets losgelassen schreitenden Schritt, sichere Galopparbeit. Die Richter waren nicht zu generös. Aber 23,5 sind die absolute Bestmarke an Tag eins bei der Vielseitigkeits-EM in Haras du Pin.

Die Zwischenergebnisse der Vielseitigkeits-EM in Haras du Pin findet man hier.

Startzeiten der anderen drei deutschen Reiter

Morgen gehen die verbliebenen 28 Reiter/Pferd-Kombinationen ins Viereck. Den deutschen Auftakt macht Sandra Auffarth mit Viamant du Matz um 10.54 Uhr.  Nicolai Aldinger und Timmo sind dann um 15.33 Uhr gefragt. Auf ihn folgt der britsiche Einzelreiter Tom Jackson und Capels Hollow Drift (15.42 Uhr). Als letzte deutsche Starter werden Michael Jung und Chipmunk um 16.38 Uhr im Dressurviereck erwartet.

Auf den Olympiasieger folgen dann noch sieben weitere Ritte. Spannend wird es sein, wie die anderen britischen Reiterinnen und Reiter sich zeigen. Für das Team GBR geht Laura Collett mit London um 14.57 Uhr an den Start. Badminton-Siegerin Rosalind Canter und der Grafenstolz-Sohn Lordships Graffalo beschließen den Reigen potenzieller Medaillenkandidaten um 17.31 Uhr. Interessant ist auch der vierte der Briten, der morgen reitet: Einzelreiter Tom McEwen reitet mit Dublin (10.18 Uhr) quasi den vierbeinigen Titelverteidiger. Unter seiner in Badminton schwer gestürzten Reiterin Nicola Wilson hatte der Diarado-Sohn bei der EM in Avenches 2021 den Einzeltitel gewonnen.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).