VR Classics Neumünster: Helen Langehanenberg hat es geschafft

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Auf dem Weg zum Sieg: Helen Langehanenberg und Damon Hill

(© www.toffi-images.de)

Erstmals in ihrer Karriere hat Dressurreiterin Helen
Langehanenberg eine Weltcup-Kür gewonnen. Bei den VR Classics in den
Holstenhallen in Neumünster setzte sie sich mit Abstand an die Spitze. Isabell
Werth hatte das Nachsehen. Das Problem waren El Santos Piaffen.

Energisch und dynamisch stellte Helen Langehanenberg den westfälischen Hengst Damon Hill vor. Der zwölfjährige Donnerhall-Sohn präsentierte sich leichtfüßig und dynamisch. Reiter und Pferd gaben ein harmonisches Paar ab. Im Vergleich zu letztem Jahr sieht Damon Hill athletischer aus. In der Kür von Produzent Michael Erdmann zu Filmmusik von Hans Zimmer glänzte der Hengst vor allem in den Verstärkungen, Serienwechseln und in der Passage, in der er kraftvoll abfußte. Phasenweise tauchte er in den Piaffen und den Übergängen zur Passage etwas ab und machte sich eng in der Ganasche. Im starken Trab verhaspelte er sich am Ende der Diagonalen kurz aber auch mit diesem kleinen Patzer war dem Paar der Sieg sicher. Satte 83,300 Prozent standen auf der Anzeigentafel. Die höchste Bewertung waren 89 Prozent in der B-Note vom Richter bei B, Gary Rockwell (USA). Heute war ich bis zur letzten Sekunde bei meinem Pferd, erzählte Helen Langehanenberg nach ihrer Vorstellung. Damon Hill kämpft für mich und seit letztem Jahr ist die Feinabstimmung zwischen uns besser geworden. Er hat in den Grundgangarten keine Grenzen. Die 29-Jährige trainiert bei Reitmeister Klaus Balkenhol.
Deutlich geschlagen geben musste sich Isabell Werth mit El Santo. Das Paar landete mit 80,975 Prozent auf Platz zwei. Viele Punkte kosteten die verpatzten Piaffen, in denen El Santo, genannt Ernie, schlichtweg der Motor ausging. Er hörte einfach auf zu piaffieren. Jeder konnte sehen, das die Piaffen heute unser Problem waren, analysierte die Reiterin im Anschluss. Gestern im Grand Prix klappten sie noch besser. Wir werden über eine Lösung nachdenken. Es ist natürlich eine Schande, weil Ernie das eigentlich alles kann. Aber eine Grand Prix ohne Piaffen sind teuer. Der Rheinländer Wallach v. Ehrentusch war wie gestern im Grand Prix sehr energiegeladen, bockte kurz vor der Vorstellung. Abgesehen von den Piaffen lieferte er eine überzeugende Runde zu einem Medley von David Bowie ab, besonders die Verstärkungen ritt niemand so wie Isabell Werth: Volles Risiko nach vorne, kraftvoll und dynamisch, im Rahmen erweitert.
Und wie gehts weiter? Wir werden im Training versuchen, viele kleine Übergänge zu machen, um die Passage zu verkürzen und so optimal in die Piaffe reinzukommen. Denn umso größer die Passage ist, umso mehr schiebt Ernie unter und umso schwerer fällt ihm die Piaffe, so Isabell Werth. Aber wir dürfen uns jetzt auch nicht nur darauf konzentrieren, sondern entwickelt sich daraus ein Piaffe-Komplex.
Zum ersten Mal in den Holstenhallen am Start waren Uta Gräf und der Holsteiner Hengst Le Noir und avancierten prompt zu den absoluten Publikumslieblingen. Im Grand Prix gestern belegte das Paar Platz fünf, heute in der Kür schafften es Gräf und Le Noir auf den beachtlichen dritten Platz. 77,475 Prozent vergaben die Richter für ihre Kür zu Men in Black und Orchesterklängen. Le Noir präsentierte sich leichtfüßig, zufrieden und losgelassen. Seine Stärken lagen in den gleichmäßigen Passage- und Piaffe-Touren, den weit kreuzenden Traversalen und dem raumgreifenden starken Schritt. Der starke Trab geriet etwas eilig und flach. Uta Gräf ritt 18 fliegende Galoppwechsel von Sprung zu Sprung und eine Galopppirouette einhändig. Die Linienführung und Lektionsabfolge der Kür waren ausgefallen: Gräf wechselte auf einer Diagonalen vom versammelten Schritt in die Piaffe und ging dann in den starken Schritt über. Diesen Teil haben wir neu in die Kür aufgenommen, erzählte sie nach ihrem Ritt. Ich dachte für den Weltcup muss ich die Kür noch etwas aufpeppen. Am Schluss ritt sie aus dem Galopp in eine Piaffe mit Richtungswechsel auf die Mittellinie, ging dann in den starken Trab über und passagierte schließlich die letzten paar Meter bis vor die Richtern. Das Publikum war nicht mehr zu halten. Minutenlang gab es lautstarken Applaus für das Paar. Die meisten mögen Le Noir, erzählte die sympathische Reiterin mit einem Grinsen im Gesicht. Man sieht einfach, dass er zufrieden ist. Es hat Spaß gemacht, für so ein tolles Publikum zu reiten. Wir sind ja noch nicht so bekannt, weil wir erst seit letztem Jahr international unterwegs sind. Aber wir arbeiten uns langsam nach vorne. Das nächste Turnier wird Dortmund für uns sein. Anders als die Zuschauer waren sich die Richter bei der Bewertung von Le Noir und Uta Gräf nicht ganz einig. In der A-Note schwankten die Bewertungen zwischen 68 Prozent (Richterin Mariette Whitages-Dieltjens, BEL, bei C) und 78,500 Prozent (Richterin Katrin Wüst bei H). Ich war generell ziemlich niedrig mit meinen Noten. Da kann ich nicht plötzlich große Sprünge nach oben machen, so Mariette Whitages-Dieltjens.
Wie im Qualifikations-Grand Prix am Vortag landete Dorothee Schneider mit der erst zehnjährigen hannoverschen Don Frederico-Tochter Diva Royal (76,550 Prozent) auf Platz vier nach einer soliden Vorstellung, in der die Stute allerdings nicht immer ganz spannungsfrei war, häufig mit dem Schweif schlug. Die dänische Reiterin Lone Jörgensen, die in Süddeutschland lebt, ritt den Württemberger Wallach De Vito mit einer Kür zu indianischen Klängen untermalt mit Panflöten auf Platz fünf (76,250). Der schicke, sympathische Wallach zeigte sich souverän, wurde aber in den Piaffen etwas eng in der Ganasche. Der versammelte Schritt war gebunden. Ausgefallene Linienführung: Jörgensen ritt eine einfache Schlangenlinie zur Hälfte mit fliegenden Galoppwechsel zu zwei Sprüngen und beendete die Linie mit Einer-Wechseln.

Helen Langehanenberg führt nach ihrem Sieg die Zwischenwertung des Dressurweltcups nach acht von neun Etappen mit 70 Punkten an. Isabell Werth liegt punktgleich mit der Italienerin Valentina Truppa (ITA) mit 66 Punkten auf Platz zwei vor Patrik Kittel (65) auf Platz vier. Nächste und letzte Weltcupetappe wird im schwedischen Göteborg vom 23. bis 26. Februar ausgetragen.nike air jordan 1 mid outlet | cheapest nike air jordan 1 high