Bundeschampionat 2022: Barcelo zum Titel bei den sechsjährigen Dressurpferden

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Ein glattes "sehr gut" gab es für den Galopp des neuen Bundeschampions Barcelo unter Tessa Frank bei den sechsjährigen Dressurpferden. (© toffi-images.de)

Mit einem anderen Pferd hatte Tessa Frank in der Finalqualifikation vorne gelegen, mit Barcelo hingegen ritt sie am Sonntag zum Titel Bundeschampion der sechsjährigen Dressurpferde beim Bundeschampionat 2022 mit der Gesamtnote 8,7.

17 Nennungen verzeichnete die Starterliste für das Finale der sechsjährigen Dressurpferde bei den Bundeschampionaten 2022. Nur 16 Paare traten jedoch an. Wer fehlte war Danza del Sol. Die DeLorean-Tochter hatte unter Tessa Frank gemeinsam mit Boa Vista und Greta Heemsoth Platz eins in der Finalqualifikation belegt. Doch die Stute verletzte sich wohl in ihrer Box vor dem Finale leicht, sodass Tessa Frank und die Besitzer das Pferd zurückzogen.

Manch einer dachte sich vielleicht, nun sei der Weg frei für Boa Vista und Greta Heemsoth. Doch Tessa Frank legte mit Barcelo, diesem Oldenburger Hengst v. Bon Coeur aus der Zucht von Kristine Munch Nielsen (B: Kran- und Schwerkraftlogistik Maxi) alles in eine Waagschale, wie sie nach ihrem Ritt selbst sagte. Denn laut ihr hat Barcelo – dessen Muttervater mit Caprimond einer der Trakehner Weltvererber ist (die Mutter von Barcelo ist eine Vollschwester des EM-Bronzemedaillengewinners und Olympiateilnehmers Cassidy) – eigentlich nur eine Schwäche: „Vielleicht ist er noch ein wenig schüchtern.“ Nun, davon ließ sich der Dunkelbraune heute nichts anmerken.

Das Antraben nach der Grußaufstellung war zwar noch etwas untertourig für den geforderten Arbeitstrab. Das änderte aber nichts an der sonstigen Qualität dieser Gangart des Hengstes. Immer mit energischem Hinterbein dynamisch abfußend und ausgestattet mit reichlich Schwung gelangen die Trabverstärkungen überzeugend. In der Rückführung war der Hengst genügend herangeschlossen: 8,5. Der Schritt, minimal paradierend, aber trotzdem bemerkenswert ob der Arbeit des Hengstes über den Rücken von hinten nach vorne. Das resultierte in reichlich Übertritt, ohne dass Barcelo an einer Stelle den Viertakt verloren hätte: 8,5. Mit dem Galopp sahen die Zuschauer dann den Höhepunkt der Prüfung, bemerkenswert in Sachen Raumgriff und Bergauftendenz. Auch die Versammlungsbereitschaft war erkennbar gegeben. Die Verstärkungen waren entsprechend bedeutend mit großem Raumgewinn. Bis auf den zweiten geforderten fliegenden Wechsel gelangen alle gut: 9,0 für den Galopp.

Die Wechselfehler schlugen sich ohnehin eher in der Durchlässigkeits-Note nieder. Kompensieren konnte Barcelo das aber durch fließende Seitengänge mit gutem Kreuzen. Ansonsten präsentierte sich der Oldenburger Hengst auch in den Schrittpirouetten willig und gut an den Hilfen stehend: 8,5. Aufgrund der hohen Grundqualität des Pferdes und seiner leistungsbereiten Einstellung empfanden die Richter den Gesamteindruck von Barcelo als glatt „sehr gut“. In Summe machte das eine 8,7. Damit konnte Barcelo der bis dahin in Führung liegenden Vorjahres-Bundeschampionesse Boa Vista unter Greta Heemsoth den Rang ablaufen und sicherte sich die Siegerschärpe. Was den Hengst besonders auszeichnet?  „Das ist seine Leistungsbereitschaft. Er ist immer da, er will immer.“ Und wie er wollte. Bei der letzten Grußaufstellung verharrten Barcelo und Tessa Frank beide gleichermaßen in ihrer Position – und schienen den großen Applaus des Publikums sehr zu genießen.

Die Freude über ihren Bundeschampion war entsprechend groß bei Tessa Frank, zum ersten Mal gelang ihr beim Bundeschampionat der Sieg mit einem ihrer Ausbildungspferde. Und dieses darf sie noch lange reiten. Mit Maik Kanitzky, der sich hinter dem Logistikunternehmen Maxi Kraft verbirgt, hat die 36-Jährige einen Besitzer gefunden, der ihr Barcelo halten will. Es soll also noch länger weitergehen für Tessa Frank und Barcelo.

Bon Coeur-Kinder auf den Plätzen eins und zwei

Greta Heemsoth sicherte sich nach dem Vizetitel mit Macchiato bei den Fünfjährigen am Sonntag dann auch die Silbermedaille bei den Sechsjährigen. Boa Vista, wie der Bundeschampion Barcelo ebenfalls abstammend v. Bon Coeur, hatte unter Greta Heemsoth 2021 den Titel bei den fünfjährigen Dressurpferden geholt. Auch sicherte sie sich die Finalqualifikation in diesem Jahr.

Doch im Finale sollte es nicht ganz reichen. Wieder konnte Boa Vista mit ihrem Trab in höchstem Maße überzeugen. Dr. Dietrich Plewa bescheinigte der Stute ein „Höchstmaß an Elastizität“ in dieser Gangart. Die Stute aus der Zucht und im Besitz von Ingo Pape trabe „wundervoll leichtfüßig“ mit einer mustergültigen Kadenz und toller Versammlungsbereitschaft. Dafür vergaben die Richter Knut Danzberg, Elke Ebert und Cornelia Albrecht die Traumnote 9,5. Im Schritt präsentierte sich die Stute gut (8,0) und zeigte Schwächen in den versammelnden Reprisen.

Für den Galopp gab es die 8,5 für Boa Vista, die bedeutende Verstärkungen und gute Rückführungen zeigte. Es kam jedoch etwas Spannung in dieser Gangart auf, auf dem Zirkel sprang Boa Vista einmal um. Danach legte sich das jedoch wieder und alle vier fliegenden Wechsel gelangen sicher. Dennoch musste sich das wie auch die Schrittpirouetten, wo Boa Vista in der zweiten Pirouette ihr Hinterbein stehen ließ, anstatt fleißig mitzutreten, in der Note für die Durchlässigkeit niederschlagen: 8,0.

Für den Gesamteindruck und die Perspektive dieses sechsjährigen Dressurpferdes gab es ein glattes „sehr gut“. Unter dem Strich stand damit die 8,6 und Platz zwei.

Bronze für First Vienna und Lucie-Anouk Baumgürtel

Mit der 18-jährigen Lucie-Anouk Baumgürtel präsentierte eine der jüngsten, wenn auch schon sehr erfahrenen Reiterinnen das Pferd, das später Bronze gewinnen sollte: First Vienna v. Vitalis-First Dance. Die Hannoveraner Stute aus der Zucht der Beekenhof GmbH & Co. KG steht im Besitz der Familie Baumgürtel (Freiberger Hof).

Die Prüfung begann sehr gut mit einer leichten, sicheren Anlehnung und bedeutenden Trabverstärkungen. Nach einer ebenso guten bis sehr guten Schritttour kam es zu einem Schreckmoment, als die Stute im Galopp bei A auf die Viereckbegrenzung trat und dadurch kurz aus dem Tritt kam. First Vienna fing sich schnell wieder und der erste fliegende Wechsel gelang sicher, doch dann baute Lucie-Anouk Baumgürtel schon eine lange Seite Galoppverstärkung ein, wo noch keine gefordert war und die Klingel der Richter ertönte.

Den Rest der Prüfung absolvierte das Paar dann wieder in imponierender Manier. Im Galopp zeigte sich die Stute taktsicher mit klar erkennbarer Schwebephase, in den versammelnden Reprisen senkte sich die Kruppe der Stute in dem gewünschten Maß. Entsprechend gut und bergauf gelangen die restlichen fliegenden Wechsel. Auch mit der letzten Grußaufstellung gab First Vienna durch ein ruhiges, geschlossenes Stehen nochmal ihre Visitenkarte ab.

Mit der Gesamtnote von 8,7 hätte es zwei Bundeschampions gegeben, so wurden es aufgrund von Verreiten 8,5 (Trab 9,0, Schritt 8,5, Galopp 8,5, Durchlässigkeit 8,5, Gesamteindruck 9,0).

Letzter Auftritt von Dr. Dietrich Plewa am Dressurviereck

Nach dem Finale betrat der Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) die Bahn, Dr. Soenke Lauterbach. Er bat den Kommentator aller Finalprüfungen am Dressurplatz I auf die „Bühne“, Dr. Dietrich Plewa. Denn der verdeutlichte bei dem schlussendlich Viertplatzierten Diafys zum letzten Mal, wie die jeweilige Benotung der Richter erklärt werden kann. Zum Dank gab es Präsente für den „besten Rhetoriker den wir hier haben“, wie es eine Kollegin von Dr. Plewa formuliert hatte.

Alle Ergebnisse vom Finale der sechsjährigen Dressurpferde finden Sie hier.

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Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.