Holsteiner Körung 2021: 22 neue Hengste, fünf prämiert

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Holsteiner Körung 2021 (© www.st-georg.de)

Bei der Holsteiner Körung 2021 wurden 22 Hengste gekört, fünf wurden prämiert. Eine große Blutvielfalt und viele „Holsteiner Typen“, aber auch ein großer Anteil Füchse prägte das Bild in der Holstenhalle Neumünster.

Neun Hengstlinien stellten bei der Holsteiner Körung 2021 neue Vererber für die Zucht, die längst nicht mehr nur im Land zwischen den Meeren stattfindet. So international wie der Anspruch der Holsteiner (Springpferde-) Züchter, so auch die Abstammungen der neuen Hengste. Fünf davon gingen auf Diamant de Semilly zurück, vor allem über Väter aus Belgien. Auch Cor de la Bryère ist fünfmal der Stammvater. Drei Hengste verweisen auf Almé als Stammvater, zwei auf den Halbblüter Sandro im hinteren Pedigreebereich.

Fünfmal Cor de la Bryère

Ein schicker Canoso-Sohn, Con de Revel, der auf dem Gestüt Sprehe zur Welt gekommen ist, stammt aus dem Caletto-Zweig. Dieser Holsteiner aus Oldenburg, ein edles Pferd in schwarzbrauner Jacke, sprang geschmeidig mit schnellem Bein.

Clever zeigte sich Cape Callidus, der einzige gekörte direkte Casall-Nachkomme (Z.: Jendrik Oldekop, Schönwalde). Der Braune war hinten außerordentlich vorsichtig.

Als Dressurhengst wurde ein sich ordentlich bewegender Fuchs v. Clarksville (Z.: Prof. Dr. Hartwig Schmidt, Borsfleth) gekört.

Der ehemalige Siegerhengst Charleston stellte den prämierten Chavaros II (Z.: Reimer Detlef Henning, Bendorf) aus einer Con Air-Mutter. Ein schicker Schimmel, der mit viel Übersicht sprang, das Ganze aber noch etwas flüssiger hätte zeigen können. Der Hengst ging auch gut Schritt, eine Gangart, die im Holsteiner Zuchtprogramm weniger Bedeutung hat.

Nicht nur kraftvolles und wie bei dem Aussteller gewöhnt sehr vorsichtiges Springen, sondern nicht weniger athletisches Traben zeichnet den Cornet Obolensky-Sohn Can Valor aus. Er ist bei Manfred von Allwörden auf dem Grönwohldhof aus dem Mutterstamm des Vererbers Calido (5064) hervorgegangen.

Cornet Obolensky zeigte noch einen weiteren interessanten Hengst: Cornet’s Cocio, bei Jeanette Völz in Dänemark gezogen aus einer Colman-Contender-Stute.Die Mutter ist eine Vollschwester zu Ulika, der deutschen Meisterin unter Evi Bengtsson. Der Schimmel galoppierte groß und dennoch ausbalanciert, was in der engen Acht in der Holstenhalle nicht ganz einfach war. Souverän und mit großer innerer Ruhe sprang mit schnellem Bein, vermögend aber spielerisch einfach. Ihm blieb ein positives Körurteil im Holstein versagt.

Capitols Erbe auf Holsteiner Körung 2021

Drei neu gekörte Hengste der Holsteiner Körung gehen auf den Schimmel Capitol zurück. Cooper II (Z.: Mandfred von Allwörden, Grönwohldhof) sprang extrem vermögend und gut durch den Körper. Seine Mutter hat schon zwei gekörte Söhne zur Welt gebracht. Der Hengst hatte nicht den letzten Hengstausdruck, sprang aber genauso harmonisch wie kraftvoll – egal, was da stand. Wobei bei 1,30 Meter Schluss ist, höher darf kein junger Hengst mehr springen.

Ein internationales Pedigree und eine mütterliche Abstammung voller „Hochkaräter“ machen Concur v. Colman-Diamant de Semilly aus. Der Schimmel mit hübschem Gesicht und korrektem Körperbau wird im Trab niemand vom Hocker reißen. Dafür tut das sein müheloses Springen, das er mit Viel Übersicht in der Holstenhalle Neumünster zur Schau stellte. Er geht in vierter Generation auf die Stute Narcotique de Muze aus Belgien zurück. Sie ist nicht nur die Großmutter des Hengstes Vagabond de la Pomme, sondern auch Mutter – Embryotransfer macht es möglich – von fünf Pferden, die 1,60 Meter Parcours gehen sowie sieben weiteren (!) S-Pferden.

C-Drei-PO v. Chapeau (v. Clearway) war ein elegantes Pferd, beweglich im Körper, das keine spektakuläre Sätze herausließ, dafür aber immer gut sprang. Über seinen Oldenburger Vater Quebec führt der Dunkelbraune insgesamt viermal Almé.

14 „Diamanten“

14 mal ist Diamant de Semilly im Körlot der Holsteiner Körung 2021 vertreten, die direkten Söhne konnten aber nicht überzeugen. Bei den Diarado-Söhnen schrie auch keiner zu laut nach Körung oder Prämierung.

Aber dann kam ein Hengst in die Bahn, der ebenfalls eine Enkel von Diamant de Semilly war: Esmeraldo v. Emerald van het Ruythershof-Caretino. Der bei Friedrich Meyer, dem Vater von Janne Friederike Meyer-Zimmermann geborene Hengst ist einer, bei dem man zweimal hinguckt. Erstmal wegen der Farbgebung – viermal hochweiß gestiefelt, dazu ein bis fast zum Rückgrat nach oben hin auslaufender Bauchfleck auf der linken Seite. Aber das ist nur ein Grund, warum man diesen Hengst im Hinterkopf behält. Der Braune war zunächst etwas gespannt in der Galoppade, ließ nicht los. Aber am Sprung wusste er, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, sich zu konzentrieren. Immer nach vorne orientiert, dabei nie die Übersicht verlierend sprang er selbstsicher und souverän. Ein Prämienhengst vom ersten Moment seines Erscheinens!

Internationale Väter

Insgesamt wurden fünf der auf Diamant de Semilly zurückgehenden Hengste gekört. Alle von unterschiedlichen Vätern, von denen die meisten international im Sport erfolgreich sind oder waren. Ein großer und kräftiger Diarado-Urenkel, Deventer v. Denver, der – hellbraun und mit einem Kopf, der Platz zum Denken bietet – ein bisschen an den legendären Holsteiner Livius von Peter Luther erinnerte. So kann man zum ursprünglichen Holsteiner Typ zurückkommen, den manch ein Züchter mittlerweile vermisst. Der Hengst aus einer Caretino-Contago-Mutter sprang vermögend, galoppierte in Holsteiner Machart, Marke Maschine (Z.: Hans-Hermann Gericke, Tönning).

Christian Ahlmanns Dominator Z kann sich über einen gekörten schwarzbraunen Sohn aus einer Acodetto-Exorbitant xx-Mutter freuen (Z.: Kersten Lutzke, Pronstorf). Der Hengst galoppierte etwas flach im Vorderbein, sprang mit viel Übersicht. Wenn man sich etwas hätte wünschen dürfen, dann dass er in letzter Konsequenz hinten noch mehr „zu Ende“ gesprungen wäre. Was beeindruckte, war die abgeklärte Art im Rund der Holstenhalle, die auf ein gutes Interieur schließen lässt.

Mortimer v. Manchester van’t Paradijs-Cascadello (Z.: Christian Schröder, Groß Wittensee) erhielt verhaltenen Applaus – und das heißt schon etwas, weil der Holsteiner Körungsbesucher an sich nicht unbedingt zu frenetischen Jubelbekundungen tendiert. Der 1,64 Meter große Hengst verfügte über Linie und Partien, die ihn größer wirken ließen und andeuten, wohin er sich weiter entwickeln wird. Die Art, wie er in jeder Phase über dem Sprung seinen Körper einzusetzen verstand, hatte etwas von einer Lehrdemonstration für eine Video-Tutorial „Freispringen“. Einmal kam er unpassend in die Freispringgasse, konnte aber anschließend seine ganze Klasse am letzten Oxer zeigen.

Uragano v. Selle Français Urano de Cartigny kam bei der Witt Pferdezucht in Wellinghusen zur Welt. Mutter ist eine Quadros-Cash and Carry-Stute. Die Mutter hat bereits einen gekörten Hengst gebracht, Corniolo v. Cornet Obolensky (Stamm 776). Den Franzosen kann der Fuchs im Styling nicht verleugnen. Aber auch nicht in Sachen Talent am Sprung.  Urano de Cartigny ist selbst bis 1,60 Meter Parcours gegangen, seine Mutter ist eine Vollschwester zum Hengst Flipper d’Elle v. Double Espoir-Jalisco.

Dreimal Almé

Almé ist dabei in Holstein eine weitere Linie über den Hengst Hors la Loi aufzubauen. Eine mit dem Anfangsbuchstaben U über den Niederländer Untouchable. Zwei Hengste aus diesem Zweig wurden bei der Holsteiner Körung 2021 gekört: Unbreakable (Z.: Ute Witt, Wellinghusen), ein Hengst, der groß und äußerst rank war – 1,71 Meter Stockmaß. Der Schwarzbraune zählte zweifellos zu den besten Springpferden des Tages und trabte und galoppierte mit viel Mechanik, im Hinterbein teilweise etwas exaltiert und unausbalanciert. Sein Pedigree – v. United Way-Quo Vados-Cash and Carry – mündet in dritter Generation bei einer Halbschwester des international Topvererbers Cardento. Soweit so gut.

Nur die körperliche Entwicklung des Hengstes ließ stutzen. Einige sprachen von „wie ein Blüter von der Bahn“, anderer von einem „Fohlen“. Tatsächlich wirkte der Hengst zwar mental reif, aber dem Aussehen nach war er, trotz Geburtsdatum April, am ehesten mit „geschorener, übergroßer Jährling“ zu beschreiben.

Gekört wurde auch ein dunkelbrauner, drahtiger Uriko-Sohn, Uncas (Z.: Hermann Hogreve, Holstendorf), mit viel Ehrgeiz im Freispringen. Das Almé-Trio angeführt hatte ein Sohn des Weltcup-Siegers Taloubet Z. Der zweite Hengst von einem Sporthengst von Christian Ahlmann, den Kersten Lutzke aus Pronstorf gekört bekam. Er stammt aus einer Cormint-Mutter und hielt sich zunächst hinten überm Oxer immer etwas fest, was aber im Verlauf des Freispringens deutlich besser wurde.

Zweimal Sandro Junior

Vor vier Jahren ersteigerte das Elmgestüt „Drei Eichen“, über das es in der Dezember-Ausgabe des St.GEORG mehr zu lesen geben wird, den Siegerhengst Sandro Junior, Sohn von Marcus Ehnings Weltcup-Sieger Sandro Boy. Zwei Söhne aus dem ersten Jahrgang hatten es in nach Neumünster geschafft. Beide im Besitz des Elmgestüts Drei Eichen.

Der Fuchs Sivas (Z.: ZG Brügge/Krawatzki, Kasseedorf) sprang mit viel Vermögen. Im Modell ein Bild von einem Pferd. Das Vorderbein, des von Rene Tebbel vorbereiteten Hengst war nicht immer ganz gleichmäßig, was angesichts des Vermögens des Dunkelfuchses aber nicht weiter ins Gewicht fiel. Einmal war der Hengst etwas skeptisch und machte einen Hinterhandfehler. Er stammte wie auch der zweite Sandro Junior-Sohn aus dem Stamm 4965. Beide Hengste haben die Stute Lorettchen v. Royal Wash xx zur Urgroßmutter. Über diese Halbblutstute ist es die Familie von Levisto (Judy Ann Melchior) und Clinton (Dirk Ahlmann). Der Schwarzbraune Sassiere (Z.:ZG Brügge/Krawatzki, Kasseedorf) trabte und galoppierte elastisch frei in gutem Gleichgewicht. Am Sprung zeigte er sich ähnlich souverän mit sportlichem Ehrgeiz, auch als es einmal beim Ablassen nicht ganz so ideal geklappt hatte. Der Schwarzbraune wurde in das Quintett der Prämienhengste aufgenommen.

Je einmal Farn, Lord, Darco und Lucky Boy xx

Aus vier großen Hengstlinien wurden jeweils ein Hengst gekört. Drei mit züchterischem Hintergrund in Benelux.

Sein Namensgeber ist grün und muskulös, er selbst ist rot, sprich ein Fuchs, und drahtig: Hulk v. Halifax van het Kluizebos (v. Heartbreaker, Z.: Campos Cria de Caballos de Deporte, Spanien), Vertreter des in den Niederlanden über Nimmerdor zum Stammvater avancierten Farn. Er war einer der Kandidaten, die den sportlichsten Eindruck in Sachen Sportlichkeit hinterließ. Er sprang manchmal zwar etwas gerade, aber hatte stets die richtige Idee am Sprung. Die Ohren gespitzt, immer auf der Suche nach der nächsten Aufgabe. Er kam häufig etwas groß an den Abschlussoxer, in die Nähe der Stangen kam er aber nicht für eine Sekunde.

Noch ein Fuchs, noch ein junger Holsteiner, der in Sachen Körper nicht übertrieben weit entwickelt war: Hanley Light v. Hanley, einem Niederländer mit internationalem Springpedigree (Tornesch [Malin Baryard Johnsson] – Cornet Obolensky-Ramiro). Der Fuchs (Z.: Claus-Heinrich Petersen, Ahrenviöl), in der Nierenanbindung im Freilaufen in Trab und Galopp etwas schwach und mit einer leicht vorgelagerten Schulter ausgestattet, war eines der vermögendsten Pferde beim Freispringen. Er wurde prämiert.

Wir bleiben bei Füchsen: Obano (Z.: Markus Jürgens, Breckerfeld) hat den internationalen Springhengst Ogano Sitte v. Darco zum Vater. Der Dunkelfuchs sprang zunächst hinten äußerst vorsichtig, machte vorne einmal einen Fehler und entschied sich dann, es SpaceX-Investor Elon Musk gleich zu tun und in Richtung Weltall zu expandieren. Damit sprang er deutlich höher als die nahen Verwandten, deren Erfolge im Körkatalog aufgeführt waren.

Der Vollblüter Lucky Boy xx ist der Stammvater des letzten gekörten Hengstes, Zuccarello (Z.: Holsteiner Verband) v. Zuccero, ein Sohn des Olympiahengstes Zirocco Blue. Bei dem hübschen Braunen, der vermögend sprang, ist Uriko der Muttervater. Großmutter Shamrock brachte den populären Vererber Crunch (Stamm 776).Air Jordan 1 Outlet Store | DIARIOCALLEDEAGUA ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).