Holsteiner Körung: Publikumsliebling doch in Auktion, 20 Hengste gekört, sechs Prämien

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Holsteiner-Körung-2019-Freispringen

Holsteiner Körung 2019 (© www.st-georg.de)

Bei der Holsteiner Körung 2019 wurden 20 Hengste gekört. Sechs davon wurden mit einer Prämie ausgezeichnet. Darunter auch einer der erklärten Publikumslieblinge, ein Casall-Enkel v. Chopin.

Das Casall-Blut war stark vertreten in der Kollektion, die beim Freispringen mehrere Highlights aufzuweisen hatte. Aber die Körquote war in dieser Genetik eher gering. Neben dem Prämienhengst Chinchero (alle Prämienhengste finden Sie unten näher beschrieben) erhielten noch zwei direkte Casall-Söhne die Zuchtzulassung. Ein statiöser Schwarzbrauner aus einer Lasino-Mutter und ein geschmeidig durch den Körper springender Brauner aus einer Cassiano-Mutter. Dazu kam noch ein Urenkel. Dieser Schimmel, ein kraftvoll springender Hengst aus einer Con Air-Mutter, stammt aus dem ersten Jahrgang von Charleston v. Cascadello.

Die Prämienhengste der Holsteiner Körung 2019

Fidano, Schwarzbrauner v. Fidertanz-Silvano
(Z.: ZG Pflüger & Ahrens, Weddingstedt)

Dieser wuchtige Fidertanz-Sohn war als einziger Dressurhengst gekört worden und stand nur zum Verkauf, sollte er nicht gekört werden. Mit der Prämie steht schon fest, dass er in Elmshorn seine Box beziehen wird. Er wurde vom Holsteiner Verband, präziser der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH aufgezogen und ausgestellt. Ein typischer Sohn seines Vaters – von Kopf bis Schweif. Marke „heavy weight“. Der vorne links etwas zeheneng stehende Schwarzbraune trabte mit ausreichend Schluss aus dem Hinterbein, das sich mit hohem Sprunggelenk bewegte. In dem eng bemessenen Raum, der den Hengsten zum Freilaufen blieb, vermochte er dennoch ausbalanciert zu galoppieren. Im Geradeaus auf einer Rennbahn dürfte dieser kapitale Zweieinhalbjährige in dieser Gangart sicherlich noch mehr punkten.

Die Großmutter ist dreifache Hengstmutter. Sie entspringt dem Stamm 776 mit Leistungshengsten wie Lordanos oder dem aktuell so populären Crunch.

Baloubetto, Dunkelbrauner v. Balou du Rouet-Diarado
(Z.: Klaus-Peter Wiepert, Neuratjensdorf)

Der schwedische Pferdehändler Johan Ifverson war Aussteller dieses Prämienhengstes, der schon als Auktionsfohlen ins Auge gestochen hatte. Wenn der schicke Dunkelbraune um die Ecke kommt, weiß man gleich: Hier kommt ein Hengst. Der Oldenburger Vater Balou du Rouet, Platz neun der Weltrangliste der besten Springpferdevererber laut Weltzuchtverbands-Gemeinschaft (WBFSH), zählt zu den Leistungsgaranten unter den Hengsten von Paul Schockemöhle. Muttervater Diarado, ehemaliger Siegerhengst, ist sein Boxennachbar. Der Hengst war wach, konzentrierte sich aber, sobald er eine Stange in den Fokus nahm. Er sprang jede Höhe elastisch und mühelos und benutzte dabei vorbildlich seinen Körper. Schnelle Reflexe komplettierten diesen Strahlemann, der nicht nur sportlich einen blendenden Eindruck hinterließ, sondern als Zweibeiner vermutlich mit 14 Abitur machen könnte. Stamm 6848, die Großmutter brachte zwei gekörte Söhne, Levisto Son v. Levisto und Liberator v. Linaro.

Chinchero, Brauner v. Chopin-Clarimo
(Z.: Manfred von Allwörden, Grönwohld)

Einer der erklärten Publikumslieblinge. An Modernität konnte ihm kein anderer Hengst im Körlot das Wasser reichen. Ein herrlich waches Gesicht, trockene lange Beine. Im Mittelstück dabei deutlich im Rechteckformat konstruiert. Der noch jugendliche Hengst, Mitte Juni geboren, trabte leichtfüßig und sprang mit Spaß alle Aufgaben, die ihm gestellt wurden. Ein Pferd, das jederzeit mit seinem Körper zurechtkommt. Eine Augenweide. Zunächst stand der Hengst als unverkäuflich im Katalog. Doch nach dem Freispringen wurde auf der Homepage des Verbandes bekanntgegeben, dass der schicke Braune nun doch in der Auktion zum Verkauf stünde.

Der Stamm 7709 hat keine internationalen Sportspitzen in Reihe geliefert. Die Großmutter von Chinchero, Tamara v. Cassini, hat aber bereits der Stute Zooey v. For Pleasure das Leben geschenkt, die in internationalen Springen erfolgreich ist.

Cahil, Schimmel v. Cornet Obolensky-Contender
(Z.: Manfred von Allwörden, Grönwohld)

Genetik, wie sie internationaler – aber auch „Holsteinischer“ – kaum geht: Olympiahengst Cornet Obolensky, Vierter der WBFSH-Rankings 2018 als Vererber, trifft auf die Operette III v. Contender-Cor de la Bryère-Caretino. Damit ist eine enge Inzuchtkomponenente auf den Linienbegründer Cor de la Bryère gegeben.

Operette ist darüber hinaus auch noch die Mutter von Vienna Olympic. Diese Stute war unter Scheich Ali Al Thani (QAT) 14. in der Einzelwertung der Weltmeisterschaften in Caen und nahm an Weltcup-Finals teil. Dass der Schimmel, der sich auch ansprechend zu bewegen wusste, über jede Menge Vermögen verfügte, war nicht zu leugnen. Sein Respekt vor den Stangen war aber außerordentlich ausgeprägt. Man muss sich fragen, ob diese Gewaltsätze heutzutage noch zeitgemäß sind. Und wer die wirkliche Qualität des gezeigten Hengstes reell einzuschätzen vermag.

Milbridge, Brauner v. Million Dollar-Cambridge
(Z.: Magnus Redderberg, Ahrensbök)

Aus dem ersten Jahrgang des Hengstes Million Dollar, der sich züchterisch großer Beliebtheit in Holstein erfreut, wurden zwei Söhne gekört. Der eine sah aus wie sein Großvater Plot Blue – breite weiße Blesse, Urgroßvater Pilot lässt farblich grüßen. Der andere aber sah aus wie ein Holsteiner. Ein Muskelpaket, braun, mit markantem Hals. Ein toller Hengst im Modell wie in der Bewegung. Und ein Springpferd, das mit Kraft und Übersicht die Aufgaben meisterte, die ihm gestellt wurden. Im Verlauf des Freispringens ließen seine zunächst sehr schnellen Reflexe etwas nach. Doch nach einem Moment der Unsicherheit und einer leichten treibenden Aufforderung vom „Bodenpersonal“, sprang er auch die Höchstabmessungen souverän. Er sprang nicht einmal verkrampft. Im Habitus ein „echter Hengst“!

Genetisch kann er „auf dicke Hose“ machen: Vater Million Dollar ist ein Sohn von Marcus Ehnings WM-Pferd Plot Blue von 2010. Der Niederländer ging im selben Finale wie Million Dollars Muttervater Vigo d’Arsouilles – und der wurde unter dem Belgier Philippe Lejeune Weltmeister. In dritter Generation folgt dann Cento, der unvergessene Schimmelhengst, dem Otto Becker den Titel „Weltcupsieger“ verdankt. Und weil bei Pferden ja die Mütter und die Stämme nicht vergessen werden dürfen: Milbridges Mutter Louise v. Cambridge-Calypso II ist eine Vollschwester zum Hengst Chambertin. Der wiederum hat nicht nur diverse Holsteiner Weltpferde gezeugt, sondern ist auch Vater von Chacco-Blue, der Nummer eins aller Springhengste in der Zucht.

Soleto Schimmel v. Somersby-Contender
(Z.: Witt Pferdezucht GbR, Wellinghusen)

Von einem Holsteiner Vater, Somersby, mit dem Hannoveraner Vater Stakkato stammt der letzte Prämienhengst der Holsteiner Körung 2019 ab. Der hübsche Schimmel machte einen äußerst wachen Eindruck. Und beim Ehrgeiz verteilen hat er auch laut „hier!“ gerufen. Mit hoher Grundgeschwindigkeit sprang er durch die Freispringgasse. Vermutlich, um Publikum und Körkommission so zu zeigen, über welch schnellen Reflexe er verfügte. Sein Ehrgeiz half ihm auch, als er suboptimal abgelassen wurde und trotz unrhythmischem Anfang immer noch am Schlussoxer seine ganze Qualität zeigte. Selbstbewusst gebärdete er sich auch an der Hand.

Der Stamm 741 hat Springpferde wie die Hengste Colore/ Hans Dieter Dreher oder den hochgeschätzten Cardento hervorgebracht.

Internationale Sportgene bei Holsteiner Körung

Den Westfalen Comme il faut, EM-Pferd von Marcus Ehning, hatte der gekörte Charaktervoll zum Vater. Auch hier war der Großbäcker Manfred von Allwörden Züchter und Aussteller. Der Industrielle vom Grönwohldhof hatte 2019 einen ganz besonders starken Jahrgang Holsteiner Hengste präsentiert. Quantitativ und qualitativ! Der Comme il faut-Sohn war ein schicker Typ, der gut sprang. Im letzten Dritter der Flugkurve hätte er noch mehr „zu Ende springen“ dürfen.

In derselben Herde groß geworden ist auch der nächste „gekörte“ aus der Hand des Bäckers: Diano v. Diamant de Semilly aus einer Vollschwester von Casall, Blixa v. Caretino. Ein drahtiger Athlet, grundschnell, mit guten Reflexen und auch hinten sehr gut springend. Aus dieser Vaterlinie erhielt noch ein Diarado-Sohn das O.K. für den Deckeinsatz. Außerdem wurde ein Dinken-Sohn gekört, der sich auffällig festhielt beim Freispringen. Er gehört der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH.

Etwas Vollblut brachte ein formschöner Sohn von Ikarus Son (v. Ibisco xx) ins Körlot. Vor allem schön war ein Levisto-Sohn mit nun ausgesprochener Deckerlaubnis. Aus der Ladykiller xx-Linie wurde außerdem einer von drei Livello-Söhnen gekört. Ein charmanter und noch recht jugendlicher Schimmel mit auffallend kurzer Hinterröhre und langem Unterschenkel. Lord Z stellte ein kompaktes Kraftpaket mit viel Vermögen. Der Fuchs wurde ebenfalls gekört. Ferner dürfen noch ein Uriko-Sohn und in der Machart an seinen Großvater Vigo d’Arsouilles erinnernde Fuchs v. Vagabond de la Pomme decken. Auch hier war Manfred von Allwörden der Aussteller.Men’s Air Jordans 1 release dates | is factory outlet store legit

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).