CHIO Aachen: Isabell Werth unschlagbar

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Isabell Werth ist in Topform. In Aachen zeigte sich die Deutsche Nummer eins von der besten Seiten. Unschlagbar – mehr muss man zu ihrem Ritt im Grand Prix Special der CDIO-Tour nicht sagen. Mit über 78 Prozent verließ Satchmo gelassenen Schrittes das Viereck. Platz zwei ging an die Holländerin Adelinde Cornelissen und Parzival (75,20), Nadine Capellmann wurde mit Elvis Dritte (72,240).

Wenn Satchmo einen Fehler machte, dann den beim ersten Gruß hinten zu ruhen. Danach erlaubte sich der Hannoveraner Sao Paulo-Sohn keine Unachtsamkeiten mehr. Dressurreiten soll im Idealfall die Synthese von Pferd und Reiter sein. Isabell Werth war heute nah an diesem Ideal. Auch wenn die Noten des Richterkollegiums, dessen unterschiedliche Sichtweisen einmal mehr für Diskussionsstoff am Rande des Vierecks sorgten, nicht in jedem Fall das widerspiegelten, was im Aachener Viereck geschah, waren die Zwischennoten von 82 Prozent und höher gerechtfertigt. Für eine Traversale gab es einmal eine Zehn, die abschließende Mittellinie mit Passagen und Piaffe, wurde durchgängig mit Achten und Neunen beurteilt. „Das war super“, sagte Isabell Werth direkt nach ihrem Ritt. Jetzt gilt es, diese Form bis Hongkong zu halten. Und da wurde selbst die erfolgsverwöhnte Dressuramazone für eine Sekunde etwas nachdenklich, „ja, genau.“
Die Überraschung in den Dressurentscheidungen in Aachen ist die Niederländerin Adelinde Cornelissen. In ihrer Heimat gilt sie als Nummer vier, fährt offiziell als Ersatzpaar mit nach Hongkong. Das mag aber auch eine Finte des niederländischen Nationalcoachs Sjeff Jansen sein, bei dem die Englischlehrerin seit einiger Zeit trainiert. Anders als die Schüler des Ehemanns von Olympiasiegerin Anky van Grunsven kann man der jungen Frau aber beim Abreiten durchaus zugucken: Kein übertrieben enges Einstellen des Halses, kein minutenlanges Verharren im Stand mit vollem Druck auf den Zügeln. Entsprechend locker geht der elfjährige Parzival, ein KWPN-Wallach, den Adelinde Cornelissen seit dessen fünftem Lebensjahr reitet. 75, 2 Prozent waren der verdiente Lohn für eine gleichmäßige Aufgabe, in der sich der Fuchs als ein nahezu „komplettes“ Pferd zeigte: Gute Übergänge von den Piaffen in die Passagen, lockere Serienwechsel, die durchgängig mit Achten bewertet wurden. Wer etwas suchen möchte, der wünschte sich generell mehr Biegung, vor allem in den Traversalen. Als letzte Starterin musste Nadine Capellmann ins Viereck. Elvis ging so, wie man ihn kennt. Die Anlehnung nicht immer konstant, in den Traversalen verwarf er sich deutlich. In der ersten Piaffe quittierte er zunächst den Dienst, später ging er dann bis zur Galopptour fehlerfrei. In den Einerwechseln sprang Elvis einen fliegenden Galoppwechsel beidbeinig, was in der Jury allerdings nur von einem der Juroren bemerkt wurde. Zum Ende der Prüfung steigerte sich der hannoversche Esprit-Sohn. Die zweite Pirouette und die abschließende Piaffe-Passage-Tour gelang besser. 72,24 Prozent standen am Ende zu Buche, damit war Nadine Capellmann noch etwas besser als die Schweizerin Silvia Iklé. Ihr Salieri CH ging eine sehr gleichmäßige Runde, zeigte aber mehrfach die Zunge. Vor allem in der Schlusspiaffe war das Maul weit offen. Alle sahen es, die Richter nicht. Sie zogen Noten bis neun. Die hatten sie auch schon in der ersten Piaffe-Passage-Tour verteilt. Da zu recht.
Ein lockerer, aber insgesamt doch wenig geschlossener Max ging voll im Erwartungshorizont: Guter Schritt, dafür schwankende fliegende Galoppwechsel, Taktfehler im starken Trab, die zappeligen Piaffen… Mit 71,56 wurde Kyra Kyrklund (FIN) Fünfte. Enttäuschend verlief Heike Kemmers zweiter Auftritt in Aachen. Bonaparte war aufgekratzt. Seine Haltung zwischen hoch eingestellt und aufgekröpft und die gespitzten Ohren sprachen Bände. Immerhin sahen viele Zuschauer eine neue Lektionskombination: Direkt vorm Einreiten trabte sie in einer Piaffe leicht. Die Gelassenheit brachte das aber auch nicht zurück. Es kam zu Taktfehlern, die Traversalen waren extrem eng im Hals, die erste Piaffe-Passage-Tour gelang, dafür gab es aber ein Missverständnis vorm Angaloppieren. Der gröbste Patzer: Fehler in den Einerwechseln, Platz sechs (71,160).
Die Dänin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein wurde mit Digby Siebte (70,40) und setzte sich knapp vor Matthias Alexander Rath und Sterntaler. Nach dem verpatzten Grand Prix sah es zu Beginn der Aufgabe noch so aus, als wolle der junge Mann den Selektoren noch einmal deutlich machen, dass sie ihn bitte noch nicht abschreiben sollten. Die Piaffen gelangen, es gab ein leichtes Schwanken, aber kein Ungehorsam. Für den Schritt wurde wieder eine Zehn gezückt und die Zweier- wie auch die Einerwechsel gelangen problemlos. Auch die neun Einwechsel zwischen die Pirouetten saßen und die Richter griffen wieder in den Teil der Schublade, in der die Achten und Neunen liegen. Aber dann: In der zweiten Piroutte war sich das Paar aus Hessen uneins, die folgenden Trablektionen gelangen. Aber dann die letzte Mittellinie: Die Passage gelingt, in der Piaffe deutet sich ein Problem an und Matthias Rath reitet nach vielleicht einmal drei Tritten in die Passage. Die Quittung: Noten zwischen eins und vier. Anschließend musste Sterntaler genau diese Lektionsfolge noch einmal gehen. Und da klappte es im zweiten Anlauf gut…

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