Frankfurt: Favoritin Blind Date gewinnt Nürnberger Burgpokalfinale

Von
Blind Date und Brigitte Wittig

Frankfurt 19.12.2009 Internationales Festhallen-Reitturnier Dressur NŸrnberger-Burgpokal (Finale) Foto: Julia Rau (© Julia Rau)

„Da muss
ich fünfzig werden, um endlich das Nürnberger Burg-Pokal-Finale zu gewinnen,“
stellte Brigitte Wittig etwas ironisch fest. Vom Aufsichtsrat-Vorsitzenden der
Nürnberger Versicherungen Hans-Peter Schmidt wurde sie nicht nur als Siegerin
des diesjährigen Finales geehrt, sondern erhielt zugleich einen Sonderpreis für
ihre sieben Finalteilnahmen.

Insgesamt haben Brigitte und Wolfram Wittig bisher ein Dutzend Pferde für das Finale qualifiziert, die meisten von ihnen hatten Wolfram Wittigs Dressur-Grand-Prix-Hengst Breitling W zum Vater. Der Nürnberger Burg-Pokal ist für uns eine wichtige Etappe in der Ausbildung unserer Pferde, so Wolfram Wittig, aber ich bin der Meinung, man sollte das Alter auf sieben- und achtjährige Pferde beschränken. Die neunjährigen sollten schon im Grand Prix-Sport gehen. Ich bin absolut der Meinung, dass ein neunjähriges Pferd wie Totilas oder früher Isabell Werths Gigolo oder Reiner Klimkes Ahlerich an einem Championat teilnehmen und in der Spitze mitreiten können. Wenn wir mit der Ausbildung vierjährig beginnen, was sollen wir dann mit den Pferden tun, bis sie zehn sind, wenn wir erst so spät mit dem Grand Prix-Sport beginnen? Und so dürfte für die siebenjährige Hannoveraner Blind Date ihre Zeit in Prix St. Georges/Inter I-Prüfungen auch bald vorbei sein. Apropos sieben: offensichtlich eine Glückszahl für die Siebenjährige, denn bei sieben Starts in diesem Jahr siegte sie siebenmal Einlauf- und Qualifikationsprüfung zum Nürnberger Burg-Pokal-Finale in Mannheim, Prix St. Georges und Intermediaire I beim CHIO Aachen, eine S-Dressur beim Turnier in Paderborn und last but not least nun die Einlaufprüfung und die Finalprüfung beim Nürnberger Burg-Pokal-Finale in Frankfurt. So kanns weitergehen!
Das Siegen war in Frankfurt allerdings schwerer als vielleicht im Vorfeld erwartet, denn in einem der qualitätsvollsten Finalen überhaupt hätte es rund ein halbes Dutzend würdiger Sieger gegeben und die Tagesform gab entscheidenden Ausschlag. Mit einer unheimlich lockeren, mit überragendem Antritt aus der Hinterhand, elastisch schwingendem Rücken und einer technisch nahezu perfekten Darbietung siegten Brigitte Wittig und die Fuchsstute von Breitling-Donnerhall mit einer der bisher höchsten, wenn nicht gar der höchsten in einem Burg-Pokal-Finale erzielten Wertnote von 77,25 Prozent und von allen fünf Richtern einstimmig auf Platz eins gesehen. Rund die Hälfte der zwölf Finalisten kamen allerdings zumindest zu Beginn ihres Rittes ebenfalls im hohen Siebzig-Prozent-Bereich und die sich im Besitz von Sissy Max-Theurer befindliche, von Helen Langehanenberg vorgestellte, neunjährige westfälische Florestan-Tochter Fleur Rubin, die in der Trabtour zeitweise über achtzig Prozent lag, aber in der Galopptour Punkte u.a. in der Galoppirouette liegen ließ und mit 71,50 Prozent Fünfte wurde. Ein Pferd mit ganz großem Potential ist auch Uta Gräfes neunjähriger Rapphengst Le Noir, die gemeinsam den Sonderpreis für das beste Rückwärtsrichten erhielten, aber ebenfalls aufgrund von Fehlern trotz hervorragender Grundtendenz auf Platz sechs (70,60) kamen. Vierte (72,15) wurden Dorothee Schneider und die siebenjährige, überaus elegante, sich mit größter Leichtigkeit vor allem im Tab bewegende, schwarzbraune Hannoveraner Stute Diva Royal v. Don Frederico, die sich zwar schon weniger beeindruckt von der ungewohnten Umgebung zeigte als noch am Vortag, aber am Ende einige Spannung – vor allem in der Galopptour eine noch höhere Note verhinderte. Eine deutliche Steigerung von der Einlaufprüfung zum Finale erlebten Markus Gribbe und der neunjährige, westfälische Hengst Farewell III v. Fidermark, den Gribbe erst seit April dieses Jahres reitet, Mit 66 Prozent bin ich gerade noch mit meinem Sieg in Vlotho-Exter ins Finale gerutscht. Ich wollte hier mindestens 67 Prozent erzielen, lachte der zufriedene Reiter. Fast sechs Prozent (72,75) legte der ausdrucksvolle, in guter Balance und Selbsthaltung, mit aktiv unter den Schwerpunkt tretender Hinterhand gehende Fidermark I-Rosenkavalier-Sohn noch einmal obendrauf. Ein toller Erfolg für den einstigen Bundeschampion.
Mit dem letzten Paar wurde die Prüfung noch einmal bis zur letzten Sekunde so richtig spannend. Schon am Vortag in der Einlaufprüfung hatten Fabienne Lütkemeyer und der neunjährige Hannoveraner Fuchswallach DAgostino v. De Niro-Shogun xx mit ihrem zweiten Platz durchaus Anspruch auf den Sieg angemeldet. Am Ende trennten sie mit 75,65 Prozent rund eineinhalb Prozentpunkte von den Siegern, aber auch sie waren unangefochten von allen fünf Richtern auf Platz zwei gesehen worden. Den Ausschlag für Blind Date gab nach Ansicht von Chefrichter Dietrich Plewa die größere Ausgeglichenheit und Zuverlässigkeit über alle Lektionen hinweg der jungen Stute, DAgostino hat großartig in der Trabtour begonnen und dort Blind Date um nichts nachgestanden, aber in der Galopptour war die Vorstellung von Blind Date noch überzeugender gewesen. Die zwanzigjährige Abiturientin hatte auf einen Start im Worldcup-Finale der Jungen Reiter zu Gunsten ihrer Teilnahme am Nürnberger Burg-Pokal-Finale verzichtet, Für DAgostino ist es mit seinen neun Jahren die letzte Möglichkeit gewesen, am Finale teilzunehmen und ich wollte mich gerne mit den anderen guten jungen Pferde in Deutschland messen. Ich kann auch noch im nächsten Jahr am Worldcup-Finale der Jungen Reiter teilnehmen. Den großlinigen Hannoveraner hatte sie vor einem Jahr in ihren Stall bekommen und war mit ihm bereits Kür-Europameisterin der Jungen Reiter in diesem Jahr geworden. In einem Jahr, so hofft die couragierte und nervenstarke Tochter von Gina Capellmann-Lütkemeyer, wird sie mit DAgostino, den sie mit viel Risiko in den Verstärkungen vorgestellt hatte, in den Grand-Prix-Sport einsteigen.
Das 18. Nürnberger Burg-Pokal-Finale brachte gleich zwei sehr positive Aspekte mit sich, so auch Dietrich Plewa, Die Qualität der Pferde war so hoch wie selten zuvor, aber mich freut es vor allem auch, dass sich die Reitweise so positiv entwickelt hat. Wir haben heute keine engen Hälse oder harte Einwirkungen gesehen. Bleibt für den deutschen Dressursport zu hoffen, dass möglichst viele der jungen Pferde in Deutschland verbleiben werden.
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