Legendäre Ritte: Mark Todds und Charismas Olympiasieg in Seoul 1988

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Vor fünf Jahren, also noch vor dem Heldenstück von Michael Jung und Sam, haben wir über Mark Todd und Charisma berichtet, die damals noch einzigen Doppelgold-Gewinner in der Vielseitigkeit der olympischen Nachkriegsgeschichte. (© St.GEORG/Zimmermann)

Eigentlich sollten schon längst die ersten Gelände- und Vielseitigkeitsturniere stattfinden. Doch Corona sei Dank wird daraus ja nun nichts. Vielleicht eine gute Gelegenheit, sich an die Helden der Vergangenheit der Krone der Reiterei zu erinnern. Heute: die Doppel-Olympiasieger Mark Todd und Charisma.

Vor Michael Jung und Sam gab es in den 1980er-Jahren schon einmal ein Dreamteam der Vielseitigkeit, das zweimal hintereinander olympisches Einzelgold gewann: der 1,90 Meter-Hüne Mark Todd, bis dato noch ein Milchbauer, der einen Großteil seiner Kühe verkaufen musste, um seinen Traum von Olympia zu finanzieren, und sein 1,55 Meter kleiner neuseeländischer Vollblut-Mix Charisma v. Tira Mink xx.

Mark Todd, Ausbilder unzähliger Vier- bzw. heute Fünf-Sterne-Pferde, sagt bis heute, er habe das große Glück gehabt, ein Pferd reiten zu dürfen, das den Namen Champion verdient – eben jenen kleinen Dunkelbraunen, der im Gelände 1000 Füße zu haben schien und jede Herausforderung der (Vielseitigkeits-)Welt mit seiner leichtfüßigen Art und seiner katzenartigen Geschmeidigkeit wie ein Kinderspiel aussehen ließ.

Charismas Mutter führte ebenfalls Vollblut in ihrer Ahnengalerie. Außerdem hatte sie einen guten Schuss Connemara-Blut. Eine gute Mischung, wie man zum Zeitpunkt von Charismas Geburt 1972 ja bereits dank Stroller und Marion Coakes wusste! Irgendwo weiter hinten in Charismas Pedigree soll auch ein Percheron auftauchen. Aber davon war im Phänotyp nichts mehr zu sehen. Nur in Sachen Appetit konnte er seine Ahnen nicht verleugnen. Der war immer äußerst gesegnet!

Als Charisma zu Mark Todd kam, war er bereits in Neuseeland unter Sharon Dearden erfolgreich unterwegs gewesen. Die beiden standen sogar schon auf der Longlist für die Olympischen Spiele in Los Angeles. Dennoch wollte Dearden Charisma verkaufen. Mark Todd probierte ihn aus. Das passte! Er nahm ihn mit in seine Wahlheimat England und verlor keine Zeit. Ihr Vier-Sterne-Debüt gaben sie in Badminton: Platz zwei. Los Angeles rief.

Es waren die ersten Olympischen Spiele für den damals 28-jährigen Todd, der schon 1980 nach Moskau hatte schielen können. Doch diese Spiele vielen ja aus politischen Gründen aus. So ging für Todd schon mit der Teilnahme ein kleiner Traum in Erfüllung. „Ich war wie ein Kind im Süßigkeitenladen, als ich durchs olympische Dorf ging“, erzählte Todd einst von seinem Debüt unter der olympischen Fackel. „Man sah all diese großartigen Sportler wie Carl Lewis usw.“ Und er war einer von ihnen. Auch wenn er das erst ein paar Tage später herausfinden sollte.

„Ich wusste, dass Charisma in Topform ist. Alles passte für uns. Er war in so fit, dass es eines der wenigen Springen war, in denen er null ging.“ Die bunten Stangen flößten dem schlauen Wallach nämlich wie vielen seiner Kollegen ja auch, ansonsten wenig Respekt ein. Doch diesmal passte alles im Parcours auf der Rennbahn von Santa Anita. Das Ergebnis: Gold. Ein Traum wurde wahr für Mark Todd. „Der Unterschied bei Olympischen Spielen ist, dass jeder etwas damit anfangen kann“, erklärte Mark Todd einst auf die Frage, was denn einen Olympiasieg von einem ersten Platz in Badminton unterscheide. „Badminton zu gewinnen, sagt jemandem auf der Straße nichts. Aber jeder weiß, dass man das beste in seinem Sport ist, wenn man eine olympische Goldmedaille gewonnen hat.“

Todd war damals der erste Reiter seiner Heimat Neuseeland, der je eine Medaille gewonnen hat. Und es sollte ja nicht bei dieser einen bleiben.

Doch Charisma war in Los Angeles zwölf Jahre alt, würde in Seoul also 16 sein. Aus heutiger Sicht eigentlich kein Alter, auch nicht für ein Buschpferd. Doch damals gab es ja noch das Langformat mit Rennbahn und zwei Wegestrecken. Das war eine noch härtere Prüfung für die Pferde. Todd suchte schon nach einem potenziellen Ersatzpferd. Aber Charisma verblüffte ihn, indem er mit jedem Jahr nur noch besser wurde. Er wollte nach Seoul. Und dorthin kamen sie auch.

Nach einer Traum-Dressur und fehlerfreiem Gelände lag das Paar Todd/Charisma vor dem Abschlussspringen mit zwei Abwürfen Vorsprung in Führung. Das war auch gut so, denn wie gesagt, Springen war ja immer etwas heikel. Aber am Ende erklang erneut die neuseeländische Nationalhymne. Gekrönt wurde der Erfolg noch mit einer Bronzemedaille in der Mannschaftswertung Seite an Seite mit Margaret Knighton, Andrew Bennie und Tinks Pottinger.

Seoul war Charismas letztes Turnier. Danach ging er in Rente und verbrachte noch lange glückliche Jahre auf der Weide bei seinem Reiter, ehe mit 30 Jahren starb.

Hier noch einmal Todds Weg zum zweiten Olympiagold:

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.