Weltcupfinale 2017, 2. Quali: Wieder McLain Ward, zwei Deutsche im Stechen

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Platz drei ging an den Schweizer Romain Duguet. Auch für ihn hat sich erst spät herausgeschält, welches Pferd er mit nach Omaha bringen würde. Die Stute Twentytwo des Biches war nicht seine erste Wahl, aber wie sich nun herausstellte, nicht die schlechteste.

Pauline von Hardenberg

Romain Duguet (SUI) und Twentytwo des Biches     Foto: Pauline von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

Die Dunkelfuchsstute war zwar eine Sekunde langsamer als Forlap mit Wathelet aber immer noch schneller als der zweite Schweizer im Stechen, Martin Fuchs mit Clooney. Der Schimmel v. Cornet Obolensky ist nicht der schnellste, aber ein sicheres Pferd. Für die beiden Deutschen, die noch im Rennen lagen, lief es dann im Stechen nicht ganz so wie erhofft. „War schön, dass wir zwei drin hatten“ bilanziert Bundestrainer Otto Becker und spricht von einem „Zwischenhoch“.

Lehrmeister und Schüler auf Platz fünf und sechs

Marcus Ehning hatte im Normalparcours den ersten Nuller geschafft in einem Kurs, der laut US-Springikone Peter Leone vor allem eines von den Pferden verlangte, Kraft. Pret a tout, gestern noch etwas überengagiert unterwegs auf einer Linie, zeigte eine dieser typischen Ehning-Runden: Alles sieht einfach aus – die 1,60-Meter-Oxer, eine eigenwillige schmale Konstruktion mit schmalen Mauerkästen oben, eine luftige mintfarbene, dünne und damit leichte Planke, die mächtige dreifache Kombination, zwei Oxer dann ein Steilsprung, die Triplebarre – alles ganz easy. Und schnell ist der Fuchs, mit dem Ehning im vergangenen Jahr siegreich in Global Champions Tour-Springen war, auch noch. „Ich war schon gestern sehr zufrieden“, sagte Marcus Ehning, der sein Pferd als „unheimlich grundschnell“ bezeichnet.

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Spitzenrunde im Normalparcours, volles Risiko im Stechen: Marcus Ehning und Pret a tout Foto: Pauline von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

Der zweite, der sich zum Stechen, in dem letztendlich sechs Reiter landen sollten, so wie es sich Parcourschef Alan Wade gewünscht hatte, war Guido Klatte jr. Mit seinem Qinghai ist er der amtierende Europameister der Jungen Reiter. Bei Marcus Ehning hat er schon einmal sieben Monate trainiert. Auch wenn es einmal in der Dreifachen Kombination brenzlig wurde, blieben alle Stangen liegen. Der 21-Jährige hatte für die Sätze, die sein Quidam de Revel-Sohn im Parcours zeigte, nur eine Beschreibung zur Hand: „Der ganze Parcours, das war schon gewaltig. Schon am ersten Sprung habe ich gemerkt, der will heute gar keinen Fehler machen.“

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Schrecksekunde: Guido Klatte jr. und Qinghai im Stechen      Foto: Pauline von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

Doch Marcus Ehning, der einiges riskierte im Stechen, kam mit zwei Abwürfen nach Hause, Platz fünf. Für eine Schrecksekunde sorgte Qinghai als er bei einer recht engen Wendung auf einen Oxer im Stechen die Bremse zog. Danach sprang er wieder beherzt zu, ein Springfehler unterlief ihm aber doch – Platz sechs in der zweiten Qualifikation für Guido Klatte jr., der der jüngste Teilnehmer des Weltcupfinales ist. Nach zwei Qualifikationen liegt er als bester Deutscher an fünfter Position mit sieben Strafpunkten, Ehning ist mit zehn Zählern an Position zehn gelistet.

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Und dann war wieder alles gut: Guido Klatte jr. und Qinghai  rangieren vor dem Finale auf Position fünf.       Foto: Pauline von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

Überragend, wie Guido das hier so cool gemacht hat

Bundestrainer Otto Becker

Otto Becker ist zufrieden mit seinen Reitern. Mit Klatte und Ehning sowieso, aber auch mit Ludger Beerbaums Abschneiden. Die championatserfahrene Chiara hatte drei Abwürfe, „sie sprang aber besser als sich das Ergebnis zwölf Strafpunkte anhört“, findet Becker. Auch Ludger Beerbaum ist den Umständen entsprechend zufrieden.

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Ludger Beerbaum und Chiara Foto: Pauline von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

„Sie ist ein Pferd für draußen, war nie das große Hallenpferd, da fehlte ihr immer die letzte Konstanz. Es war klar, dass sie Casello, der in der Hallensaison in den letzten Wochen keinen einzigen Springfehler gemacht hat, nicht würde ersetzen können“. Beerbaum ist zwar für die Finalrunde der besten 30 qualifiziert, reitet aber lieber morgen den Großen Preis.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).