Das Pferd koppt – was tun?

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Hier hat sich das Aufsetzen so manifestiert, dass das Pferd sogar auf der Weide koppt. Man vermutet, dass beim Koppen ein chemischer Prozess im Organismus in Gang gesetzt wird, der auf das Pferd wie eine Droge wirkt. (© www.slawik.com)

Das Pferd koppt – nicht gut, aber auch kein Weltuntergang. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein bis acht Prozent aller Pferde koppen. Die Veranlagung ist tatsächlich vererbbar. Trotzdem muss es nicht so weit kommen. Und eines sei gleich vorweg gesagt: Kopperriemen sind keine Lösung des Problems, sondern Tierquälerei!

Wenn das Pferd koppt, öffnet es mittels Anspannen der Unterhalsmuskulatur den Schlundkopf und zieht Luft in die Speiseröhre. Es entsteht ein rülpsendes Geräusch, der sogenannte Kopperton. Die meisten Kopper setzen dabei die Schneidezähne auf einen waagerechten Gegenstand auf (Aufsatzkopper). Routinierte Pferde können auch frei koppen, indem sie den Kopf beim Zusammenziehen der Halsmuskeln erst in Richtung Brust nicken und ihn dann nach vorne schnellen lassen (Freikopper).

Das Pferd koppt – mögliche Ursachen

Schlechte Haltung und falsches Training führen besonders bei „blütigen“ Pferden mit hohem Vollblutanteil zu Stress. Ist das Pferd dann noch genetisch vorbelastet (s.u.) kann ein zusätzliches einschneidendes Ereignis wie beispielsweise die Trennung von vierbeinigen Freunden das Koppen auslösen. Untersuchungen haben ergeben, dass besonders unter Renn- und Dressur- sowie Westernpferden, die in der Pleasureklasse starten, viele Kopper zu finden sind. Wahrscheinlich hängt das mit der Haltung und den Ausbildungsmethoden in diesen Disziplinen zusammen. Außerdem deuten die Ergebnisse einer englische Studie von 2002 auf einen Zusammenhang zwischen Magenproblemen (Übersäuerung, Geschwüre) und Koppen hin. Magenprobleme entstehen vor allen Dingen durch zu viel Kraft- und zu wenig Raufutteranteil auf dem Speisezettel und durch Stress. Absetzer, die abrupt von Rau- auf Kraftfutter umgestellt werden, sind daher stark gefährdet.

Kann Koppen vererbt werden?

Ja! Dass es eine genetische Veranlagung zum Koppen gibt, gilt mittlerweile als sicher. Jüngste Forschungen des Schweizer Nationalgestüts Avenches bestätigen dies. Dort konnte man nachweisen, dass die Neigung zum Koppen vererbt wird. Man geht davon aus, dass mehrere Erbfaktoren in Kombination mit den äußeren Bedingungen das Koppen verursachen.“

Entsteht Koppen durch Nachahmen?

Nein! Diese Theorie gilt inzwischen als falsch. Wissenschaftlich konnte sie nie belegt werden. Wenn in einem Stall mehrere Pferde koppen, hängt das eher mit den für alle gleichermaßen unzulänglichen Haltungsbedingungen zusammen. Bei artgerechter Haltung braucht man sich also keine Sorgen zu machen. Fragt man mal herum, berichten Pferdehalter allerdings sehr wohl von Pferden, die sich durch einen koppenden Nachbarn haben anstecken lassen – aber auch wieder aufhörten, als der Nachbar weggestellt wurde.

Auslöser, dass das Pferd koppt

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Die Trennung von den Kumpels bedeutet für jedes Pferd Stress. Aber bei Pferden, die ohnehin schon koppen, kann jede Aufregung – auch große Freude – Grund sein, ihre Bewältigungsstrategie einzusetzen. (© www.slawik.com)

Viele Pferde koppen bei freudiger Erregung – vor allen Dingen beim Fressen, oder auch, wenn sie geputzt werden. Aber auch stressige Situationen, etwa wenn ein anderes Pferd weggeführt wird, können der Auslöser sein. Schließlich sind die Pferde so sehr daran gewöhnt, dass sie den Großteil des Tages und auch auf der saftigsten Wiese koppen. Das hängt womöglich damit zusammen, was im Körper passiert, wenn das Pferd koppt. Siehe unten.

Was bewirkt Koppen im Körper?

Man geht inzwischen davon aus, dass Koppen für die Pferde wie eine Droge ist. Körpereigene Opiate werden freigesetzt, die sowohl in Stress- als auch in euphorischen Glücksmomenten beruhigend auf das Pferd wirken. Beim Koppen sinkt die Herzfrequenz.

Krank durch Koppen?

Nein! Die frühere Vermutung, durch die geschluckte Luft käme es zu Gasansammlungen im Magen-/Darmtrakt, ist inzwischen widerlegt. Bei Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die meiste Luft durch den Rachen wieder ausströmt und nur ein sehr kleiner Teil im Magen landet. Tiermediziner aus der Praxis bestätigen, dass Kopper nicht häufiger unter Koliken oder Untergewicht leiden als andere Pferde. Bei Aufsatzkoppern sind allerdings die Schneidezähne häufig stärker abgenutzt. Auch kann es zu einer Verstärkung der Halsmuskulatur kommen. Beides beeinträchtigt aber nicht die Leistungsfähigkeit.

Kann man Koppen abgewöhnen?

Kaum möglich. Selbst unter besten Haltungsbedingungen koppen Pferde in der Regel weiter. Trotzdem muss die Haltung optimiert und Über-Erregung vermieden werden, wodurch das Verhalten zumindest reduziert wird. Dafür gilt es, Langeweile vorzubeugen – zwölf Stunden täglich sollten Pferde sich mit Fressen beschäftigen können. Zusätzlich kann man ihnen Spielzeuge anbieten. Das Kraftfutter sollte nicht zu schmackhaft sein, damit die Pferde sich nicht allzu sehr darauf freuen. Ersetzt man einen Teil durch Öl, ist es für die Pferde weniger lecker, hat aber den gleichen Energiegehalt (Tipps für die individuelle Energiebedarfsberechnung Ihres Pferdes finden Sie hier.).

Keine Problemlösung, sondern Tierquälerei

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Der Kopperriemen hindert das Pferd zwar daran, seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Aber die mechanische Unterdrückung des Frustbewältigungsmechanismus bedeutet zusätzlichen Stress für das Pferd. (© www.slawik.com)

Übel schmeckende Pasten auf waagerechten Gegenständen, Elektrodraht davor oder Elektroschocks ähnlich dem Teletact beim Hund, Kopperriemen und -OP – es gibt zahlreiche Methoden, mit denen man das Symptom Koppen bekämpfen könnte. „Aber sie sind tierschutzrelevant!“ sagen Experten. Schließlich haben die Pferde einen Grund, weshalb sie sie Koppen (siehe Ursachen für Verhaltensstörungen).

Wenn das Pferd koppt, kompensiert es Frust. Die Pferde leiden nicht darunter. Und gesundheitlichen Schäden sind auch nicht zu befürchten. Darum geht es für den Mensch vor allem darum, die Ursachen herauszufinden und abzustellen. Man kann Koppen nicht „abtrainieren“, denn es handelt sich nicht um eine schlechte Angewohnheit oder ein erlerntes Übel, sondern um eine Verhaltensstörung im eigentlichen Sinne, die eine wichtige Funktion für das Pferd erfüllt. Wer nur das Symptom bekämpft, bereitet dem Pferd zusätzlichen Stress und riskiert, dass es sich in seiner Not in eine andere Verhaltensstörung flüchtet.

Vorbeugen

Bei guten Haltungsbedingungen und pferdefreundlichem Umgang von Geburt an, werden auch stressanfällige oder genetisch vorbelastete Pferde nicht anfangen zu koppen. Mit Koppern sollte man jedoch nicht züchten.

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  1. Weiheiwei

    Darstellungen zum Koppen und dem Kopperriemen geraten leider oftmals emotionsgeladen einseitig. Daher hier einige Ergänzungen:
    Koppen ist eine Verhaltensproblematik und stressbedingt. Sie ist praktisch ein Problem schwacher Nerven oder besonderer Nervosität oder Empfindsamkeit beim Pferd und daher nicht nur haltungsbedingt. Es ist nicht nur eine schlechte Angewohnheit, sondern vielmehr ein zwanghaftes Verhalten und für das Pferd auch unangenehm, oftmals auch mit Problemen in der Rittigkeit verbunden. Aber ebenso, wie Raucher z.B. versuchen ihre Sucht zu bekämpfen und dann dankbar für Hilfestellungen sind, kommt es vor, dass Pferde den so verteufelten Kopperriemen gerne tragen, da er sie von dem Zwang befreit. Es hilft vielmehr, zu beobachten, wie das Pferd den Riemen oder andere Maßnahmen annimmt, wie sich sein Verhalten ändert und dann so zu reagieren. Einem Pferd, dass sich den Riemen gerne anlegen lässt und danach wohl fühlt, diese Hilfe zu versagen, ist ebenso falsch, wie einem Pferd, dessen Stresspegel durch einen solchen Riemen noch gesteigert wird. Ein korrekt angelegter Kopperriemen ist ebenso wenig eine Gefahr für ein Hängenbleiben wie ein Halfter – in beiden Fällen sollte es in der Box keine Möglichkeiten geben, an denen hängen geblieben werden kann.


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