Das Pferd webt – alles, was Sie über die Verhaltensstörung wissen müssen

Von
Bildschirmfoto 2017-08-25 um 11.50.14

Oft sind es besonders sensible, intelligente und hoch im Blut stehende Pferde, die eine Verhaltensstörung wie das Weben entwickeln. (© www.slawik.com)

Wenn das Pferd webt, machen die meisten Besitzer sich Sorgen, dass die Vorderbeine Schaden nehmen könnten. Aber ist diese Sorge auch begründet? Und wieso weben Pferde überhaupt? Kann man ihnen das abgewöhnen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wenn das Pferd webt, tritt es stundenlang von einem Vorderbein auf das andere. Das Pferd spreizt dabei die Vorderbeine bis zu 1,75 Meter auseinander und pendelt mit der Vorhand rhythmisch hin und her. Kopf- und Halshaltung sind von Pferd zu Pferd verschieden. Oft wird auch das jeweils entlastete Bein angehoben. Im Extremfall kreuzt das Pferd die Beine und tritt sich dann beim Pendeln unter Umständen selbst gegen den Kopf. Manchmal spielen die Pferde während des Webens mit der Zunge, lecken sich die Lippen, gähnen, schlagen rhythmisch mit dem Schweif, beißen in die Gitterstäbe oder den Krippenrand.

Wenn das Pferd webt – das sind die Ursachen

www.slawik.com

Ein Paddock vor der Box ist eine tolle Sache! Hier haben die Pferde Licht, Luft und vor allem direkten Kontakt zu ihren Kumpels. Da kommen die wenigsten PfPferde in die Not, eine Verhaltensstörung zu entwickeln.

Die Hauptursachen sind zu wenig Raufutter (Alle Infos zum Bedarfsberechnung in der Fütterung finden Sie hier), keine Bewegungsmöglichkeiten, wenig Sozialkontakt. Psychische Belastung durch traumatische Veränderungen, z.B. Stehphasen, Trennungsschmerz etc., Aufregung. Siehe auch Verhaltensstörungen im Allgemeinen.

Welche Pferde neigen zum Weben?

Untersuchungen haben gezeigt: Pferde mit hohem Vollblutanteil neigen zum Weben. Kaltblüter weben hingegen nur höchst selten. Bei einer Studie von 1986 haben italienische Forscher, die auch Kopper untersucht haben, Hengstlinien gefunden, in denen bis zu 26 Prozent der Pferde webten. Auch bei Webern scheint es also Gene zu geben, die ein Ausbrechen der Verhaltensstörung unter bestimmten Voraussetzungen wahrscheinlich machen. Renn- und Dressurpferde weben häufiger als Pferde, die auf Ausdauer trainiert werden, was sowohl mit der unterschiedlichen Haltung als auch mit den Trainingsmethoden zusammenzuhängen scheint.

Schauen Pferde sich das Weben ab?

Bisher konnte nicht nachgewiesen werden, dass Pferde Weben durch Nachahmung lernen. Aber es kann sein, dass der Mensch den Pferden das Weben unbeabsichtigt „beibringt“. Die Pferde weben nämlich häufig, wenn sie auf ihr Futter warten. Sie haben eine innere Uhr und wissen, wann es Zeit für den Futterwagen ist. Wird ihnen dann die Krippe gefüllt, sehen sie das als Belohnung.

Auslöser

Obwohl sie dabei ziemlich gelangweilt aussehen, ist es eher Erregung, die die Pferde zum Weben bringt. Die Ursache ist jedoch dieselbe – zu wenig Außenreize. Jede Abwechslung wird zu einem großen Ereignis: die Fütterung, Menschen im Stall etc. Irgendwann aber ist das Pferd zum Gewohnheitsweber geworden.

Macht Weben wirklich krank?

Nein! Obwohl die Ansicht, dass die Vorderbeine von Webern frühzeitig verschleißen, weit verbreitet ist, ist das nicht bewiesen. 1990 wurden Untersuchungen veröffentlicht, nach denen keine überdurchschnittliche Neigung zu Lahmheiten bei Webern belegt werden kann. Allerdings vermutet man, dass Serotoninmangel auch für das Weben verantwortlich ist.

Therapieren und Vorbeugen

www.slawik.com

Die beste Methode, webenden Pferden zu helfen: Ab auf die Weide!

In der Regel hören Pferde auf zu weben bzw. fangen gar nicht erst an, wenn sie in einem Offenstall stehen. Ist nur Boxenhaltung möglich, gilt es, dem Pferd möglichst viel Abwechslung zu bieten, um Erregungsspitzen zu vermeiden. Ideal: tagsüber Weidegang oder wenigstens ständiger Zugang zu Raufutter. Kraftfutterrationen sollten über mehrere kleine Portionen verteilt werden und die Fütterungszeiten sollten nicht zu starr sein, damit die Pferde sich nicht schon vorher darauf einstellen.

Außenboxen mit Blick auf eine Weide, einen Reitplatz oder eine Trainingsbahn bedeuten gerade für sensible Pferde mit großem Bewegungsdrang häufig Stress, wenn sie dort andere Pferde sehen, die gearbeitet werden oder sich frei bewegen dürfen. Webende Pferde, bzw. solche, die dafür anfällig sind, sollten daher eher in einem ruhigen Umfeld stehen, in dem sie zwar Beschäftigung haben, sich aber nicht zu sehr aufregen.

Wenn die Pferde trotz verbesserter Lebensumstände nicht aufhören zu weben, kann man versuchen, ihnen vorübergehend homöopathische Medikamente (keine Psychopharmaka!) zu geben, die das Pferd mental unterstützen und den Stress nehmen, den es durch das Weben zu kompensieren versucht. Alles was die Pferde mechanisch am Weben hindern soll (Sandsäcke an der Decke der Box oder gar Zusammenbinden der Vorderbeine), ist tierschutzwidrig! V-förmige Gittereinsätze in den Türen bewirken meist nur, dass das Pferd zurücktritt und hinter der Tür weiter webt. Man kann allerdings versuchen, ob es hilft, wenn man (splittersichere!) Spiegel in der Box anbringt. Das wurde bereits erfolgreich getestet.men’s new jordans release dates | nike jordan 1 outlet