Mit den Augen des Pferdes sehen & Probleme im Pferdeauge erkennen

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Mit einem Auge kommen Pferde oft noch gut zurecht. Sind sie völlig blind, wird es meist sehr schwierig.

Das Tückische: Aus einer scheinbar harmlosen Entzündung oder leichten Verletzung des Auges kann sich bei nicht ausreichender Versorgung eine ernsthafte Krankheit entwickeln,
 die schlimmstenfalls zur Blindheit führt.

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Erkranktes Pferdeauge mit periodischer Augenentzündung (Mondblindheit). (© www.slawik.com)

Periodische Augenentzündung (Mondblindheit)

Auch Equine rezidivierende Uveitis kurz ERU genannt.

Durch Bakterien hervorgerufene Entzündungen schädigen die Strukturen des inneren Auges bis zur Erblindung. Je nach Entzündungsgrad hat das Pferd starke Schmerzen, Fieber, tränende Augen und eine gerötete Bindehaut. Das Auge wird zugekniffen, das obere Lid ist geschwollen, die Pupille ist verengt und das Auge tränt. Das Pferd reagiert lichtempfindlich. Die Entzündung führt zu Verklebungen der Regenbogenhaut mit der Linse.

Im Pferdeauge kommt es zu einer Linsentrübung. Auch im Glaskörper entstehen Trübungen, schließlich kann die Verbindung der Netzhaut zum Augenhintergrund gelockert werden. Löst sich die Netzhaut ab, erblindet das Pferd meist. Tritt die Entzündung im vorderen Augenabschnitt auf, ist sie sehr schmerzhaft.

Positiv allerdings dabei: Die Erkrankung im Pferdeauge fällt auf und kann sofort behandelt werden. Die Entzündungen kommen in Abständen von Tagen, Monaten oder Jahren wobei die Abstände kürzer und die Entzündungen heftiger werden. Im hinteren Augenabschnitt ist die Entzündung kaum schmerzhaft und kann schleichend fortschreiten. Oft wird sie erst beim erblinden des Pferdes bemerkt.

Ursache für die periodische Augenentzündung

Verantwortlich für diese Krankheit sind zu 95 Prozent Leptospiren. „Das sind Bakterien, die in erster Linie von Mäusen und Ratten übertragen werden“, erklärt Professor Tóth. Nahezu jedes Pferd kommt mit dem Erreger in Kontakt. „Wenige haben das Pech, dass die Bakterien sowohl in den Blutkreislauf, als auch in ein oder beide Augen gelangen.“

Diagnose und Behandlung der periodischen Augenentzündung

Die klinische Untersuchung des Tierarztes diagnostiziert die ERU relativ sicher. Ganz sicher geht man aber nur, wenn das Kammerwasser auf Antikörper gegen Leptospiren untersucht wird.

„Bei akuten Augenentzündungen ohne Hornhautdefekt wird Atropin-Augensalbe zur Weitstellung der Pupille, sowie eine Augensalbe mit Kortison mehrmals täglich aufgetragen“, berichtet Professor Tóth. Ein entzündungs- und schmerzhemmendes Medikament (z.B. Phenylbutazon) wird verabreicht. Jedoch treten meist neue Entzündungen im Pferdeauge auf.

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Augensalben vom Tierarzt verschaffen oft erste Linderung. (© www.slawik.com)

Glaskörperoperation (Vitrektomie)

Um diese und die damit verbundene fortschreitende Zerstörung des Auges zu stoppen, hilft nur die Glaskörperoperation (Vitrektomie) in Vollnarkose. Die Sehfähigkeit kann jedoch nur erhalten werden, wenn Linse und Netzhaut  im Pferdeauge noch nicht geschädigt sind. „Bei der OP wird der Glaskörper klein geschnitten und abgesaugt. Entzündungsprodukte und Trübungen verschwinden dabei, eine Spülung entfernt die Bakterien.

Mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 95 Prozent ist die Augenentzündung nach der OP endgültig besiegt“, so Professor Tóth. Den Glaskörper braucht das Pferd nicht, er ist nur für die Embryonalentwicklung erforderlich und erfüllt beim erwachsenen Pferd keine Aufgabe mehr. „Durch seine Entfernung haben die Bakterien kein Versteck mehr. Meist bleiben die Pferde rund sieben bis acht Tage in der Klinik.

Allerdings können nicht beide Augen in einer Narkose operiert werden, da das operierte Auge sonst während der OP des anderen Auges unter dem Gewicht des Kopfes leiden würde“, berichtet Prof. Tóth, der rund 150 Vitrektomien pro Jahr an der Tierklinik durchführte.

Bereits einen Tag nach der OP ist das Auge in der Regel geöffnet und schmerzfrei. In den USA wird dabei ein Verfahren angewandt, bei dem ein Langzeitentzündungshemmer in Form eines Plättchens (Cyclosporin-A-Implantate) in das Pferdeauge implantiert wird und kontinuierlich Medikamente abgibt.

Bindehautentzündung beim Pferd

Das Auge tränt wässrig oder eitrig, die Bindehaut ist gerötet und geschwollen, sie kann sogar glasig hervortreten. Das Pferd ist lichtempfindlich, hat Schmerzen und/oder Juckreiz am 
Auge, das sich warm anfühlt und komplett zuschwellen kann.
 In schweren Fällen
 bekommt das Pferd
 Fieber.

Ursache der Bindehautentzündung

Die Bindehaut umkleidet die Augenlider und einen Teil des Augapfels. Bindehautentzündungen können durch Bakterien, Viren und Parasiten entstehen und werden vielfach von Insekten übertragen. „Auslöser sind etwa Streptokokken und Staphylokokken, eben so wie Chlamydien. Oft entsteht die Bindehautentzündung durch äußere Einflüsse wie Staub, starke Sonneneinstrahlung, Insekten, Fremdkörper wie ein Strohhalm im Auge oder Traumata. Auch chemische Reize wie Ammoniakdampf, Rauch oder Desinfektionsmittel können sie auslösen“, berichtet Tóth. Zugluft auf der Weide oder im Pferdestall ist hingegen nur selten schuld.

Diagnose und Behandlung der Bindehautentzündung

Bei Augenentzündungen sollte immer der Tierarzt gerufen werden. Um Verletzungen an der Hornhaut auszuschließen, wird der Tierarzt den grünen Farbstoff Fluoreszin ins Auge träufeln. Er haftet nur dort, wo die Oberfläche verletzt ist.

Der Tierarzt verschreibt meistens entzündungshemmende Salben, die regelmäßig – teilweise bis zu fünfmal am Tag, da die Salbe schnell durch die Tränenflüssigkeit ausgespült wird – aufgetragen werden müssen.

Vorsicht bei Augensalben

Alte oder angebrochene Augensalben gehören auf den Müll – eine Selbstmedikation mit Antibiotika oder Kortisonsalben ist gefährlich. „Wird Kortison im falschen Fall angewendet, kann es sogar ein Hornhautgeschwür auslösen, durch das das Pferd sein Auge verlieren kann.“, warnt Professor Tóth.

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Eine Fliegenmaske schützt vor zu grellem Sonnenlicht und krankheitsübertragenden Insekten. (© www.toffi-images.de)

Tipp zur Vorbeugung: Zum Schutz vor Insekten sind spezielle Fliegenmasken sehr gut geeignet. Vor einigen Jahren gab es nur die mit vielen Bändern behängten Stirnbänder, die jedoch weit weniger schützen und zudem die Gefahr bergen, dass die Bänder selbst ins Auge geraten. Besonders bei reiner Weidehaltung in trockenen, staubigen Gegenden müssen die Augen regelmäßig kontrolliert werden.

Grüner Star beim Pferd (Glaukom)

In frühen Stadien sind meist keine Anzeichen zu beobachten und auch die Schmerzen sind gering. Allmählich treten weiß-graue Streifen auf dem Pferdeauge auf, die aus Rissen in der Hornhaut resultieren. „Durch den erhöhten Innendruck kann der Augapfel aus der Augenhöhle heraustreten, zudem kann es zu einem Hornhautödem kommen. Auch die Linse wird getrübt, das Pferd wird lichtscheu und die Sehkraft lässt bis zur Erblindung durch die Zerstörung der Netzhaut kontinuierlich nach“, erklärt Professor Tóth.

Oft ist die Pupille erweitert. Sie schließt bei direktem Lichtstrahl, wie beispielsweise mit einer Taschenlampe, verzögert – eine gesundes Pferdeauge reagiert blitzschnell auf den Lichteinfall.

Ursache des grünen Stars

Durch einen verminderten Abfluss des Kammerwassers im Pferdeauge erhöht sich der Augeninnendruck. Das Kammerwasser, das im Glaskörper produziert wird, fließt normalerweise von der hinteren Augenkammer durch die Pupille in die vordere Augenkammer und gelangt von dort über die Gefäße in der Hornhaut ins Blut. Verletzungen, Tumore oder äußere Verletzungen (Traumata) können die Ursache sein. Das Glaukom kann auch Folgeerkrankung einer periodischen Augenentzündung des Pferdes sein. Doch auch eine angeborene Fehlkonstruktion kommt in Betracht – dann spricht man beim Pferd von einem Primärglaukom.

Diagnose und Behandlung des grünen Stars

Der normale Augeninnendruck liegt zwischen 17 und 28 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Mit der Tonometrie, einem Messgerät, das die Hornhautspannung erfasst, wird der Augeninnendruck am lokal betäubten Pferdeauge erfasst. Beim Glaukom ist der Druck um das Zwei- oder auch Dreifache höher.

Unbehandelt führt der grüne Star in unterschiedlichen Zeiträumen zur Erblindung. Augentropfen wie Atropin hemmen die Kammerwasserproduktion, Medikamente wie Pilocarpin verengen die Pupille und erleichtern so den Abfluss. Auch Beta-Blocker können den Druck im Pferdeauge senken. Sprechen die Medikamente nicht an, kann das Auge gelasert werden.

Dabei wird der Glaskörper teilweise zerstört, um die Kammerwasserproduktion zu senken. Sinkt der Druck im Auge des Pferdes jedoch nach circa zwölf Tagen nicht auf ein normales Niveau, muss nochmals gelasert werden. Auch die vielfach bei der periodischen Augenentzündung angewandte Vitrektomie erzielt gute Erfolge.

Hornhautverletzung beim Pferd: Hornhautgeschwür

Auch Keratitis ulcerosa oder Hornhautulzera genannt.

Die Pferde haben Schmerzen. Es kann zu einem Krampf des Augenlids, verstärktem Tränenfluss, schleimigen Absonderungen, Blutungen im Auge, Hornhautödemen und Hornhautdefekten kommen. Die Hornhautveränderungen können oberflächlich oder tiefgehend auftreten und mit Gewebszerfall und Substanzverlust der Hornhaut enden. Es kann zur Erblindung des Pferdes kommen.

Häufige Ursache sind Viren wie Herpes, Bakterien und Pilzinfektionen wie mit Aspergillus, die Hornhautulzera bewirken können. Ebenso kommen Vergiftungen oder Mangelernährungen bzw. Unterversorgungen der Hornhaut in Frage. Auch mechanische Verletzungen, sowie ein starkes Austrocknen der Hornhaut, wie auch abnutzungsbedingte Prozesse können auftreten.

Prof. Tóth erklärt: „Funktionieren die vor der Hornhaut liegenden Schutzeinrichtungen wie der Tränenfilm nicht mehr, können Mikroorganismen leicht eindringen und Entzündungen auslösen.“

Diagnose und Behandlung einer Hornhautverletzung

Mit einem Farbstoff wie dem grünen Fluoreszin oder Bengalrosa kann der Tierarzt defekte Teile der Hornhaut im Pferdeauge erkennen, weil der Farbstoff sich an den geschädigten Bereichen anlagert. Die Therapie bei einem Hornhautgeschwür ist kompliziert und Medikamente schlagen oft nicht ausreichend an.

Es geht darum, die Regeneration der Hornhaut zu stimulieren, sie gleichzeitig gegen weitere Infektionen zu schützen und den Schmerz auszuschalten. „Kortikosteroide können allerdings den Wiederaufbau des Hornhautepithels verzögern sowie die benötigten Kollagenfasern ab- statt aufbauen“, warnt Professor Tóth.

Mögliche Alternative: „Cyclosporin A ist ein ungiftiges Medikament mit antimikrobieller Wirkung, das keinen negativen Effekt auf die Wundheilung hat. Doch wenn die Medikamente nach einigen Tagen keine Besserung oder sogar eine Verschlechterung bewirken, muss operiert werden“, so Tóth.

Kontaktlinsen zum Schutz der Hornhaut des Pferdes

Neben verschiedenen OP-Techniken kommt auch die Therapie mit Kontaktlinsen in Frage. „Weiche Kontaktlinsen wirken als schützende Barrieren zwischen  Augenlidern, Tränenfilm und der Hornhaut. Sie können als Träger für Medikamente genutzt werden, reduzieren Schmerzen, die Lichtempfindlichkeit und verhindern ein Austrocknen der Hornhaut.

„Unter dem Schutz der Kontaktlinse kann die Hornhaut heilen“, berichtet Professor Tóth. Die Linsengröße wird mit einer Schablone gemessen, die Kontaktlinsen werden dem sedierten und lokal betäubten Pferd eingesetzt.

„Die Kontaktlinsen beschlagen nicht. Sportpferde können so weiter eingesetzt werden. Ich kenne den Fall eines Rennpferdes, das drei Monate mit Kontaktlinsen lief.“ Die Kontaktlinse dient als Gerüst für den Heilungsprozess. An ihr kann sich das neue Kornea (Hornhaut)-epithel anheften, bevor es sich an der Hornhaut-Oberfläche verankert.

„Die Linsen können länger getragen werden, müssen jedoch in regelmäßigen Abständen vom Tierarzt gereinigt werden“, berichtet Professor Tóth, der sie bei einer rein infektiösen Ursache jedoch nicht anwendet.

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Eine spezielle Augenlampe erlaubt eine genaue Untersuchung des Auges. (© www.slawik.com)

Grauer Star beim Pferd (Katarakt)

Nach und nach wird die Linse trüb bis zum Totalstar. Dann ist die Linse vollständig getrübt und das Pferd erlebt die Welt wie beim Blick durch eine beschlagene Autoscheibe – nur schemenhaft in hell-dunkel-Abstufungen, Gegenstände können nicht mehr genau erkannt werden, das Pferd kann vermehrt scheuen. Je nach Lage der milchig-blauen Trübungen der Linse spricht man von Kern-, Rinden- oder Nahtstar. Der Nahtstar kann so liegen, dass er das Sehen nicht beeinflusst. Oft sieht er aus wie ein hellblauer Stern auf der Linse des Pferdes.

Beim Altersstar breitet sich die Trübung im Laufe der Jahre immer weiter aus. Tritt die weißhaltige Linsensubstanz aus der Linsenkapsel aus, kommt es zu einer starken Entzündung, da das Eiweiß vom Körper als Fremdkörper gesehen und entsprechend bekämpft wird. Bei dieser „phakolytischen Uveitis“ erblindet das Pferd.

Auch bei einer Linsenluxation – die Linse löst sich aus der Verankerung – kann es zur Netzhautablösung und Erblindung kommen.

Ursache und Diagnose des grauen Stars

Während die mit durchsichtigen Kollagenfasern gefüllte Linse beim Fohlen noch weich ist, wird sie im Alter immer härter. Das im Glaskörper enthaltene Kammerwasser transportiert Stoffwechselprodukte und fließt von der hinteren Augenkammer durch die Pupille in die Vorderkammer. Lagert sich dabei Kammerwasser in die Linse ein, quellen die Fasern auf und die Linse wird trüb. Eine Linsentrübung des Pferdes kann altersbedingt auftreten, Folge einer periodischen Augenentzündung sein oder aus Augenverletzungen resultieren.

Zur Untersuchung der Sehkraft wird der Tierarzt mit einer speziellen Taschenlampe in das Auge leuchten. An der Reaktion des Pferdes kann er erkennen, ob eine Störung vorliegt. „Normalerweise zwinkert das Pferd mit dem Lid und die Pupille verengt sich sofort“, berichtet Professor Tóth. Bei Anomalien folgen weitere Untersuchungen.

Behandlung des grauen Stars

Eine medikamentöse Behandlung ist bei getrübten Linsen je nach Schwere kaum bis gar nicht möglich. Ist nur der Linsenkern getrübt, können pupillenerweiternde Medikamente helfen. Dadurch gelangt mehr Licht ins Auge. Eine komplett getrübte Linse kann jedoch medikamentös nicht wieder durchsichtig gemacht werden. Man kann allerdings operieren.

Dann werden die Linsenfasern zertrümmert und abgesaugt. Dazu wird das Pferd in Vollnarkose gelegt und ein vibrierendes Ultraschallgerät, auf dem eine hohle Nadel sitzt, in die Linse eingesetzt. Das Gerät vibriert mit 21 Millionen Schwingungen pro Sekunde und zerstört dadurch den trüben Linseninhalt, der gleichzeitig abgesaugt wird. Die volle Sehkraft kann jedoch nicht wieder hergestellt werden. Das Pferd sieht weiterhin leicht verschwommen.

Um die Gefahr einer Netzhautablösung zu minimieren, kann eine Kunstlinse eingesetzt werden, durch die das Auge Stabilität erhält. Eine Vorbeugung ist hier nicht möglich. Das heißt: schnell reagieren und bei Auffälligkeiten sofort Tierarzt rufen!

 

< Das Auge des Pferdes

© Texte St.GEORG 

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