Dressur: Deutsche Olympiamannschaft auf Goldkurs

Von
pvh-160811-RIO-0933

Der Held von Rio: Valegro. (© Pauline von Hardenberg)

In der Dressur galoppiert die deutsche Olympiamannschaft mit 81,295 Prozent weiter auf die Goldmedaille im Team zu. Die Entscheidung fällt Freitag nach dem Grand Prix Special.

Der Abstand zu den Briten hat sich allerdings nach dem Ritt der Britin Charlotte Dujardin auf Valegro auf etwas mehr als zwei Prozent verringert. Die Olympiasiegerin von London präsentierte ihren 14-jährigen Valegro in Topform, blieb fehlerlos und ließ keinen Punkt liegen. 13 Mal vergaben die Olympia-Richter die Höchstnote 10. Mit 85,071 Prozent setzte sie sich mit fast drei Prozent Vorsprung vor Kristina Bröring-Sprehe (82,257) an die Spitze des Feldes und steuert damit auch auf ihren zweiten Olympia-Einzelsieg zu. „Es macht einfach Spaß, dieses Pferd zu reiten“, sagte sie nach ihrem Ritt über Valegro. „Ich brauchte quasi keine Hilfe zu geben, sondern nur zu denken, schon tat er, was ich wollte. Ich musste weder treiben noch halten.“ Valegro, der in den letzten zwölf Monaten nur einmal öffentlich gezeigt und über dessen Form in der Szene spekuliert wurde, zeigte sich frisch und munter, brillierte im Trab, in den Piaffen und in den energisch nach vorne gesprungenen Galoppwechseln.

Auch Kristina Bröring-Sprehe, vorläufig auf Platz zwei, war mit ihrem 15-jährigen Hengst Desperados v. De Niro zufrieden. Er ging locker in schönem Rahmen. In der Zickzack-Traversale – Faktor zwei – gab es einen Galoppsprung zuviel; in den Piaffen wurde der Hengst ein bisschen heiß. „Ich hoffe morgen auf eine Steigerung“ sagte Kristina Bröring-Sprehe, „meistens geht er am zweiten Tag besser als am ersten.“

Hinter ihr rangieren ihre beiden Teamkolleginnen Dorothee Schneider mit Showtime (80,986), die bereits am Mittwoch geritten war, und Isabell Werth mit Weihegold (80,643). Auch Werth war trotz kleiner Versehen mit der elfjährigen Oldenburger Stute hochzufrieden. „Am Anfang hatte ich etwas Sorge, weil die Fahnen doch sehr laut knatterten“, sagte Werth, die ihre fünften Olympischen Spiele reitet. Punkte kosteten eine Störung in der ersten Passage, die Weihegold zu früh abbrechen wollte, um zum Schritt überzugehen. Die Linkspirouette stockte beim letzten Galoppsprung, und im letzten starken Trab hob sich die Stute kurz heraus. Ansonsten imponierte sie durch die perfekten Traversalen, durch ihre taktmäßigen fleißigen Piaffen, ausdrucksvolle Passagen und das schöne Gesamtbild eines Pferdes, das sein Bestes gibt. Isabell Werth hat morgen die Chance, mit einer sechsten Goldmedaille zur erfolgreichsten Olympiareiterin aller Zeiten zu avancieren und Dr. Reiner Klimke zu überrunden. Der hat zwar auch sechs Goldmedaillen, aber bei Isabell Werth kommen noch drei Silbermedaillen dazu.

Drei Pferde in den Top Vier nach dem Grand Prix, damit war auch Bundestrainerin Monica Theodorescu mehr als zufrieden.

Es ist so wie früher, nur besser

Monica Theodorescu

Die Bundestrainerin selbst hat dreimal mit dem deutschen Team Mannschaftsgold gewonnen. Sie lobte vor allem die beiden jungen Pferde, den zehnjährigen Showtime und den neunjährigen Cosmo, die beide mit wenig Grand Prix-Erfahrungen hier neue Bestleistungen erreichten.

Die Team-Entscheidung

Hinter den Deutschen liegen die Briten auf dem Silberrang (79,252). Die Olympiasieger von London zehren natürlich von ihrer Star-Reiterin, aber auch Carl Hester mit Nip Tuck und Fiona Bigwood mit Orthilia sammelten Punkte. Letztere liegt nach ihrem gestrigen Ritt auf der eleganten schwarzbraunen Totilas-Halbschwester mit 77,157 Punkten auf Platz acht, Hester auf Rang 15 (75,529). Er ist zugleich der Trainer seiner Teamkolleginnen. „Da habe ich keine Zeit nervös zu werden, überhaupt braucht man sich auf mein Pferd gar nicht erst zu setzen, wenn man nervös ist.“ Der zwölfjährige KWPN-Wallach Nip Tuck lebt weniger von seinem Talent als von dem seines Reiters. Bei Durchparieren zum starken Schritt erschrak er sich und trat eines der weißen Begrenzungsgatter um. „Er hat irgendwas gesehen“, meinte Hester, „ich glaube, mein Pferd braucht eine Brille.“ Es dauerte ein paar Meter, bis der starke Schritt wieder geregelt war, aber die Galopptour gelang dann fehlerlos.

Die US-Reiter peilen eine Bronzemedaille an, rangieren mit 76,971 Punkten knapp vor den Niederländern (76,043) und den Schweden (75,319). Beste Reiterin im US-Team war Laura Graves auf dem großrahmigen, eleganten 14-jährigen KWPN-Wallach Verdades v.Florett Ass, die mit 78,071 Punkten sogar den Routinier des Teams, Steffen Peters auf dem zwar sehr gehorsam und fehlerlos, jedoch nicht immer gleichmäßig und insgesamt glanzlos gehenden Legolas v. Laomedon hinter sich ließ (77,614/Sechster).

Die Zeichen stehen also auf einen deutschen Mannschaftssieg. „Wenn keine Dramen passieren“ sagt Isabell Werth. Und die Bundestrainerin wünscht sich, „dass wir im Flow bleiben“.

 

Pauline von Hardenberg

Danke! (© Pauline von Hardenberg)

Hier finden Sie eine weitere Galerie mit Impressionen von Reitern, für die „Dabeisein alles ist“, ganz olympisch.

Team-Zwischenwertung (jeweils die drei besten Resultate)

  1. Deutschland 2443,272              (Durchschnitt: 81,424 %)
  2. Großbritannien 237,757           (Durchschnitt: 79,252 %)
  3. USA 230,929                              (Durchschnitt: 76,976 %)
  4. Niederlande 228,100                (Durchschnitt: 76,033 %)
  5. Schweden 225,957                     (Durchschnitt: 75,319 %)

Die sechs besten Teams plus acht besten Einzelreiter,  insgesamt 31 Kombinationen, sehen wir dann morgen ab 15 Uhr MESZ im Grand Prix Special, nach dem die Mannschaftsmedaillen verteilt werden. Die Startliste finden Sie hier.zapatillas air jordan 1 outlet | air jordan release dates kicks on fire uk

 

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. Katharina Bischoff

    Handelt es sich hier um einen Tippfehler? Isabell Werth hatte gestern nach ihrem Ritt doch 81,029% bekommen. Oder wurde das Ergebnis nachträglich korrigiert?


Schreibe einen neuen Kommentar