Geländeprüfung Greenwich: Deutsche auf Goldkurs, aber wie gut schläft Braxxi? – mit Bildergalerie

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Knappe Führung fürs deutsche Team und auch Ingrid Klimke und Michael Jung sind noch in Medaillennähe.

Können die deutschen Vielseitigkeitsreiter ihren Olympiasieg von 2008 wiederholen? Auch nach der zweiten Teilprüfung, dem Geländeritt, konnte das Team von Hans Melzer seinen Spitzenplatz verteidigen. Mit 124,70 Strafpunkten liegen die deutschen Reiter mehr als einen Springfehler vor den Briten (130,20), Dritte sind zur Zeit die Schweden mit 131,40 Punkten.

In der Einzelwertung führt die Schwedin Sara Algotsson-Ostholt vor Ingrid Klimke auf Abraxxas. Zwar steht für beide Reiterinnen dieselbe Fehlerzahl zu Buche (39,30), das ist das Dressurergebnis. Beide blieben im Gelände ohne Zeitfehler. Klimke war zwar die Schnellere (9:55), aber die Schwedin kam der Idealzeit von 10:03 Minuten näher, beziehungsweise traf sie ganz genau. Zum Glück ist mein Pferd nicht besonders groß, sagte Ingrid Klimke. So hatte sie weniger Probleme mit herabhängenden Ästen, die manch anderen zu schaffen machten. Denn da die uralten Bäume im Greenwich nicht mehr gekappt werden dürfen als unbedingt nötig, hingen sie an vielen Stellen in die Strecke herein. Klimkes 15-jähriger Hannoveraner flitzte mühelos über die Hindernisse und kam frisch im Ziel an. Ich bin überglücklich, strahlte Ingrid Klimke, Ich musste Zeit aufholen, war am Sechsminuten-Punkt 16 Sekunden hinter der Zeit, aber am Neun-Minutenpunkt schnell genug. Am Ende war Ingrid Klimke sogar acht Sekunden zu schnell, was sie theoretisch den Sieg kosten könnte, dann nämlich, wenn sie auch nach dem Springen mit der Schwedin Sara Algotsson-Ostholt punktgleich liegt.

Für Ingrid Klimke kommt die schwerste Teilprüfung allerdings erst morgen, Abraxxas ist bekannt dafür, dass er die bunten Stangen nicht besonders respektiert. Ob er sich morgen eines Besseren besinnt, kann vielleicht Gold-entscheidend sein. Auf jeden Fall wird morgen Ingrids Springtrainer, der frühere Bundestrainer Kurt Gravemeier erwartet. Und mein Bruder Michael, sagt Ingrid Klimke, der kann wenigstens die Stangen auflegen.

Auch Michael Jung lieferte eine sichere, schnelle Runde ab. Er ist einer der neun Reiter innerhalb des Zeitlimits, liegt mit 40,60 Punkten auf Rang vier, hinter dem zweifachen Olympiasieger Mark Todd. Jungs Devise war: So schnell wie möglich, so wenig Risiko wie nötig. Souverän galoppierte Sam immer auf dem kürzesten Weg über den Kurs. Die beiden Patzer in der Dressur wiegen jetzt schwerer als erhofft, sie könnten ihn womöglich eine Medaille kosten.

Sandra Auffahrt ist Achte, ihr Pferd Opgun Luovo pullte am Anfang heftig, wurde aber am Ende der Strecke etwas müde, so dass die amtierende Vize-Europameisterin das Tempo zurücknehmen musste und 4,40 Strafpunkte kassierte. Diese drei Ergebnisse zählen für die deutsche Mannschaft.

Dirk Schrade liegt mit King Artus auf Platz 17, fügte seinem Dressurergebnis von (39,80) 10,80 Zeitstrafpunkte hinzu. Er war mit seinem Ritt nicht zufrieden. Es war schwer einen guten Rhythmus zu finden, kommentierte er den Geländekurs mit dem ständigen Bergauf, Bergab und den vielen engen Kurven. Außerdem sei der Boden extrem schwer und glitschig. Tatsächlich rutschten mehrere Pferde und man sah Brocken aus der Grasnarbe fliegen. Zu allem Überfluss verlor King Artus auch noch ein Vordereisen auf halber Strecke, was dem 15-jährigen Holsteiner das Galoppieren nicht erleichterte.

Peter Thomsen auf Barny lieferte eine sichere Runde ab, überschritt die erlaubte Zeit um 13 Sekunden. Dafür wurden seinem schlechten Dressurergebnis noch 5,20 Strafpunkte für Zeitüberschreitung hinzugezählt. Mit 63,70 Minuspunkte auf dem Konto liegt er abgeschlagen auf Rang 33. Aber als erster Reiter konnte er seinen Teamkameraden wichtige Tipps für den Ritt geben. Bundestrainer Hans Melzer war hochzufrieden: Alle fünf ohne Hindernisfehler, was will man mehr.

Die ersten sechs Reiter liegen weniger als einen Springfehler auseinander, es wird also beim Springen am Dienstag spannend. Der 56-jährige Mark Todd, mit 39,50 Punkten auf Platz drei, könnte seinen dritten Olympiasieg einfahren, Michael Jung sich selbst eine Olympiamedaille zum Geburtstag schenken und Ingrid Klimke das Trauma vieler Parcoursfehler überwinden. Spring, Braxxi, spring, hat sie ihm heute abend ins Ohr geflüstert.

Besser als gedacht ließ sich zunächst das vieldiskutierte Hindernis 20 springen, bei dem es rund zwei Meter in die Tiefe ging. Ich kam mir vor ein Bungee-Springer sagte Peter Thomsen nach seinem Ritt. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch, als ich da heruntersegelte. Fast alle Pferde glitten vorsichtig in die Tiefe und trafen auch den folgenden sehr engen Sprung ohne Probleme. Aber es gab auch Stürze, unter anderem vom Dressurbesten, dem Japaner Yoshiaki Oiwa mit Noonday de Conde.

Vom Jubel ihrer Landsleute wurden die britischen Reiter über den Kurs getragen. Sie feierten so etwas wie ein Volksfest mit Pferden, säumten dicht an dicht den Kurs, ein Meer von rot-weiß-blauen Fahnen, Männer mit verrückten Hüten, Säuglinge, die kreischten oder schliefen, Mädchen mit kunstvoll in den Landesfarben bemalten Lippen. Die meisten Zuschauer hatten bereits drei Stunden vor dem ersten Reiter ihre Position an den interessanten Hindernissen bezogen und verteidigten sie eisern. 50.000 Glückliche hatten Karten ergattert, Hunderttausende gingen leer aus. Auch die königliche Familie war zahlreich erschienen, um Zara Phillips, der Tochter von Prinzessin Anne, die Daumen zu drücken. Aufgereiht saßen sie da, Thronfolgerehefrau Camilla, Prinz William und seine Kate, Harry, Prinz Andrews Töchter Beatrice und Eugenia. Bester Laune verfolgten sie, wie Zara mit High Kingdom eine glänzende fehlerfreie Runde hinlegte. Die Enkelin der Königin liegt jetzt auf Platz zehn, beste Britin ist bisherTina Cook auf Platz fünf vor Mary King, nach einem abenteuerlichen Ritt auf Imperial Cavalier, Rang sechs, beide weniger als einen Springfehler von den Führenden entfernt.

Während die Topreiter und -pferde mit dem Kurs spielten, taten sich andere schwer. Die Prüfung musste mindestens viermal unterbrochen werden, weil Pferd oder Reiter gestürzt waren, am längsten für die Kanadierin Hawley Bennett-Awad, deren Zustand von der Turnierleitung aber eine Stunde später als stabil gemeldet wurde. Sie blieb zur Beobachtung im Krankenhaus. Auch ein Pferd wurde in die Tierklinik gebracht, alle anderen Gestrauchelten seien wohlauf, ließ die Turnierleitung verlauten. 15 von 75 Reitern fielen aus wegen Verweigerungen oder Stürzen aus. Morgen entscheidet sich der Kampf um Medaillen. Noch ist alles offen. Nur eins steht fest: Wer hier Olympiasieger wird, dem wurde nichts geschenkt.men’s new jordans release dates | cheap air jordan 1 australia