Bucha 2020: Wieder Wendeln! Oldenburgerin Casey Bundeschampionesse der Vierjährigen in Regenschlacht

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Bundeschampionat Dressur-Reitpferde 2020

Casey v. Sir Donnerhall und Herrmann Berger, Bundeschampionesse 2020 (© www.equitaris.de)

Fünfter Bundeschampion aus einer Anpaarung! Die Oldenburger Stute Casey wurde mit Hermann Gerdes Bundeschampionesse der Vierjährigen, ihre Nichte Curley dazu noch Vierte.

Paul Wendeln ist 88 Jahre alt. Der Pferdezüchter aus Oldenburg hat schon viele Erfolge gefeiert. Aber wer meint, er habe schon alles erlebt, der irrt. Denn das Finale im Bundeschampionat der vierjährigen Stuten und Wallache hatte neben strömenden Regen noch etwas Besonderes zu bieten: einen Sieg der Wendelnschen Pferdezucht, einen mit Faktor fünf – wie Real Madrid in der Champions League.. Bundeschampionesse wurde die Sir Donnerhall-Tochter Casey. Sie ist damit das fünfte Pferd aus der Anpaarung der Stute C’est Bon v. Fürst Heinrich-Rubinstein, das Warendorf mit dem Titel Bundeschampion verlässt. Mit Titeln kennt sie sich, wie ihre Geschwister aus. Unlängst war die Vierjährige zur Oldenburger Siegerstute 2020 ernannt worden.

Kein Siegerwetter für Casey

Als Casey mit der Schärpe zur Siegerehrung auf das Viereck kam, da brach die Sonne durch. Zwei Stunden zuvor als die Stute mit Hermann Gerdes in der ersten Abteilung ins Viereck gemusst hatte, sah es noch ganz anders aus.

Es war das Wetter, bei dem Pferde auf der Weide ihren Allerwertesten gen Wind zu stellen pflegen und warten, dass der Regen aufhört.

Vierjährige Reitpferde und ihre Reiterinnen und Reiter waren heute in Warendorf nicht zu beneiden. Westfälischer Landregen, ergiebig und beständig, hatte das Viereck in einen Swimmingpool verwandelt. Der Hufschlag mehr Rinnsal als Reituntergrund. Gerade die Pferde in den ersten Abteilungen des Finales, zu dem sich zehn Pferde qualifiziert hatten, kämpften gegen das Schietwetter an.

Casey trabte „dynamisch, ausbalanciert mit guter Rückentätigkeit“, so der Richterkommentar. Richter Wolfgang Egbers, der die Urteile der Jury zu Gehör brachte, lobte die „sehr, sehr gleichmäßige Anlehnung“. Das gab eine 9,5 für den Trab. Auch der Galopp sei „raumgreifend, ausbalanciert“ gewesen und die Stute habe ein „sehr gut repetierendes Hinterbein“ gezeigt. Ergo auch hier: 9,5.

Im Schritt kam die neue Bundeschampionesse nicht ganz an ihre Trab- und Galoppnote heran. Den habe man sich „noch ergiebiger aus der Schulter“ gewünscht, 8,5. Auch das Gebäude wurde so bewertet. Und als Sahnehäubchen: Für die Ausbildung, die „tolle Rittigkeit“, die Testreiterin Janina Tietze, der Sir Heinrich-Vollschwester bescheinigte, gab es die 10,0! Summa summarum: 9,2, Bundeschampionesse und das mit einer halben Note Abstand.

Familienerfolg

Was Familie Wendeln, Pauls Sohn Peter ist mittlerweile Besitzer der Pferde, die sein Vater gezüchtet hat, noch zusätzlich „wahnsinnig“ freute: Die Stute Curly wurde nicht nur Vierte im Finale (8,5). Sie war auch das einzige Pferd, das eine 10,0 für eine Grundgangart bekam. Für den Trab. Der habe Janina Tietze, die als Fremdreiterin sich trotz des Mistwetters ausreichend Zeit ließ und die Pferde mit viel Gefühl „antestete“, das „tollste Gefühl“ vermittelt. „Man konnte mit dem Trab schon spielen.“ Curly ist eine Bundeschampion mal Bundeschampion-Anpaarung: Fürsten-Look ist der Vater, die Casey-Schwester Cindy, die 2013 mit der Schärpe nach Hause kam, ihre Mutter.

Siegerhengst-Bruder wird Reserve-Bundeschampion

Sein Vater Bonds war einmal Siegerhengst in Oldenburg, sein Bruder Brighton (Z.: Dr. Katharina Paschertz) wurde von  Sandra Kötter heute in Finale präsentiert. Wie sein „großer Bruder“ Bonds fußt Brighton aktiv im Hinterbein ab. Der Regen und der nasse Schweif betonte das noch einmal. Im Richterkommentar klang das so: „Trab sehr aktiv aus der Hinterhand fußend, ausbalanciert in den Wendungen“, 8,5.

Highlight des Fuchses: der Galopp! „Sehr wertvoll ins Bergauf repetierendes Hinterbein“, kommentierte Wolfgang Egbers. Generell brachte er die Gedanken der Jury sehr gut auf den Punkt. Das waren differenzierte Sätze und verlor sich nicht in Allgemeinfloskeln. Da wo es etwas zu monieren gab, bis hin zu einer Zunge, die manchmal bei einer Starterin sichtbar wurde, wurde auch darauf hingewiesen.

Brighton zeigte sich tatsächlich im Galopp so, wie es sich Dressurreiter wünschen. Er wird groß und macht Boden gut in den Verstärkungen, und in der Rückführung kommt er mit großer Selbstverständlichkeit und Balance zurück. „Sehr gut“ fanden das die Richter, 9,0. Dazu gab es noch eine 8,5 für einen richtig guten Schritt genauso wie für das Gebäude. Die Ausbildung, Janina Tietze schien sich äußerst wohl zu fühlen, 9,0. Platz zwei, der zweite Oldenburger auf dem Podium des Bundeschampionats der Vierjährigen mit einer 8,7.

Die westfälische Qualifikationssiegerin Deflorina S v. Don Juan de Hus konnte sich unter Ann-Christin Wienkamp Platz drei sichern, „Bronze“. 8,6 war die Endnote für die formatige braune Stute (Z.: August-Wilhelm Schmale). Höhepunkt war der Schritt, „sicher räumend“, 9,0. Alle anderen Kriterien wurden mit 8,5 beurteilt. „Etwas leichter an der Hand“, hätte man sich das Pferd gewünscht, so der Kommentar.

Platz fünf hinter der Oldenburgerin Curly (s.o.) nahm die Württemberger Stute EMH Rock’n Rose v. Rock my Soul-Sir Donnerhall (Z.: Ekkehard und Maria Hellstern) ein. Anna-Lisa Schepper stellte die DSP-Stute vor. Sie punktete im Galopp: 9,5 für den „sehr guten Fleiß aus dem Hinterbein“. Trab und Schritt waren „gut“, 8,0. Bei der Ausbildungsnote wurde die „sehr gute Rittigkeit und Reaktion besonders in der Galoppade“ und ein „sehr wertvolles Gefühl bei gleichmäßiger Anlehnung“ (8,5), Gebäude: 8,0, Endergebnis: 8,4 für die junge Reiterin vom Gestüt Birkhof.

Platz sechs teilten sich mit einer 8,3 zwei Pferde. Der Hannoveraner Tom Jones v. Tomahawk (Z.: Dr. Ulrich Kriebel) mit Reiterin Nicole Vater war „sehr gleichmäßig“ und „dynamisch im Trab, in der Verstärkung etwas breit werdend“, 8,5. Der „Galopp groß angelegt, gut im Anschluss, in Wendungen ausbalanciert“, 8,5. Schritt „vom ersten Tritt  an schreitend, ausgeglichen losgelassen mit sicherer Folge raumgreifend“ auch hier die 8,5. Gebäude und Ausbildung erzielten eine 8,0.

Flintstone v. Fürst Romancier wurde von der Dänin Louise Noergaard Jensen vorgestellt. Der hochgewachsene braune Hannoveraner (Z.: Kathrin Schuchardt) trabte taktsicher, die Richter hätten ihn sich „etwas geschlossener aus der Hinterhand“ in den Trabverstärkung gewünscht (8,5). Der Galopp bekam eine 8,0. Im Schritt, mit  „gutem Fußungsbogen“, eine 8,5. Ausbildung: 8,5, Gebäude: 8,0 summierten sich ebenfalls zur Endnote 8,3.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).