WM junge Dressurpferde: Sezuan Weltmeister der fünfjährigen Dressurpferde

Von

„Fantastische Grundqualität“ bescheinigte Chefrichter Ghislain Fouarge
den „besten fünf, nein eher den besten sieben Pferden“ der
Weltmeisterschaften der fünfjährigen Dressurpferde 2014 in Verden. Vor
allem einem.

Was sich bereits in der Qualifikation andeutete, hat sich im Finale bestätigt: 2014 hätte es mehrere würdige Weltmeister bei den Fünfjährigen gegeben. Es ist selten, dass wir so ein Finale zu sehen bekommen. Das war für uns Richter heute nicht einfach!, bestätigte Ghislain Fouarge und meinte, heute sei es auch die Frage gewesen, wer Fehler macht.

Der dänische Warmbluthengst Sezuan v. Blue Hors Zack-Don Schufro durch eine Wildcard des Weltreiterverbands FEI überhaupt für Verden nominiert gewesen hat heute unter Peterhof-Ausbilderin Dorothee Schneider keine Fehler gemacht und siegte mit einer Gesamtnote von 9,7 9,6 im Trab, 9,6 im Schritt, 10,0 im Galopp, 9,7 in der Durchlässigkeit und 9,9 im Gesamteindruck. Dorothee Schneider sitzt erst seit März im Sattel des Dunkelbraunen aus der Zucht von Linette Jaeger (die übrigens nur zwei Pferde in ihrem Leben gezüchtet hat Sezuan und Glocks Zonik, der im vergangenen Jahr Achter hier in Verden wurde. Danach hat sie ihre Zuchtstuten verkauft). Zuvor stand er in Dänemark, bei Andreas Helgstrand, dem bis dato 50 Prozent der Besitzanteile an Sezuan gehörten. Dann beschloss Edwin Kohl, der zusammen mit seiner Frau Arlette Jasper-Kohl das Gestüt Peterhof aufgebaut hat, den Hengst ganz zu übernehmen. Mit einem YouTube-Video des Dreijährigen fing ein Hype um ihn an. Seitdem war Sezuan wohl eines der meistbesprochenen jungen Pferde, die es je gegeben hat. Seine Leistungsprüfung legte er mit zehnmal der 10,0 ab. Im Juni ging er auf dem Peterhof zum ersten Mal unter Dorothee Schneider ein Turnier.

Und jetzt die WM. Ich habe vorher absichtlich nicht ins Internet geschaut und habe mir vorgenommen, eine schöne, reelle Runde zu reiten. Auch so strömten schon immer Menschentrauben zum Abreiteplatz, wenn wir kamen. Ja, die Erwartungshaltung war groß. Schneider selbst sagt: Der muss jetzt keine Kilometer laufen. Das kann er später tun. Sie ist überzeugt, mit ihm ein zukünftiges Grand Prix-Pferd unter dem Sattel zu haben. Die Lektionen sind überhaupt kein Problem. Er bringt einfach alles mit drei super Grundgangarten und absolute Versammlungsbereitschaft. Im Moment ginge es eher darum, ihn ein bisschen normal locker und in Dehnungshaltung zu reiten. Er will immer noch ein bisschen zu viel und muss lernen, auf mich zu warten.

Das war der einzige Punkt, den sie selbst heute in ihrer Aufgabe bemängelte: dass er ihr in den einfachen Wechseln ein wenig zuvor kam. Ansonsten bin ich super, super, super zufrieden! Es ist eine so tolle Aufgabe, ein solches Pferd in den Grand Prix-Sport zu bringen! Hilfe bekommt sie dabei von Bundestrainerin Monica Theodorescu, die ihr auch hier in Verden zur Seite stand. Dass die Richter ein bisschen mehr Mitteltrab zu sehen gewünscht hätten, mag Dorothee Schneider angesichts ihrer derzeitigen Trainingsschwerpunkte sogar gefreut haben. Schließlich braucht einer wie Sezuan nicht die Lampen auszutreten, um anzugeben. Das tat er an anderer Stelle, beispielsweise in den Übergängen, in denen die Versammlungsbereitschaft des Hengstes zum Ausdruck kam. Und überhaupt in der ganzen Galopptour, zu der es nur einen Kommentar gab: Was will man mehr? 10,0! Wenn man auf sehr hohem Niveau meckern wollte, dann wünschte man sich vielleicht noch etwas mehr Bewegungsfluss über den Rücken und Rahmenerweiterung in den Verstärkungen. Dass der Hengst sich streckt und entspannt, ist momentan A-Priorität. Das Zügel aus der Hand kauen lassen gelang denn auch vorbildlich. In diesem Jahr braucht er wohl kein Turnier mehr zu gehen, sagt Schneider. Aber im kommenden Jahr wolle sie gerne hier wieder antreten.

Platz zwei ging nach Westfalen, an die San Amour-Ferragamo-Tochter Samoura M aus der Zucht und dem Besitz von Heinrich Mussmann. Die Stute wird in diesem Jahr erstmals von Ann-Christin Wienkamp vorgestellt, Bereiterin im Betrieb von Oliver Oelrich, die vor zwei Jahren schon den Rock Forever-Sohn Revolverheld zum Vize-Weltmeister und -Bundeschampion machte. Aber die beiden Pferde könne man überhaupt nicht vergleichen, schmunzelt die 25-Jährige. Revolverheld sei ein Gemütlicher gewesen. Samoura hingegen sei ziemlich elektrisch und könne auch schon mal heiß werden. Davon war heute überhaupt nichts zu sehen. Im Gegenteil, die ganze Prüfung war getragen von Harmonie und es gab Stimmen, die meinten, auch Samoura wäre eine würdige Weltmeisterin gewesen. Sie glänzte vor allen Dingen im Trab elastisch federnd mit viel Engagement der Hinterhand über den Rücken in die weiche federnde schwingend, bergauf und unerschütterlich im Takt, sowohl auf gebogenen als auch auf geraden Linien. Eine super freie runde Bewegung aus der Schulter, dabei ein aktives Hinterbein, viel Raumgewinn und Ausdruck bescheinigten die Richter im Trab, 9,6. Der Schritt immer im Viertakt und ebenfalls mit Raumgriff ergab eine 9,2. 9,4 gab es für den Galopp, in dem gefiel, dass die Stute niemals die Kadenz verlor. In Punkto Durchlässigkeit bzw. Rittigkeit wurde ausdrücklich die gute Balance gelobt, die nur im Kurzkehrt etwas verloren ging (das tatsächlich riesig war). Zusammen mit der 9,5 für den Gesamteindruck des hoch eleganten Pferdes, ergab das eine Gesamtnote von 9,34. Vor Ann-Christin Wienkamp saß Matthias Bouten in Samouras Sattel. Ich habe sie ja bereits sehr weit übernommen, gibt Wienkamp das Lob weiter. Sie habe ihr nur noch Außengalopp beibringen müssen. Die Stute steht bei Oliver Oelrich im Stall und derzeit sieht es so aus, als könne dessen Bereiterin und Schülerin sie erstmal weiter reiten. Eventuell will die Familie Mussmann sie als Zuchtstute behalten. Dafür ist sie prädestiniert, wurde sie doch auch schon auf Stutenschauen ausgezeichnet, unter anderem mit dem fünften Platz bei der Deutschen Stuten- und Fohlenschau in Lienen. Aber erstmal geht es jetzt weiter mit dem Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde wo Samoura M spätestens seit heute als Favoritin antritt.

Die Bronzemedaille sicherte sich der hübsche KWPN-Hengst Eye Catcher mal wieder ein Vivaldi-Sohn, diesmal in Kombination mit einer Partout-Mutter. Kirsten Brouwer stellte den Fuchs aus der Zucht von G. Snoeks und im gemeinschaftlichen Besitz von Joop van Uytert und Titian und Shirley Wilaras vor. War man bei den beiden vorne rangierten Paaren schon erstaunt, wie kurz sie erst zusammen sind, konnten Brouwers und Eye Catcher noch einen drauf setzen: Vor vier Wochen übernahm die Schülerin Johan Hammingas (der auch Adelinde Cornelissen in den Sport gebracht hat und deren Training nach der Trennung von Sjef Janssen wieder übernommen hat) den Hengst. Ganz unbekannt war er ihr allerdings nicht. Sie hatte ihn auch im Winter schon einmal geritten, als die Stallreiterin bei van Uytert verletzt war. Brouwers, die mit ihren Eltern und Geschwistern einen eigenen Ausbildungsbetrieb hat, ist Joop van Uytert schon länger bekannt. Also fragte er sie, ob sie den Fuchs bei den Hengstwettbewerben vorstellen wollte, die in den Niederlanden für Deckhengste obligatorisch sind. Das hatte super geklappt. Also fragte er sie auch vor Verden, ob sie die Turniervorstellung wieder übernehmen wolle. Was für eine Frage! Nach der Bronzemedaille hofft Brouwers nun, Eye Catcher weiter reiten zu dürfen. Logistisch wäre das kein Problem. Wir wohnen in der Nähe

Von den Richtern bekam Eye Catcher heute die Idealnote 10,0 im Trab sehr elastisch, super Hinterbein, super Schulterfreiheit. Noch einen Notenrekord des heutigen Tages gab es im Schritt: 9,8, Probleme gab es hingegen im Galopp. Hier ritt Brouwers deutlich über Tempo. Eye Catcher verlor seine Balance, was sich besonders im Außengalopp auf den Mittelzirkeln bemerkbar machte (wo übrigens die meisten Pferde Probleme hatten die Aufgabe für die Fünfjährigen, in der ja auch Kurzkehrt aus dem Trab vorkommt, hat es in sich!). Das monierten auch die Richter und vergaben im Galopp eine 8,9. Zu dem Balanceproblem kam noch ein Mangel an Biegung auf den gebogenen Linien, so dass die Durchlässigkeitsnote 8,5 lautete. Zusammen mit dem Gesamteindruck von 9,3 ergab das auch insgesamt eine 9,3.

Genauso knapp war der Abstand zum Viertplatzierten, DSP Belantis unter Beatrice Buchwald, der in der Qualifikation noch Zweiter gewesen war. Belantis gehört nun übrigens nicht mehr nur dem brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse, sondern anteilig auch Deutschlands First Pferdesport-Lady Madeleine Winter-Schulze. Die Trabtour gelang dem Schimmel v. Benetton Dream-Expose heute sogar deutlich besser als noch in der Quali, wo er etwas unstet in der Anlehnung war. Das war heute sicherer, lediglich in der zweiten Volte verwarf er sich etwas. Leider konnte er das dann in der Galopptour nicht halten. Hier kam er zunehmend auf die Vorhand, verlor die Selbsthaltung und damit die Balance und sprang in der Folge dann einmal um, wo er hätte Außengalopp zeigen sollen. Die mangelende Selbsthaltung war auch der Hauptkritikpunkt der Richter. Sonst wäre sicher mehr drin gewesen als die 9,26 für den sich unglaublich dynamisch bewegenden Schimmel. Die Einzelnoten: 9,6 im Trab, 9,6 im Schritt, 9,2 im Galopp, 8,6 in der Durchlässigkeit und 9,4 für den Gesamteindruck.

Mit der Gesamtnote von 9,1 endete heute die wunderschöne Oldenburger San Amour-Latimer-Tochter Soiree dAmour aus der Zucht von Maren Bergen und im Besitz von Birgit Kalvelage auf Platz fünf. Hinsichtlich der Bewegungsqualität steht die Stute den Pferden ganz vorne in nichts nach. Ihr Trab ist noch immer so fließend, elastisch und leichtfüßig, wie als Dreijährige, als sie Bundeschampionesse wurde. Nur neigt sie dazu, zu leicht in der Hand zu werden und hinter die Senkrechte zu kippen. Über weite Teile gelang es Kira Wulferding, das zu beheben, aber eben nicht immer. So wurde im Kommentar eine etwas beständigere Anlehnung gefordert, aber trotzdem noch die 9,9 für den Trab gegeben. Der Schritt ist sicher im Takt, könnte aber raumgreifender sein, 8,0. Aufgrund leichter Balanceprobleme im Außengalopp gab es hier nur die 9,0. Dieselbe Note gab es auch in der Durchlässigkeit, denn trotz dessen, dass Soiree dAmour zwischenzeitlich eng wurde, berücksichtigten die Richter auch die große Dehnungsbereitschaft, die in dem wohl schönsten Zügel aus der Hand kauen lassen des Tages zum Ausdruck kam. Im Gesamteindruck gab es eine 9,6.

Sechster wurde der von Claudia Rüscher vorgestellte Westfale Daley Thompson v. Damon Hill-Lauries Crusador xx aus der Zucht und dem Besitz von Christian Becks bzw. dessen Hengsthaltung. Wie schon in der Qualifikation stellte Rüscher ihn energisch im Vorwärts vor. Gleichwohl benmängelten die Richter, dass er mit den Hinterbeinen mehr unter den Schwerpunkt treten müsste, Trabnote: 8,4. Zum Schritt braucht man nicht viel zu sagen außer Note: 9,4. Im Galopp hatte auch Daley Thomspon leichte Balanceprobleme, 8,7. Das alles schlug sich auch in der Durchlässigkeit wieder, für die es eine 8,6 gab. Das talentierte Pferd wurde im Gesamteindruck mit einer 8,9 eingeschätzt, was in Summe die 8,8 ergab.

Über das kleine Finale waren Anna Svanberg und der schwere schwedische Warmblüter Revolution v. Skovens Rafael-Fürst Heinrich (Z.: Dr. Lena Nyström, B.: Mats Freden) ins Finale vorgedrungen. Hier mussten sie gleich als erste ran und setzten mit der Gesamtnote von 8,72 direkt eine Marke, die lange unerreicht blieb. Mit mehr Energie und Aktion als noch in der Qualifikation gab es heute im Trab eine 8,9 und eine 9,4 im Galopp für den mächtigen Schwarzbraunen. Der Schritt ist nicht seine Stärke. Da wünschte man sich einfach mehr Übertritt, 7,4. 8,8 gab es im Bereich Durchlässigkeit und 8,7 für den Gesamteindruck.

Mit ihrem zweiten Pferd, dem Rheinländer Stanford v. Sir Donnerhall-Sandro Hit belegte Dorothee Schneider Platz acht. Der Braune aus der Zucht der ZG Mengelaers und im Besitz von Stefan Stevens und Ann-Kathrin und Dr. Gert Jungbluth bewegt sich sehr elastisch, aber irgendwie wünschte man ihm mehr Eigeninitiative. Die Richter hätten in den Wendungen mehr Balance sehen wollen. Hier wurde er mitunter ein klitzekleines bisschen ungleich und im Mitteltrab leicht breit. Der Schritt ist riesig und wie alle Bewegungen sehr schön durch den Körper gehend. Da gab es die Höchstnote von 9,6. Insgesamt hätte die Jury sich aber doch noch etwas mehr Beständigkeit in der Anlehnung gewünscht, so dass es die Tiefstnote von 8,0 für die Durchlässigkeit gab. Machte alles in allem eine 8,52.

Dahinter reihten sich Jessica von Bredow Werndl und ihr mächtiger Hannoveraner Florencio-Lanciano-Sohn Ferdinand BB ein (Z.: Bernhard Sieverding, B.: Beatrice Bürchler-Keller). Alles in allem gelang den beiden eine sehr schöne Runde, besser noch als die in der Qualifikation. Die Kritikpunkte der Richter waren ein Mangel an Balance im Mitteltrab, mehr Fleiß im Schritt und etwas mehr Versammlung im Galopp. Explizit gelobt wurde die Art und Weise, wie das Pferd gearbeitet wurde. In Noten sah das dann so aus: 8,3 im Trab, 7,8 im Schritt, 8,8 im Galopp, 8,6 für die Durchlässigkeit und 8,8 für die Perspektive, insgesamt 8,46.

Nicht gut lief es heute für Ines Knoll und den Württemberger Fair Play v. Fürst Hohenstein-Disco-Tänzer (Z.: Werner Häfner, B.: Linda Knoll). Die Reiterin hat schon eine sehr leichte Hand. Trotzdem ging der mächtige Schimmel einige Male dagegen, so dass man den Eindruck hatte, er ziehe vielleicht die Zunge hoch. Die Anlehnungsprobleme sowie der Wunsch nach mehr Lastaufnahme und beständigerer Bergauftendenz waren es dann auch, die die Jury in allen Bereichen bemängelte und die sich naturgemäß in der Durchlässigkeitsnote niederschlugen: 7,3. Ansonsten lauteten die Noten 7,5 im Trab, 8,0 im Schritt, 7,8 im Galopp und 7,8 für die Perspektive. Insgesamt 7,68 und leider heute der letzte Platz.

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