Weltcup der Springreiter 2018 an Beezie Madden

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Weltcupsiegerin 2018: Beezie Madden (USA) und Breitling unterlief lediglich ein Springfehler in vier Parcoursrunden. (© www.paulinevonhardenberg.com)

Mit einem US-amerikanischen Doppelsieg endete das Weltcupfinale der Springreiter in Paris. Allen voran Beezie Madden zeigte sich mit ihren Breitling in absolut bestechender Form. Das fand auch der deutsche Bundestrainer.

Die 53-jährige Beezie Madden auf dem zwölfjährigen holländischen Hengst Breitling gab die Führung auch nach einem Abwurf in der letzten Runde nicht ab, mit insgesamt vier Strafpunkten aus drei Wertungen behielt sie die Nase vor ihrem Landsmann Devin Ryan auf Eddie Blue (6) und dem Schweden Henrik von Eckermann auf Mary Lou (8).

Der deutsche Bundestrainer Otto Becker kommentierte:

Wir haben eine verdiente Siegerin. So wie Beezie hier geritten ist, auch stilistisch erstklassig, geht das in Ordnung.

Die WM-Dritte von 2014 behauptet sich seit vielen Jahren in der Weltspitze, gewann bereits 2003 den Weltcup und drei Olympiamedaillen. Auch der Vierte kam aus den USA, Vorjahrssieger Mc Lain Ward auf HH Azur (16). Das Paar ließ allerdings die Souveränität der Auftritte in Omaha 2017 vermissen.

Alles wieder gut bei den Cornets

Auch die deutsche Springreiterwelt war nach dem Desaster in der zweiten Wertung am Freitag wieder einigermaßen in Ordnug. Daniel Deußer auf Cornet d’Amour war nach zwei springfehlerfreien Ritten am Ende Achter, mit lediglich einem Zeitfehler in der letzten Runde. Nach dem Zeitspringen am ersten Tag hatte er noch auf aussichtsreichem Platz zwei gelegen, aber eine missglückte Runde in der zweiten Wertung, in der der Schimmel nach einem schweren Fehler das nächste Hindernis verweigerte, warf ihn weit zurück.

Der dreifache Weltcup-Sieger Marcus Ehning schloss die Reise nach Paris auf Rang zwölf ab, auch hier hatte es nach ersten Prüfung nach mehr ausgesehen. Aber in der zweiten Wertung machte auch sein 15-jähriger Schimmel ungewohnte drei Fehler, die Ehning aber auf seine Kappe nahm.

Es waren meine Fehler, aber heute hat der Ritt richtig Spaß gemacht.

Gestern blieben fast alle Stangen liegen, einen Abwurf für Ehning gab es nur im A-Kurs. Cornado geht jetzt zwei Monate lang dem Deckgeschäft nach, bleibt aber bei Ehning in Stall.„Dieser gute Abschluss heute war wichtig, für die Reiter wie für die Pferde“, sagte Otto Becker. Zumindest die Aktion Ruf-Reparatur ist gelungen.

Die weiteren Platzierungen

Vier Reiter beendeten die drei Prüfungen mit 16 Fehlerpunkten, für die Platzierung war am Ende die bessere Zeit in der B-Runde der dritten Wertung ausschlaggebend. Hinter Ward, dem Belgier Olivier Philippaerts und dem Spanier Eduardo Alvarez Aznar rangierte der Columbianer Carlos Enrique Lopez Lizarazo auf Platz sieben.

Sein 13-jähriger Admara sprang wieder ganz normal, ohne, wie zwei Tage zuvor, die Hinterbeine über jedem Sprung gen Hallendach zu werfen. Das Pferd war beim Abreiten mit den Hinterbeinen einmal hart angeschlagen, die Wirkung wurde durch die Gamaschen wohl noch verstärkt. Der Chef des FEI-Departments Springen, der Ire John Roche, nahm sich den Reiter zur Brust. „Er hat mir zugesagt, dass er diese Gamaschen nicht mehr verwenden wird“, sagte Roche.

In drei Jahren werden sie ohnehin verboten, aber bis dahin ist es ja noch eine Weile. Tatsächlich waren die akrobatischen Sätze nicht ungefährlich. „Das Pferd hätte sich auch überschlagen können“, so Roche.

Ausnahmepferde

Dennoch bleibt Admara ein absolutes Ausnahmepferd, wie auch die Stute, von der alle sprachen, Ibelle van de Grote Haar. Sie wurde vom Esten Urmas Raag ganz locker, zeitweise mit hängenden Zügeln über die schweren Klamotten gesteuert, kassierte in den beiden Finalrunden nur einen Abwurf und war am Ende achtbare 15. Schon vor dem Ende des Turniers war sie in die USA verkauft.

Olympiareifer Aufbau

Die Parcours des Spaniers Santiago Varela Ullastres wurden einstimmig von allen Reitern gelobt, schwer, hoch und reiterlich anspruchsvoll, aber ohne allzu trickreiche Linien und Distanzen, sodass jedes Paar sein Gesicht wahren konnte, auch wenn mal Stangen fielen. „Santi“ wird auch die olympischen Kurse in Tokio 2020 bauen.

Es wurde noch einmal eng

Mit fast 250.000 Euro Gewinngeld tritt Beezie Madden nun die Heimreise an. Sie musste am Ende noch zittern, denn mit einem Abwurf von Breitling am A-Kurs hatte sie ihren Vorsprung gegenüber ihren Verfolgern aufgebraucht. „Ich wurde ein bisschen nervös, aber dann merkte ich, dass er noch gut sprang“, sagte sie.

Sie ist jetzt im Club der zweifachen Weltcupsieger angekommen. Für den Zweiten, Devin Ryan war es das erste Weltcupfinale. Sein neunjähriger KWPN-Schimmel Eddie Blue war nicht nur das jüngste Pferd des Finales, es was auch das einzige ohne Abwurf. Mit zuweilen gewaltigen und nicht ganz unverkrampften Sätzen schien er besonders vorsichtig zu sein. Der 36-Jährige hofft jetzt auf einen Platz im WM-Team seines Landes. Vor zwei Jahren war er vom amerikanischen Verband für sechs Monate gesperrt worden, weil an den Beinen fünf seiner Pferde unerlaubt manipuliert worden war.

Inspirationsquelle Ludger Beerbaum

Der schon lange in Deutschland lebende Hendrik von Eckermann war seinem ersten Weltcupsieg ganz nah. Nur ein Abwurf der zwölfjährigen Montender-Tochter Mary Lou verhinderte ein Stechen um den Sieg. Von Eckermann, der viele Jahre im Stall von Ludger Beerbaum gearbeitet hat, bestätigte die Geschichte über seinen Weg zum Pferdesport, der zufolge er erst mit 14 Jahren mit dem Reiten begonnen und bis dahin nur Fußball und Hockey gespielte hat. Beim Weltcupfinale in Göteborg, zu dem ihn seine Mutter mitgenommen hatte, sah er Ludger Beerbaum reiten. Das wollte er auch können. „Stimmt“, sagte von Eckermann in Paris, „mit dem Unterschied, dass Ludger damals gewonnen hat und ich heute Dritter bin.“

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.