Auftakt zum Nürnberger Burg-Pokal 2021: Doppelsieg für Helen Langehanenberg

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Horses and Dreams 2021 (© www.st-georg.de)

Saisonauftakt bei Horses and Dreams in Hagen. Wer schafft es zum Finale im Nürnberger Burg-Pokal 2021? Das erste Mal in diesem Jahr zeigen sich ambitionierte Starter. An Helen Langehanenberg führt kein Weg vorbei. Aber auch Sönke Rothenberger zeigte ein besonderes Nachwuchspferd.

Alles gerichtet für den Startschuss zum Nürnberger Burg-Pokal 2021. Bandenwerbung säumt das Viereck, der Blumenschmuck ist arrangiert, weiße Pagodenzelte mit ihren Spitzdächern rahmen die Szenerie ein. Eigentlich alles wie immer. Fast. Denn Horses and Dreams, das traditionelle Auftaktturnier für die grüne Saison auf dem Hof Kasselmann steht natürlich unter der Überschrift Corona. Sports Edition ist das Turnier genannt worden. Und eine Gastland gibt es auch, so wie jedes Jahr. Japan – Olympia, keine 100 Tage mehr, da soll es in Tokio losgehen, lässt grüßen.

Doch in den Pagodenzelten laben sich nicht die VIPs an gutem Wein, sie sind in kleine Abteile unterteilt. Nicht mehr als vier Leute dürfen hinein. Und zum Viereck hin ist eine Folienscheibe wie im Vorzelt auf dem Campingplatz. Daran prangt der klare Hinweis: „Öffnen verboten“.

Auftakt zum Nürnberger Burg-Pokal 2021

Der Donnerstag in Hagen ist stets ein spannender Tag. Erstmals gehen Pferde an den Start, deren Besitzer und Reiter hoffen, beim Finale des Nürnberger Burg-Pokal 2021 in der Frankfurter Festhalle im Dezember reiten zu können. Und unter diesen Hoffnungsvollen waren einige Big Names

75,512 Prozent! Es ist noch früh im Jahr, aber das ist mehr als nur ein dezenter Hinweis in Richtung Finale Nürnberger Burg-Pokal 2021, den Helen Langehanenberg und Straight Horse Ascenzione da heute gegeben haben. Die dänische Stute aus US-amerikanischem Besitz ging als drittletztes Pferd in die Prüfung. (In der St.GEORG-Ausgabe März haben wir Helen zuhause besucht). Ascenzione ist deutlich drahtiger und eleganter als ihr großer Bruder Sezuan, der Jungpferdeweltmeister, der in der  Versenkung verschwunden ist. Die Stute ist sicherlich ein Pferd mit Geist und Nerv. Aber Helen Langehanenberg wusste diese Energie gut zu nutzen. In der gesamten Trabtour begeisterte die Stute durch kraftvolles Abfußen im Hinterbein. Ihre Kadenz und Federkraft blieben auch in den Seitengängen erhalten. Im Galopp spannte sich die Stute zwar noch etwas. Hier werden Prüfungsroutine und Kraft aber sicher noch zu einer noch entspannteren Oberlinie führen, gerade in den fliegenden Galoppwechseln, die die Zack-Stute bereits mit viel Mechanik springt. Dass sie entspannen kann, zeigte Ascenzione unter anderem im Schritt, für den es auch Noten bis 8,0 gab.

Boxennachbarin mit Ambitionen zum Nürnberger Burg-Pokal 2021

Eine hatte das Nachsehen. Lange hatte ein Pferd aus der ersten Startgruppe in Führung gelegen: Schöne Scarlett, Hannoveraner Stute v. Scolari, ebenfalls mit Helen Langehanenberg. Beide waren lange klar eine Klasse für sich. Das lag auch an den sehr guten Grundgangarten der Achtjährigen, vor allem aber an Helens Vorstellung. Das Paar strahlte Harmonie von Anfang bis Ende aus. Dass die Schöne Scarlett auch die Turnieratmosphäre bemerkte, zeigte sich in Kleinigkeiten. Ein leicht unruhiges Genick beim ersten Gruß, ein Wiehern im Schritt. Aber das konnte der Verbundenheit und dem Selbstverständnis, die dieses Paar ausstrahlte, keinen Abbruch tun. Weil die kleinsten Spannungen ebenso schnell verschwanden wie sie kurz aufgeflackert waren. Geschmeidige Seitengänge, die Galopppirouetten sicher, ein Pferd, das fröhlich seinen Job tut – 74,171 Prozent waren da gar nicht mal zu großzügig. Einmütig sahen die Juroren das Paar schlussendlich auf Platz zwei.

Sönke Rothenbergers Nachwuchshoffnung

Sönke Rothenberger hatte sein Nachwuchspferd Fendi mit nach Hagen gebracht. Der Däne v. Franklin ist sieben Jahre jung, ging vor ein paar Wochen in Darmstadt erstmal in Klasse S. Fendi ist ein sympathisches Pferd mit hübschem Kopf und keckem Gesichtsausdruck. Im Grundtrab bewegt er sich akzentuiert und man kann sich gut vorstellen, dass man als Reiter nur einmal den Bauchnabel anspannen muss, dann ist schon die Passage da. Aber die ist im Prix St. Georges ja nicht gefragt. Im starken Trab hätte das Hinterbein noch etwas kräftiger abfußen und  über den schwingenden Rücken nach vorne fußen dürfen. Im Galopp hat Fendi das ganze Potenzial: In den Serienwechseln – die zu drei Sprüngen bereits schnurgerade gesprungen und mehrfach mit Achten bedacht – genauso wie in den Galopppirouetten. Gerade die Linkspirouette zeigte, wie viel Kraft der Jüngling (sieben Jahre jung!) schon aufnehmen kann. Die Seitengänge waren geschmeidig. Fendi verwarf sich etwas in der ersten Schrittpirouette. Sicheres Halten und gutes Rückwärtsrichten zum Abschluss der Prüfung unterstrichen den guten Eindruck (74,024), Platz drei.

Die Schwedin Therese Nilshagen reitet schon lange für das Dressurpferdeleistungszentrum Lodbergen. Nach Hagen hat sie den Rappen For Final mitgenommen. Der einst auf dem Bundeschampionat erfolgreiche Oldenburger ging eine gehorsame Prüfung. Was bei ihm eine ganz sichere Bank ist, ist sein Schritt. Hier zog Chefrichterin Dr. Evi Eisenhardt sogar im starken Tempo eine Neun! Ansonsten zeigte sich der For Romance-Sohn lektionssicher, erhielt vereinzelt Achten und häufiger auch mal eine 7,5. Am Ende waren das 72,634 Prozent und damit Rang vier.

Hubertus Schmidt ist ein großer Fan der sieben Jahre jungen Estelle. Die Tochter seiner Olympiahoffnung Escolar ist turniermäßig bislang wenig in Erscheinung getreten. Estelle ist nicht gerade ein Modepüppchen für den Setzkasten. Typmäßig ist sie eher das, was man als „solide“ beschreibt. Aber ihr Hinterbein hat Power und Dynamik, mehr als das vieler anderer Pferde. Die noch unerfahrene Stute guckte sich nach dem Auftaktgruß zunächst einmal kurz das Stadion an, dann zog sie ihre Runden. In den Trabtraversalen, großzügig kreuzend, sicher in Stellung Biegung, zückten die Richter Achten. In den Schrittpirouetten kamen noch leichte Spannungsmoment auf und auch in der zweiten, der Galoppirouette links, gab es am Ende etwas Spannung.  Das aktiv abspringende Hinterbein in den akzentuierten fliegenden Galoppwechseln zu vier und drei Sprüngen wurden etwas besser als „ziemlich gut“ (7 und 7,5) bewertet. Gerade sieben Jahre jung, darf man auf Estelles weitere Entwicklung in dieser Turniersaison gespannt sein (71,463).

Noch drei weitere Pferde kamen über 70 Prozent: Qui’Well und Stefan Wolff (70,756), Hubertus Schmidts Meisterschülerin Katharina Hemmer mit Fürst Fernando (70,707) und Ann-Christin Wienkamp mit Finley, der eine  ganz sichere und souveräne Runde zeigte. Fürst Fernando hatte für 40 Sekunden zu Beginn der Galopptour eine Konzentrationsschwäche, nach der ersten Galopppirouette war ein Knoten drin. Danach aber hatte sich das Paar wieder zusammengefunden.

Sohn von „Franz“ und Ingrid Klimke

Equitanas Firlefranz beschreibt nicht etwa die Halle der weltgrößten Pferdemesse mit den pinkfarbenen Longierpeitschen, sondern Ingrid Klimkes achtjährigen Westfalen. Der Franziskus-Sohn ist zu einem ein Viereck füllenden Dressurfuchs herangereift. Die gesamte Vorstellung bestach vor allem dadurch, dass das Pferd konstant das Genick als höchsten Punkt hatte. Dazu ist Firlefranz ein Pferd, dessen Talente gleichmäßig verteilt sind. Entsprechend ging er gleichmäßig und korrekt durch die Prüfung. Zwei Patzer drückten die Note des Achtjährigen: Zu Beginn der Aufgabe guckte er auf der Diagonalen und galoppierte im starken Trab an. Auch ein Fehler in den fliegenden Galoppwechseln zu vier Sprüngen war teuer. Sonst wären die 70 Prozent kein Thema gewesen.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).