Neumünster: Erster Grand Prix über 80 Prozent für Jessica von Bredow-Werndl und Dalera BB

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Die Easy Game-Tochter Dalera unter Jessica von Bredow-Werndl bei der EM 2019 in Rotterdam, wo sie Bronze in der Kür gewannen. (© Pauline von Hardenberg)

Einen besseren Einstieg in die Olympiasaison als heute im Grand Prix für die Weltcup-Kür von Neumünster hätte Jessica von Bredow-Werndl sich mit Dalera nicht wünschen können – trotz, oder vielleicht auch gerade wegen der Fehler, die ihnen unterliefen.

Mit 81,50 Prozent gewannen Jessica von Bredow-Werndl und ihre nun 13-jährige Trakehner Stute Dalera (v. Easy Game) den Grand Prix von Neumünster vor Isabell Werth auf Emilio (78,130) und Bruder Benjamin Werndl mit Famoso (74,587).

Das ist das beste Ergebnis, das Jessica von Bredow-Werndl und Dalera je erzielt haben in einem Grand Prix und das erste Mal, dass sie in dieser Aufgabe die 80 Prozent-Marke knacken konnten – und das, obwohl die beiden zwei teure Patzer hatten, zuerst in den Zweierwechseln, dann in den Zick-Zack-Traversalen. „Da war sie etwas übermotiviert“, erklärte die Reiterin die Fehler.

Dem gegenüber stand allerdings eine ganze Reihe von Höhepunkten, allen voran die Piaffe-Passage-Tour, ohnehin eine der Stärken der Stute, aber in der Qualität von heute „die beste ever“, wie Jessica von Bredow-Werndl fand.

Noten bis 9,5 gab es für die ersten Piaffen und Passagen, für die Übergänge sogar die Höchstnote 10. Die zückten die Richter dann auch für die letzte Piaffe auf der Mittellinie. Aber auch die Lektionen, in denen es nach vorne geht, wurden mindestens mit Acht bewertet.

Davon war keine Note geschenkt, sondern verdient. „Es ist eine Freude, ein so elegantes Paar richten zu dürfen“, schwärmte Kommentatorin Ulrike Nivelle. Recht hat sie! Dalera ist noch stabiler in der Anlehnung geworden. Sie wirkt, als strotze sie vor Kraft und Motivation und als genieße sie das Bad in der Menge (die in Neumünster ja quasi auf Tuchfühlung mit den Pferden sitzt).

„Sie hat so Bock!“, bestätigt Jessica von Bredow-Werndl den Eindruck von unten. „Wenn ich sie schere, guckt sie mich schon als wollte sie fragen, ob es jetzt endlich wieder los geht.“ Das sieht man der Stute an. Und ein so motiviertes Pferd macht es dem Reiter leicht, fein und dezent einzuwirken. „Ich musste sie um nichts bitten, nur führen“, schwärmt die Reiterin von ihrem Gefühl im Sattel. Genauso sieht es aus bei den beiden. Feines Reiten auf den Punkt gebracht. „Klar, die Fehler hätte ich gerne nicht gehabt. Aber was will man mehr als ein fittes, übermotiviertes Pferd zum Jahresauftakt? Das müssen wir nun nur noch in die richtigen Bahnen lenken, aber das kriegen wir schon hin!“

Und dann lautet das große Ziel Tokio. Das Weltcup-Finale ist für Dalera kein Thema. Ob sie Zaire-E dort reiten wird, entscheidet Jessica von Bredow-Werndl nach der Etappe in ’s-Hertogenbosch. Dalera wird das nächste Mal in Hagen oder Balve zu sehen sein. Immer wieder loszufahren, so wie dieses Wochenende sei wichtig für die Routine betont die Reiterin. „Und es ist der ehrlichste Blick in den Spiegel.“ Was sie da heute gesehen hat, dürfte ihr gefallen haben.

Emilio war „an“

Nicht nur Dalera, auch Isabell Werths Emilio machte heute einen äußerst motivierten, um nicht zu sagen übermotivierten Eindruck. Das begann schon bei der ersten Grußaufstellung. Emilio kam nicht zum Stehen, aber Werth mit ihrer ganzen Routine wartete so lange, bis der 14-jährige Westfalen-Wallach wenigstens einmal ausgeatmet hatte. Das hat sie geschickt gemacht und es gelang ihr auch, den Ehrenpreis-Sohn ohne große Unfälle durch den Rest der Aufgabe zu lavieren. Allerdings wirkte Emilio zwischendurch etwas unzufrieden in der Anlehnung, verkroch sich hinter dem Gebiss und deutete ein Kopfschütteln an, ohne sich jedoch wirklich zu entziehen.

Isabell Werth nahm’s gelassen: „Er hatte zehn Wochen Pause seit Salzburg. Die Fehler heute waren aus Übermotivation. Aber auf der letzten Mittellinie hatte ich ihn wieder so, wie ich ihn haben will!“ Beste Voraussetzungen also, um in der Kür wieder anzugreifen.

Dass die Pferde es in der Holstenhalle nicht so ganz einfach haben, sich zu konzentrieren, weil die Zuschauer so dicht an der Bande sitzen, stört sie übrigens überhaupt nicht. „Ich kann mich nicht erinnern, dass hier um neun Uhr morgens jemals so viele Zuschauer saßen. Ich finde das toll! Genau das wollen wir doch!“ Und Emilio hatte ja heute Gelegenheit, sich zu akklimatisieren.

Famoso bereit für den nächsten Schritt

Wie seine Schwester ist auch Benjamin Werndl ein fein einwirkender und gut sitzender Reiter, und zusammen mit seinem nun elfjährigen Oldenburger Farewell III-Sohn Famoso bietet er ein Bild voller Harmonie.

Gleichwohl gelang auch diesen beiden heute keine ganz fehlerfreie Runde mit Patzern in den Zweierwechseln und den Zick-Zack-Traversalen und in der ersten Piaffe, eigentlich die absolute Stärke des Wallachs. Werndl war trotzdem happy: „Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis, dass ich mit diesem jungen Pferd in diesem Starterfeld Dritter geworden bin!“

Sein Famoso sei nun bereit „für den nächsten Schritt“, also größere Turniere. Ob das schon das Weltcup-Finale in Las Vegas wird, lässt Werndl allerdings noch offen. Auch er will nach ’s-Hertogenbosch entscheiden, wie er in Bezug auf Las Vegas verfahren wird. Denn er hat ja ebenfalls zwei Eisen im Feuer, neben Famoso auch noch Daily Mirror, den er bei der Weltcup-Etappe in Göteborg noch einmal reiten will.

Heute ließ Famoso jedenfalls schon mal den Drittplatzierten des Finales 2019 hinter sich, Damsey unter Helen Langehanenberg, der mit exakt 74 Prozent Vierter wurde vor Adelinde Cornelissen und Zephyr (73,435).

Viel versprechender Nachwuchs

Chefrichterin Katrina Wüst freute sich nicht nur über die qualitativ hochwertigen Ritte auf den ersten Plätzen, sondern auch über die Internationalität und einige „interessante neue Pferde“, wozu sie explizit den zwölfjährigen San Amour-Sohn Santiano von Sönke Rothenberger zählte. Der Mannschaftsolympiasieger und der DSP-Wallach passen sehr gut zusammen, äußerst schlank und hochgewachsen wie sie sind. Und Santiano hat zweifelsohne großes Talent, allerdings muss er noch mehr zur Ruhe kommen, um das auch in allen Situationen ausspielen zu können. Trotzdem, der siebte Platz mit 71,717 Prozent sind ganz sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange für den Braunen.

Alle Ergebnisse aus Neumünster finden Sie hier.do nike outlets sell jordan 1 | Axel Arigato Men's Bird Tape Sneakers in Cremino, women and kids • Hanbags and accessories

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.