Weltcupfinale Springen: Favoriten-Wiederauferstehung in Leipzig

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Martin Fuchs (SUI) auf Chaplin (© FEI/Gregg)

Wer zuerst lachte, lachte in Leipzig zuletzt am besten. Martin Fuchs, Sieger der ersten von drei Wertungen, gewann auch die dritte und damit mit fünf Strafpunkten zum ersten Mal den Weltcup und die Gesamtprämie von 172.500 Euro.

Der 30-jährige Schweizer Martin Fuchs ist zugleich neben Marcus Ehning der einzige Reiter, der für den Sieg zwei Pferde sattelte, in der ersten und dritten Wertung den 15-jährigen Verdi-Sohn Chaplin, in der zweiten Wertung den 14-jährigen Sanvaro-Sohn The Sinner, mit dem er durch einen Abwurf das Stechen verpasste und vorübergehend seinen Spitzenplatz einbüßte.

Fuchs musste zuletzt auf die Fehler der beiden führenden Reiter warten. Der US-Reiter McLain Ward, der als Bester mit null Punkten ins Finalspringen gegangen war, fiel nach Abwürfen des 14-jährigen Contagious, mit dem er souverän die zweite Wertung gewonnen hatte, in den beiden Finalkursen mit 13 Punkten auf Platz sieben zurück. Auf dem Podium standen neben Fuchs punktgleich der Niederländer Harrie Smolders und der Schwede Jens Fredricson. Beide hatten acht Strafpunkte angesammelt, aber Smolders mit dem 13-jährigen Cassini II-Sohn Monaco war der Schnellere im B-Kurs gewesen, deswegen Zweiter, Fredricson auf dem elfjährigen Cosmopolit v. Cohiba Dritter. Das waren teure Sekundenbruchteile: Smolders erhielt 131.250 Euro Preisgeld, der Schwede rund 50.000 weniger, 78.750 Euro.

David Will bester Deutscher

Bester Deutscher wurde hinter den beiden jungen Briten Harry Charles (21) auf Romeo und Jack Whitaker (20) auf Valmy de la Lande (beide neun Punkte) David Will auf Platz sechs. Ihm gelang auf dem 14-jährigen Holsteiner C Vier eine grandiose Schlussrunde, immer auf dem kürzesten Weg, schnell ohne zu jagen, sicher und kontrolliert mit dem nicht einfachen Pferd. Gemeinsam mit Fuchs und Fredricson gewann er mit Doppelnull das dritte Wertungsspringen, das waren nochmal 51.000 Euro für jeden.

Ansonsten ist die Bilanz für den deutschen Bundestrainer Otto Becker, der neben Marcus  Ehning vier Weltcup-Debütanten dabei hatte, eher gemischt. Gerrit Nieberg, der auf Ben v. Sylvain (Westf.) mit sicheren Ritten überzeugt hatte und als Fünfter und damit bester Deutscher ins Finalspringen gegangen war, fiel nach insgesamt drei Abwürfen (18 Punkte) auf Platz 13 der Gesamtwertung zurück. Der elfjährige Braune wirkte etwas müde, aber für beide war das Finale eine wichtige Erfahrung. Dasselbe gilt auch für Philipp Schulze-Topphoff mit der zwölfjährigen Westfälin Concordess v.  Congress; auch sie wirkte am Ende des schweren Turniers nicht mehr ganz frisch. Christian Kukuk auf dem zwölfjährigen Checker konnte sich ebenfalls nicht wie erhofft in Szene setzen, 13 Strafpunkte im Finalspringen füllten das Punktekonto auf 31 Miese auf, übrig blieb Rang 19.

Marcus Ehning zog nach drei Abwürfen im A-Kurs die 14-jährige Calanda zurück. „Es sollte heute nicht sein“, sagte er enttäuscht, „Ich kann es ihr nicht übel nehmen, sie ging hier zuletzt vor sieben Jahren und schon damals mochte sie die Atmosphäre und die großen Screens in der Halle nicht. Sie hat sich auf alles Mögliche konzentriert, nur nicht auf die Hindernisse.“

„Wir wussten natürlich, dass wir viele Neulinge hier haben, aber trotzdem haben wir uns mehr erhofft, weil alle gut drauf waren und gute Erfolge hatten“, bilanzierte Otto Becker.  „Doch am Ende ist nur David in der Spitzengruppe. Unsere jüngeren Leute Gerrit Nieberg und Philipp Schulze Topphoff haben mit Sicherheit hier viel gelernt und nehmen viel mit für die Zukunft. Andererseits wenn man ganz nach vorne kommen will, dann muss man doch an der ein oder anderen Stelle noch akkurater reiten. Man sieht das auch bei Harry Charles und Jack Whitaker, die ja auch nicht älter sind. Hier waren wir nicht ganz zufrieden und jetzt müssen wir es einfach beim nächsten Mal besser machen.“

Fuchs sorgt für Sternstunde

Andere hatten ihren großen Tag erwischt. Martin Fuchs’ Siegesrunde geriet zu einer Sternstunde des Springsports: immer nach vorne ausgleichend, flüssig, energisch, dabei gefühlvoll ließ Fuchs den 15-jährige Chaplin v. Verdi-Concorde über den Kurs galoppieren, das war ganz große Reitkunst. Eine glänzende Nullrunde mit nur zwei Zeitfehlern gelang dem Senior des Feldes, dem Briten John Whitaker bei seinem 22. Weltcupfinale im B-Kurs. Und auch der dreifache Weltcupsieger Steve Guerdat (SUI) konnte in der A-Runde beweisen, dass der 13-jährige Victorio des Frotards mehr kann, als er manchmal zeigt. „Das war eine Runde, wie ich sie mir vorstelle“, sagte er nach seinem Ritt.

Noch 30 Reiter durften am Sonntag in der dritten entscheidenden Wertung, einem Springen mit zwei Umläufen, starten. Sie alle brachten ihre Strafpunkte aus den beiden vorangegangenen Wertungsspringen mit in den Endkampf. Unter den 20 Startern im B-Kurs ritten zehn Final-Debütanten. Ein gutes Zeichen, fand nicht nur Turnierleiter Volker Wulff. „Wir brauchen neue junge Leute“, sagte auch Jens Fredricson, der 54-jährige Bruder des Weltranglistenersten Peder Fredricson. Sie sind schon da, heißen Harry, Jack, David und Gerrit.

Die Kurse von Frank Rothenberger, der sein fünftes Weltcupfinale aufbaute, das dritte in Leipzig, wurden nicht nur vom Siegertrio gelobt. Das Problem, am Ende des A-Parcours ohne weitere Strafpunkte ans Ziel zu kommen, waren weniger die Hindernisse zwischen 1,50 und 1,60 Metern. Es war die knapp bemessene Zeit in beiden Runden, mit der Parcourschef Frank Rothenberger das von ihm als nicht allzu stark eingeschätzte Starterfeld auseinander bekam.

Die Messehalle war an den beiden Wochenendtagen bis auf den letzten Sitzplatz ausverkauft, kaum einer trug noch Maske. Auch die Reiter schienen es zu genießen, nicht mehr vor leeren Rängen aufzutreten, manches Pferd hingegen guckte erstaunt bis erschreckt. „Es war wirklich ein tolles Gefühl, hier vor vollen Tribünen zu reiten, es hat einfach Spaß gemacht“, sagte David Will. „Die Leute waren froh, ein Stück Normalität zurückzubekommen“, fand Volker Wulff. „Sie konnten die Pandemie und den Ukraine-Krieg für eine Weile vergessen.“
Wenn das nur so einfach wäre…

 

 

 

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.