Julia Krajewski ist Olympiasiegerin der Vielseitigkeit in Tokio 2021

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Eventing Individual & Team Jumping – Olympic Games Tokyo 2020

Eine überwältigte Julia Krajewski nach ihrem fehlerfreien Ritt im Einzelfinale der Vielseitigkeit bei Olympia Tokio 2021. (© www.hippofoto.be)

Zum vierten Mal in Folge geht die Goldmedaille in der Vielseitigkeit nach Deutschland. Auf Hinrich Romeike 2008 und Doppel-Olympiasieger Michael Jung folgt Olympiasiegerin Julia Krajewski!

Mit einer unfassbaren Souveränität steuerte Julia Krajewski ihre Stute Amande de B’Neville über den Kurs des Olympischen Einzelspringens. Dass sie die erlaubte Zeit nicht ganz einzuhalten vermochte, konnte ihre Einzelgoldmedaille nicht mehr gefährden.

Vielseitigkeit Olympia 2021: Erstes Einzel-Gold für eine Frau

Bundestrainer Hans Melzer war schon optimistisch im Vorfeld nach dem Mannschaftsspringen. Und mit einer Olympiasiegerin Julia Krajewski beendet Melzer seine Karriere glanzvoll. Lediglich 0,4 Strafpunkte für eine Sekunde, die Krajewski und Amande de B’Neville im Geländeritt über der Zeit geblieben waren, hatte das Paar seinem Dressurergebnis von 25,2 hinzugefügt. Der Abstand vor dem Einzelspringen: Zwei Strafpunkte auf den Briten Oliver Townend, 3,3 auf dessen an dritter Stelle rangierenden Teamkollegen Tom McEwen.

Auch Krajewski selbst zeigte sich vor dem abschließenden Springen dann selbstbewusst: Als letzte an den Start zu gehen, ein Nachteil? „Damit habe ich jetzt ehrlich gesagt nicht gerechnet. Aber – und das soll jetzt nicht blöd klingen – ich bin ja schon öfter als letzte geritten, und das Gefühl wäre jetzt auch nicht anders, wenn ich Vorletzter oder Drittletzter wäre. Wenn es um eine Medaille geht, ist es immer total besonders.” Ganz pragmatisch ging die Bundestrainerin des deutschen Vielseitigkeitsnachwuchs an das Finale heran: „Finde es richtig cool, unter Flutlicht zu reiten. Ein Stück weit werde ich es auch genießen. Wie oft reitet man schon in so einem Stadion unter Flutlicht?”

Das Selbstvertrauen gab ihr auch ihr Pferd, die französische Stute Amande de B’Neville, alias „Mandy”: „Heute ist sie eine ganz liebe Löwin. Sie ist schon „an” heute. Man merkt, sie ist ein bisschen griffig, vielleicht auch ein bisschen mehr als sonst, aber ich glaube das ist eher positiv. Am Ende kämpft sie immer für mich und ich glaube, das macht das Pferd aus. Die würde nie sagen, eine Runde das reicht mir jetzt und die zweite kannste alleine machen. Die kämpft, die will, vielleicht braucht man auch eine Stute, um so etwas am Ende abzuliefern.”

Und wie „Mandy“ das tat! Der Riesensatz, den die französische Stute über Sprung drei machte, war ein Ausrufezeichen hinter einen grandiosen Vielseitigkeitswettkampf für das Paar. Vergessen alle Championatsprobleme aus vergangenen Tagen. Schließlich kam das Paar ohne Springfehler, lediglich mit 0,4 Strafpunkten für Zeitüberschreitung ins Ziel. Emotionen pur bei der Amazone. Olympiasiegerin Julia Krajewski! Gold!

Bundestrainer Hans Melzer hatte nichts als gute Worte über Julia Krajewski und „Mandy“ nach ihrem Auftritt heute in Tokio übrig: „Ich hab vor zwei Jahren zu ihr gesagt: ‚Eines Tages stehst du ganz da oben. Dann ist alles das, was in der Vergangenheit mal nicht so funktioniert hat, vergessen.‘ Und ich glaub für sie ist das heute etwas ganz Besonderes und auch eine Bestätigung für sie selbst, wie gut sie ist, und das hat sie wirklich verdient.“

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Silber an Tom McEwen und Toledo de Kerser

Der Brite Silber Tom McEwen und Toledo de Kerser schien zunächst nicht ganz so schnell unterwegs zu sein zu Beginn des Kurses. Aber was war das für ein Ritt! Das Pferd perfekt an den Hilfen, keine Moment der Unsicherheit. Alles in Balance. Power und Willen an jedem Sprung. Auch dies ein Ritt wie ein Lehrvideo. Seine Geländerunde war der Perfektion nahe. Bei 60,46 Sekunden bleibt die Uhr stehen, 0,4 Strafpunkte, Endergebnis 29,3 Strafpunkte.

Bronze für zwei grandiose Botschafter des Sports: Andrew Hoy und Vassily de Lassos

Stilistisch perfekt, Pferd und Reiter in jeder Millisekunde eine Einheit. Der Australier Andrew Hoy beendet seine achten (!) Olympischen Spiele mit einer Team-Silbermedaille und mit Bronze in der Einzelwertung. Seinen Fuchs Vassily de Lassos hatte er stets als eines der besten, wenn nicht das beste Vielseitigkeitspferd der Welt bezeichnet. Zu recht! Die beiden hatten einen kleinen Hallo-Wach-Moment am Einsprung der Dreifache Kombination. Und ein „Come!” vor der Zweifachen Kombination. Keine 20 Sekunden später galoppierten die beiden über die Ziellinie in 59,48 Sekunden – Maßarbeit! 29,6 Strafpunkte, das ist das Dressurergebnis des Australiers – Wahnsinn!

Tokio steht Kopf

Es sind nicht viele Menschen im Olympiastadion, aber nationenübergreifend ist der Jubel unbeschreiblich als Kazuma Tomoto mit Vinci de la Ligne mit einer tollen Nullfehlerrunde und lediglich sieben Hundertstel Sekunden über der erlaubten Zeit ins Ziel kommt, 31.9 Strafpunkte am Ende der Olympischen Vielseitigkeit. Das Stadion feiert den Reiter aus dem Gastgeberland, das trotz Pandemie und Vorbehalten der Bevölkerung Olympische Spiele ausrichtet. Ideale Bedingungen im Reitstadion – der kollektive Applaus für Kazuma Tomoto ist das „Danke“ aller, die hier sind und nicht aus der Ferne den Spielen beiwohnen. Platz vier für Japan – darauf hatte niemand getippt.

Zwei Briten im Pech

Oliver Townend musste auf seinem Iren Ballaghmor Class die Hoffnung auf eine Einzelmedaille schon nach Sprung zwei, einem Steilsprung beerdigen. Recht unbeeindruckt trat der Sieger des CCI5*-L in Kentucky die obere Stange aus den Auflagen. Am Ende war das Paar zwei Sekunden über der Zeit, 32,4 – Platz fünf für die Nummer eins der Weltrangliste.
Vorletzer und letzter Sprung wurden der Britin Laura Collett nach einer bis dahin souveränen Parcoursvorstellung mit ihrem Holsteiner London v. Landos zum Verhängnis, 37,8, Platz neun.

Zweimal Vive la France

Die erste Nullfehlerrunde gelang dem Franzosen Nicolas Touzaint mit dem Grafenstolz-Sohn Absolut Gold, Zehnter nach dem Mannschaftsspringen. Der Routinier wurde auf der Tribüne wie ein Olympiasieger Vielseitigkeit gefeiert. Platz sechs, 33,9 Strafpunkte. Dahinter wurde sein Teamkollege Christopher Six mit dem Schimmel Totem de Brecey Siebter. Am Aussprung der dreifachen Kombination ereilte es den Schimmel, 35,2 Strafpunkte.

Ein Abwurf für Michael Jung

Michael Jung und Chipmunk begannen den Parcours wie im Teamspringen. Es sah nach der nächsten Bilderbuchrunde aus. An der dreifachen Kombination touchierte Chipmunk minimal die letzte Oxerstange. Aber alles blieb liegen. Doch ausgerechnet die Zweifache Kombination im Design der Olympischen Spiele „Tokyo 2020″ mit den blau/weißen Maskottchen wurde „Chip” und „Michi” zum Verhängnis: Die hintere Stange fällt, die Zeit reicht, 36,1 – Platz acht.

Insgesamt sind die Olympischen Spiele eine Enttäuschung für den Mann, der mit dem Hattrick bei Olympia in diesem Jahr einen neuen Rekord hätte aufstellen können. Den verpasste er nun. Sein Fazit: „Ja, alles nicht so ideal gelaufen. Alles nicht nach Plan gelaufen. Ich glaube aber, mein Pferd war super drauf. fischerChipmunk ist ein tolles Pferd, keine Frage. Er ist super gegangen, hat alles richtig gemacht die ganzen Tage. Ja, das nötige Glück braucht man eben auch, deshalb: Die letzten paar Male hatte ich das, jetzt hat es jemand anders gehabt. Aber ja, jetzt bin ich natürlich enttäuscht, aber wir kämpfen weiter.“

Mit ihrem Einzel-Olympiasieg halte Julia aber die deutschen Fahnen hoch, und darüber könne man überglücklich sein, so Jung weiter. Er lobte Teamkameradin Krajewski: „Julia hat zwei klasse Runden gehabt, gestern auch schon im Gelände. Das war wirklich bilderbuchmäßig. Auch gerade hier die letzte Runde nochmal, unter Zeitdruck auch, das Pferd richtig galoppieren lassen, die ist klasse gesprungen, also wunderbar gemacht. Verdienter Sieg, auf jeden Fall!“

Fehler satt in der letzten Runde

Gerade den Pferden der hinteren Hälfte sah man dann doch die Anstrengung der vergangene Tage an. Es gab viele Abwürfe, nicht weil die Pferde kräftemäßig am Ende schienen, sondern weil es den Reitern nicht gelang, sie bei dem hohen geforderten Grundtempo, ausreichend geschlossen und aufmerksam durch den Parcours zu steuern. Besonders schmerzhaft sah das bei dem Franzosen Karim Florent Laghouag aus. Der drückte seinen Triton Fontaine über die Zweifache und landete dabei zweimal unsanft auf dem Vorderzwiesel.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).