Blog 10: Feierabend im Deutschen Haus, ein nasser DOSB-Chef und eine stöhnende Rugbymannschaft auf den Knien

Von
Pochhamers Rio Blog3

(© Pauline von Hardenberg)

War das ein toller Tag gestern in Rio de Janeiro! Gabriele Pochhammer berichtet von dem, was nach der Medaillenzeremonie kam. Und von den Springreitern, die ihre ersten Trainingsrunden hinter sich haben. Und von der Begegnung zwischen der Princess Royal und den Rugbyspielern.

Ein toller Tag heute, viele Grüße ins verregnete Deutschland. Die Sonne knallt vom Himmel, die Luft ist so klar, dass man die Bergkette hinter dem Reitstadion sehen kann. Die Springreiter drehen heute ihre Trainingsrunde, sind noch ganz entspannt. Habe kurz den Briten zugeschaut, John Whitaker, der Senior des Team, das ja zusammen 203 Jahre auf dem Buckel hat, grüßte rüber. Der Trend geht zum Mehrtagebart hier in Rio, bei den Sportlern, bei den Kollegen und selbst an Deutschland geht er offenbar nicht ganz vorbei, wie ich mich per Skype überzeugen konnte.

Eben kam George Morris vorbei, US-Springreiter-Ikone, Mannschaftssilbermedaillengewinner 1960 und seitdem international renommierter Trainer. Mehrere Jahre lang schrieb er für den St.GEORG als Stilkritiker. Man konnte ein Foto einschicken und George der Große hat Ross und Reiter sachkundig kommentiert. Unter anderem auch den zehnjährigen Michael Jung. Er hat ihn sehr gelobt, heute ist er stolz wie Bolle. Ein bisschen ist das auch seine Goldmedaille.

Pauline von Hardenberg

Eine gewisse Treffsicherheit mit der Champagnerdusche hatte Dorothee Schneider ja schon nach ihrem Deutschen Meister-Titel in Balve bewiesen … (© Pauline von Hardenberg)

Gestern war wieder Feiertag im Deutschen Haus. Das deutsche Dressurteam mit Anhang war da, Isabell Werth, die neue „erfolgreichste Olympiareiterin aller Zeiten“. Der Held des Tages war Pfleger Robby Sanderson, der sich selbstlos Cosmo entgegengeworfen hat, als er dessen Reiter Sönke Rothenberger bei der Siegerehrung zu Hilfe kommen wollte. Er hatte ein Riesenpflaster am Kopf, darunter war es wohl nicht so schlimm, denn er stand bester Dinge stundenlang für Selfies bereit.

Privat

Wir wussten gar nicht, dass unsere Kollegin Pauline so eine Selfie-Jägerin ist! Aber wann hat man schon mal die Gelegenheit mit einem Olympiasieger (Sönke Rothenberger, Mitte) und einem Held (Pfleger Robby Sanderson, links) auf einem Bild zu stehen?! (© Privat)

Die ganze Familie Rothenberger war gekommen, Vater Sven, Mutter Gonnelien und die Töchter Sanneke und Semmieke, bekanntlich auch schon äußerst erfolgreich im Dressursattel unterwegs. Der Vorstandsvorsitzende des deutschen olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, begrüßte die Gäste, dann macht es Platsch und er lag Pool des Beach Clubs. Das glockenhelle Lachen Isabells war bis in den letzten Winkel des Beach Clubs zu hören. Zwei weitere Gäste machten es Vesper im Laufe des Abends nach. Ist eine gefährliche Ecke da zwischen Bühne und Pool – vor allem nach ein paar Caipis.

Das Dressurgold gestern kam ja gewissermaßen mit Ansage, und wie immer hatten sich die üblichen journalistischen Medaillentouristen auf den Weg gemacht. Da sah man im Pressezelt auf einmal Gestalten, die in den vier Jahren zwischen den Spielen nicht einmal das Wort Pferd in die Tasten hauen. In der Mixed Zone halten sie dann unauffällig ihre Mikros hin, stellen aber selbst keine Fragen. Das überlassen sie den sachkundigen Kollegen. Und heute sind sie natürlich schon wieder verschwunden. Vielleicht kommen die Sahneabschöpfer Montag wieder, denn mindestens eine Medaille wird’s wohl geben. Große Diskussionen im Deutschen Haus. Schafft es Valegro dann doch in der Kür, wieder alle wegzuputzen? Dazu muss er im Vergleich zum Special noch ein Schüppchen drauflegen. Weihegold kann eigentlich nicht besser gehen als im Special, aber Isabell Werth hat ja ihr Programm mit Schwierigkeiten gespickt, die ein anderer erst mal nachmachen muss. Und dann Showtime mit seinen gigantischen Bewegungen – da geht auch noch was. Auch bei Desperados, wenn er sich im Rücken noch mehr loslässt.

Pauline von Hardenberg

With a little help from my friends! Am Montag kämpfen Kristina Bröring-Sprehe und Dorothee Schneider um die Einzelmedaillen. Sönke Rothenberger wird sie dabei als Zuschauer unterstützen. Nur die besten drei Mannschaftsreiter kommen in die Kür. (© Pauline von Hardenberg)

Gestern waren FN-Sportchef Dennis Peiler und sein Bruder zum Hockey gefahren. Mit im Bus saß Golf-Profi Kaymer. Wollte auch mal was anderes sehen. „Hat ja beides mit Schlägern zu tun,“ sagte er. Das verbindet natürlich.

Das erlebt auch die Princess Royal in heutigen Zeiten nicht alle Tage: Als sie dem Rugby-Team von den Fidschi-Inseln, das mit gigantischem Abstand (43:7) vor den Briten gewonnen hat, die Goldmedaillen umhängen wollte, kniete jeder einzelne der riesigen Muskelmänner vor der Tochter seiner Königin nieder, ächzend und stöhnend, völlig kaputt von dem mörderischen Spiel. Princess Anne lächelte huldvoll. Durchs Gelände der Vielseitigkeit war sie ganz unauffällig im britischen Mannschaftsdress marschiert, begleitet von Ehemann, Admiral Sir Timothy Laurence.

Alle deutschen Pferde gingen gut im Trainingsspringen, die Reiter sind entspannt und stehen doch unter Strom. Es nervt natürlich, dauernd die Medaillen der Buschis und Dressurreiter vorgehalten zu kriegen. Was in Hongkong und London daneben ging, das sollte doch in Rio jetzt endlich gelingen. Also Daumen drücken!!!!

 

 air jordan 1 factory outlet | nike jordan outlet near me

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.