Pferdepflege im Sommer: Das Pferd waschen und kühlen

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Im Sommer werden nicht nur die Hufe gewaschen, sondern oft das ganz Pferd. Dazu kühlt das Wasser bei heißen Temperaturen. (© www.slawik.com)

Bei diesen sommerlichen Temperaturen wird das Pferd nach dem Training gerne abgekühlt und öfter auch gewaschen. Doch warum eigentlich immer kaltes, fließendes Wasser? Was man beachten sollte und wie der Pferdekörper reagiert und welche Möglichkeiten zur Abkühlung es noch gibt.

Im Sommer befreit eine kühle Dusche das Pferd von seinem Schweiß, gewährleistet die einwandfreie Funktion des Pferdekörpers und schützt vor Überhitzung. Wer sein Pferd waschen und nach dem Training kühlen möchte, sollte ein Paar Dinge wissen. Egal ob man nur die Pferdebeine kühlt oder das ganze Pferd duscht: Kälte kann noch so viel mehr als nur erfrischen.

Das Pferd waschen und richtig kühlen – Überhitzung vorbeugen

Pferde überhitzen bis zu zehnmal schneller als Menschen. Der Anteil an aktiver Muskelmasse bei Pferden ist höher als beim Menschen und besitzt im Verhältnis eine geringere Oberfläche um Wärme abzugeben. Nur 25 bis 30 Prozent vom Schweiß des Pferdes kann über die Verdunstung Kälte erzeugen und somit den Körper abkühlen. Ein Pferd schwitzt demzufolge stark nach der Belastung, da sich die Hitze im Körper staut. Das Pferd zu waschen und abzukühlen ist bei heißen Temperaturen daher für die meisten Pferde eine Wohltat.

Das Pferd atmet darüber hinaus schwerer bei Hitze, weshalb jedes Pferd im Sommer auf Wassermangel und gesundheitliche Probleme überprüft werden sollte. Folgen einer Überhitzung können beispielsweise niedriger Blutdruck, Kolik oder sogar ein Kreislaufkollaps bis hin zum Nierenversagen sein. Deswegen sollte an heißen Tagen das Training sinnvoll eingeschränkt und auf kühlere Tageszeiten wie den frühen Morgen oder den späten Abend gelegt werden.

Wer auf Turnierstarts nicht verzichten möchte, sollte sein Pferd rechtzeitig an die Hitze gewöhnen, das biete eine optimale Vorbereitung auch für Menschen.

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Genuss fürs Pferd: Waschen und Abkühlen – im Sommer eine echte Wohltat. (© www.slawik.com)

Mit der Dusche am Pferd immer unten beginnen

Eine kühle Dusche nach dem Training tut gut – doch muss sie dafür richtig angewendet werden. Ist das Wasser zu kalt, kann eine Schädigung des Gewebes die Folge sein. Der Wasserstrahl sollte weich sein und eine kühle bis lauwarme Temperatur haben.

Das Kühlen sollte immer an den Pferdebeinen beginnen, da diese am weitesten entfernt vom Herzen liegen. Durch das Kühlen der unteren Gliedmaßen senkt sich durch das zirkulierende Blut bereits die Temperatur des gesamten Organismus. Eine Wassertemperatur zwischen vier und zehn Grad ist gut zur Kühlung der Pferdebeine, allerdings nur für maximal fünf Minuten. So kommt es durch die langsamere Abkühlung nicht zu einem plötzlichen Kreislaufproblem. Die übrigen Muskelgruppen duscht man im Anschluss, hier mit weniger kaltem Wasser. Ebenfalls wieder von unten nach oben beginnend und von hinten nach vorne.

Mit der Abkühlung des Pferdes die Durchblutung anregen

Trifft Kälte auf das Pferdebein, ziehen sich die Blutgefäße im Pferd wieder zusammen. Das Blut pumpt schneller durch die Gefäße und Schadstoffe können sich nicht ablagern. „Nach dem Kühlen versucht der Körper den Temperaturverlust auszugleichen. Das tut er, indem er die Gefäße erweitert“, erklärt Dr. Alexander Merz von der Tierklinik Telgte. Die Gefäßerweiterung fördert die Durchblutung und beschleunigt den Abtransport von Entzündungsstoffe.

Übertreiben sollte man es mit dem Kühlen trotzdem nicht, weiß der Tiermediziner: „Wenn zu lange und mit zu kaltem Wasser abgespritzt wird, kann es zu thermischen Schädigungen des Gewebes kommen.“ Eine Wassertemperatur zwischen vier und zehn Grad hält er für ideal. Jedoch sollte die Kühlung auch nicht länger als fünf Minuten dauern.

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Nach dem Training genießt das Pferd eine Abkühlung. Auch hier wird unten begonnen. (© Pauline von Hardenberg)

Ein Schuss Brennspiritus? Erfrischende Kühlung fürs Pferd!

Ein Schuss Brennspiritus kann beim Waschen des Pferdes nach dem Training mit in das Wasser geben werden. Ein altbewährtes Mittel, das es in sich hat: Erfrischend wirkt das Gemisch aufgrund des Alkohols und seiner zusätzlichen Verdunstungskälte. Zusätzlich wirkt der Spiritus desinfizierend und hat einen reinigenden Effekt.

Allerdings sollte man das Hausmittel nicht anwenden, wenn das Pferd kleinere Wunden oder Hautirritationen hat. Der Alkohol würde in so einem Fall brennen und das Gewebe weiter reizen. „Das Mischverhältnis sollte maximal eins zu zehn betragen, damit die Haut nicht unnötig angegriffen wird“, weiß Dr. Merz.

Beim Kühlen und Waschen des Pferdes aufpassen!

So positiv sich das Kühlen auf das Pferd auswirken mag, an manchen Stellen sollten man sparsam mit der Kälteanwendung sein. Kühlt man ein Pferd nach dem Training mit eiskaltem Wasser zu schnell herunter, kann es zu schockähnlichen Zuständen kommen. Es kann zu Kreislaufproblemen kommen und auch die Muskeln verkrampfen sich.

In der Nierenpartie kann es ebenfalls zu Problemen kommen. Die Nieren sind sehr stark durchblutet. Ziehen sich die Gefäße aufgrund einer niedrigen Wassertemperatur zusammen, wird das Organ möglicherweise zu wenig mit Blut versorgt. Das führt zu Schmerzen und Nierenproblemen. Diesen Bereich sollte man beim Abspritzen direkt nach der Belastung vorerst aussparen. Abschwammen kann eine Alternative sein.

Das Schweißmesser nicht vergessen

Anschließend an die kühlende Dusche, wird das Pferd mit dem Schweißmesser abgezogen. Hier arbeitet man wie beim Putzen des Pferdes mit dem Strich. Heißt: Mit dem Schweißmesser oben am Pferdehals beginnen und mit dem Strich nach hinten hin in Richtung Hinterhand ziehen.

Das entfernt überschüssiges Wasser mit den Resten von Schweiß und Staub aus dem Fell. Aus der verbleibenden Nässe resultiert Verdunstungskälte, die die Temperatur des Organismus zusätzlich senkt.

Achtung: Das Pferd nach dem Abspritzen nicht im Wind oder an einer zugigen Stelle stehen lassen, da es sich trotz Hitze sonst erkälten kann!

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Mit dem Schweißmesser immer in Strichrichtung des Fells abziehen. (© www.slawik.com)

Das Pferd Waschen – mit Pferdeshampoo?

Jedes Pferd kann bei Bedarf mit Pferdeshampoo am gesamten Körper, Mähne und Schweif gewaschen werden. Lediglich den Kopf sollte man aussparen, da es zum einen vielen Pferden unangenehm ist und Wasser und Shampoo in die Augen geraten können.

Welches Pferdeshampoo für das eigene Pferd das Passende ist, sollte individuell getestet werden. Es gibt viele unterschiedliche Pferdeshampoos: von besonders milden Pflegeshampoos für Ekzemer, über welche mit Kräutern für Haut und Fell, bis hin zu Farbglanz-Shampoos, die die natürliche Fellfarbe fördern sollen.

Auch gibt es spezielle Schimmelshampoos und welche, die versuchen mit speziellen Düften gegen Fliegen, Bremsen und andere Insekten zu helfen. Die Auswahl ist riesig!

Einige Pferdeshampoos eigenen sich auch zur Bekämpfung von Krankheitserregern, Bakterien und Viren. So gibt es beispielsweise spezielle Lösungen gegen Mauke oder Parasiten auch vom Tierarzt.

Zum Schluss des Waschens sollte darauf geachtet werden, dass das Pferdeshampoo wieder richtig ausgewaschen wird, da die Rückstände unangenehmen Juckreiz beim Pferd auslösen können.

Natürliche Abkühlung fürs Pferd: Schwimmen und Wassertreten

Durch einen Bach zu reiten, macht den meisten Pferden richtig Spaß. Außerdem ist es gut für die Beine, da das Training im Wasser die Mobilität der Gelenke und die Muskulatur verbessert. Es ist nicht nur eine Erholung für die Pferde, sondern wird immer mehr zur Therapie bei Verletzungen.

Insbesondere bei Verletzungen des Bewegungsapparates profitieren die Pferde von der sogenannten Hydrotherapie. Gleichzeitig stärkt sie das Herz-Kreislauf-System und fördert die Bildung von Muskelfasern. So kann ein Ausflug ins Wasser eine echte Gesundheits-Prophylaxe für das Pferd sein.

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Dieses Reitpony genießt die natürliche Kühlungsmöglichkeit im Wasser. (© www.slawik.com)

Water Boots, Kühlbandagen und Kühlgamaschen fürs Pferd

Um die Beine des Pferdes zu kühlen, gibt es mittlerweile viele verschiedene Möglichkeiten. Zeitgleich kann man beim Kühlen auch schon Entzündungen vorbeugen. Kühlgamaschen beispielsweise kühlen das Pferdebein und regen so die Blutzirkulation und Regeneration von Muskelfasern an.

Für den Pferdehuf gibt es spezielle Water Boots. Diese Hufglocken speichern durch ihr saugfähiges Material langanhaltend Wasser und geben dieses nach und nach an den Huf wieder ab. Die Water Boots werden vor allem bei sehr trockenen Hufen eingesetzt.

Ein Einbandagieren des Pferdebeins kann sinnvoll sein, wenn Produkte Ihre Wirkung erst bei länger Zeit am Pferdebein entfalten. Hier gibt es zum Beispiel Produkte die erst Kühlen und im Anschluss einen wärmenden Effekt besitzen.

Kühlbandagen für das Pferd direkt nach der Anwendung von einigen Kühlgelen ist nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Kühlgele besitzen meistens Wirkstoffe, die eine Verdunstungskälte erzeugen sollen, was bei einem bandagierten Bein nicht möglich ist.

Bei allen gilt: Nicht zu lange auf dem Pferdebein lassen. Für welchen Zeitraum eine Kühlgamasche oder Kühlbandage am Pferdebein bleiben soll, ist davon abhängig, wie lange sie die Temperatur hält und was der Hersteller für sein Produkt empfiehlt.

Wichtig ist darauf zu achten, dass keine Erfrierungen entstehen!

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Tonerde und Kühlgel fürs Pferd

Neben Wasserschlauch, Kühlbandagen und Kühlgamaschen eigenen sich auch verschiedene Kühlgele und Kühlpasten um das Pferdebein zu kühlen. „Die Gele wirken nachhaltiger als das Kühlen mit Wasser, allerdings sollte man vor einem Turnier die ADMR-Konformität beziehungsweise eventuell vorhandene Karenzzeiten prüfen“, warnt Dr. Merz.

Wer hier nicht darauf achtet, dass ein Produkt ADMR-Konform, also dopingfrei ist, kann bei einem Turnierstart Probleme bekommen!

Da viele der Kühlgele Alkohol enthalten, um den Kühleffekt der Verdunstungskälte zu verstärken, dürfen sie nicht auf Wunden aufgetragen werden. Eine Überdosierung ist aber unwahrscheinlich: „Kühlgele kann man in der Regel nicht überdosieren“, sagt Dr. Merz.

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Auch Tonerde kühlt und wird gerne bei Sehen- und Bänderproblemen eingesetzt. (© www.slawik.com)

Auch Nebenwirkungen treten bei den meisten Pferden nicht auf. Allerdings warnt er bei empfindlichen Pferden vor möglichen Hautreizungen: „Besonders im Bereich der Fesseln kann es zu Entzündungen der Haut kommen.“ Die Symptome sind ähnlich denen einer Maukeerkrankung und das Pferd hat dementsprechende Schmerzen. Vorsicht ist auch bei zu Allergien neigenden Pferden geboten.

Kühlen kann zur Dopingfalle werden!

Das sensorische Gewebe ist bei längerer Kälteeinwirkung ebenfalls weniger durchblutet, so kann sich der Effekt einer lokalen Betäubung einstellen. Deswegen gibt es die Anti-Doping- und Medikamentenkontroll-Regeln der FN (der Deutschen Reiterlichen Vereinigung), in denen das Kühlen in Wettkampfsituationen genau beschrieben ist: Lediglich fließendes Wasser mit einer „Mindesttemperatur von null Grad Celsius“ darf zum Einsatz kommen.

Fließendes Wasser empfehlt auch Dr. Merz: „Zum Kühlen eignet sich am besten ein einfacher Schlauch ohne Aufsatz.“ Ebenfalls gut, um die Beine abzukühlen, seien Bachläufe, so Dr. Merz. Kontinuierlich fließe dort kaltes Wasser an den Pferdebeinen entlang – ideale Bedingungen. Wer also diese Möglichkeit hat, solte sie nutzen.

In unserem Doping ABC können Sie sich über alle verbotenen Substanzen und Methoden Informieren.  cheapest air jordan 1 high colorways | how many shoes are made per release

  1. Loahy

    Eine Frage zum Kühlen mit dem Wasserschlauch:

    Sie schreiben, mal solle unten an den Beinen anfangen und sich dann hocharbeiten, um möglichst weit weg vom Herzen zu starten. Einleuchtend, genau wie beim Kneippguß beim Menschen. Demzufolge müßte man aber unten an den HINTERbeinen anfangen und nicht wie Sie schreiben, an den Vorderbeinen. Die Hinterbeine sind ja viel weiter vom Herzen entfernt als die Vorderbeine. Analog dazu fängt ein Kneippguß beim Menschen ja auch an den Beinen und nicht an den Armen an.

    Ansonsten ein guter Artikel, der viele Impulse für die Praxis gibt!


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