CHIO Aachen 2017: Isabell Werth und Weihegold siegen unangefochten im Grand Prix

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Isabell Werth und Weihegold beim CHIO Aachen (© www.paulinevonhardenberg.com)

Mit dem klaren Sieg von Isabell Werth hat das deutsche Team den Nationenpreis in Aachen den ersten Schritt in Richtung Sieg gemacht. In der hochkarätigen Prüfung landeten fünf Paare oberhalb der 75-Prozentmarke. Nur für Hubertus Schmidt dürfte der Traum von der Teilnahme an den Europameisterschaften vorbei sein.

Es gab in Aachen nur einen kleinen Moment der Unsicherheit in der Grand Prix-Prüfung von Isabell Werth und Weihegold. Beim zwischen den beiden Galopppirouetten auf der Mittellinie geforderten fliegenden Galoppwechsel reagierte die Oldenburger Stute nicht auf die erste Hilfe. Dem gegenüber stand zehnmal die Idealnote 10,0 im Protokoll, am häufigsten für die Übergänge zwischen Piaffe und Passage. Die gesamte Passage-Piaffe-Tour sucht ihresgleichen. Gleichmaß, Fleiß, Energie und das Ganze nie mechanisch, sondern stets über einen schwingenden Rücken präsentiert. Interessant, gerade auch, weil mal wieder hinter vorgehaltener Hand und auch in den Gremien des Weltreiterverbandes (FEI) über ein anderes Richten nachgedacht wird: Für die letzte der drei Piaffen im Grand Prix bekam das Paar von den insgesamt sieben Richtern – beim CHIO Aachen wird nach dem Championatsmodus gerichtet – zwei Zehnen, eine 7,0 und eine 7,5. Die letzten beiden Noten stammten von den Richtern in den zusätzlichen Positionen an der kurzen Seite des Einritts, auf den Positionen K und F. Von hinten betrachtet sehen Dinge eben anders aus. So werden andere Noten aus diesem Blickwinkel relativiert. Ein Vorteil, der bei den Diskussionen, wohin es mit der Richterei gehen soll und wie sie transparenter sein könnte, nicht unter den Tisch fallen sollte. Isabell Werth war höchstzufrieden: „Alles tipi topi“, so ihr genauso knapper wie treffender Kommentar.

In der Zwischenwertung des Nationenpreises liegt jetzt Deutschland (236,457 Punkte) vor den USA (222,842) und Dänemark (218,457). 

Mit 83,157 Prozent lag Werth deutlich in Front. Die Oldenburger Stute, die seit dem Triumph im Weltcupfinale von Omaha Pause gehabt hatte, hinterließ einen blendenden Eindruck. Konzentriert, kooperativ und souverän – die EM kann kommen.

Laura Graves und Verdades – erste Attacke mit Fehlern

Im Vorfeld des CHIO Aachen hatte die US-Amerikanerin Laura Graves, Zweite im Weltcupfinale und schon damals nicht wirklich happy mit dieser Platzierung, Ambitionen angemeldet, Werth das Siegen schwer zu machen. Ihr KWPN-Wallach Verdades, bei der WM in Caen 2014 noch als Shootingstar gelobt für das harmonische Gesamtbild, hat sich zu einem Hans Dampf in allen Gassen entwickelt. Ein echtes Powerpaket. Gerade in den Piaffen wünschte man sich eine lockere Oberlinie, Sprunggelenke, die unter den Schwerpunkt anstatt nach hinten oben arbeiten und eine konstantere Anlehnung. In einer Piaffe gab es Rhythmusprobleme, in den Zweierwechseln patzte der Florett As-Sohn. Auch in den Einerwechseln sprang der Wallach einmal kurz – ohne dass die Richter das ahndeten. „Beim nächsten Mal wird es besser“, so die US-Amazone, die mit 79,514 Prozent noch 0,8 Prozent vor Sönke Rothenberger rangierte. Die schwedische Richterin Annette Fransén-Iacobaeus sah die US-Kombination deutlich vor dem Deutschen, der in ihrem Ranking auf Rang fünf gelandet wäre. 34 Punkte mehr erhielt Laura Graves von Fransén-Iacobaeus, 27 Punkte trennten Rothenberger von Platz zwei.

Sönke Rothenberger „versiebt“ die Zickzacktraversalen

Allerdings muss man festhalten, dass Rothenberger durch einen teuren Fehler, er ritt in den Zickzacktraversalen – Koeffizient zwei! – einmal sieben statt der geforderten sechs Galoppsprünge, wichtige Punkte liegen ließ. „Da habe ich mich verzählt“, so der Student aus Bad Homburg. Cosmo wirkte entspannter, aber beileibe nicht weniger kraftvoll als bei den Deutschen Meisterschaften in Balve. In der zweiten Piaffe waren sich Rothenberger und Cosmo nicht ganz einig. 78,757 Prozent waren einmal mehr ein Topergebnis, aber weiterhin wartet das Paar auf die erste 80-Prozent-Bewertung im Grand Prix. Für die 15 fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung gab es mehrere Zehnen aus den Richterhäuschen.

Diese Dänin muss man im Blick behalten: Catherine Dufour

Mit 77,414 Prozent wurde die dänische Meisterin Catherine Dufour Vierte. Damit erzielte die Reiterin ihr international bislang höchstes Ergebnis. Der Caprimond-Sohn Atterupgaards Cassidy, 14, hat sie schon durch die Junioren- und Junge Reiter-Tour erfolgreich getragen. Jetzt ist das Paar ganz oben angekommen. Der Ritt war eine Augenweide an Harmonie und Zufriedenheit. Nach beinahe jeder Lektion klopfte die 25-jährige den Fuchs einmal kurz am Hals. Kein Pferd ging so konsequent mit dem Genick als höchstem Punkt und der Nasenlinie stets vor der Senkrechten. Es geht eben doch! Und es sieht einfach schön aus. Selbst in Lektionen, bei denen der Wallach von der Qualität seiner Grundgangarten anderen Pferden vielleicht den Vortritt gewähren muss, schafft es die Reiterin, immer noch ihn glänzen zu lassen. So gab es von einem Richter für die fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung sogar eine 9,5.

In der Form seines Lebens ist derzeit der Jazz-Sohn Vancouver, der seine Reiterin Judy Reynolds, die schon seit längerem in Deutschland lebt und trainiert, zur erfolgreichsten irischen Dressurreiterin gemacht hat. Mit seinen ausdruckstarken Passagen und einer insgesamt flüssigen Runde landete das Paar auf Rang fünf, 75,257 Prozent. Damit rangierten sie vor dem derzeit stärksten Schweden, Patrik Kittel, mit dem Oldenburger Delaunay v. Dr. Doolittle an sechster Position (74,686).

Die dritte deutsche Teamreiterin, Dorothee Schneider und Sammy Davis jr. v. San Remo, hatten stark begonnen und zelebrierten Dressur. Der Schritt ist nicht eben die „10,0-Lektion“ des Rappen aus bayerischer Zucht und in den Galopppirouetten gab es heute leichte Abstimmungsprobleme. Als erste Starterin für die deutsche Equipe kam vielleicht auch noch eine leichte abwartende Zurückhaltung bei der Benotung seitens der Jury hinzu. Das Paar kam beim Debüt in Aachen auf 74,529 Prozent, Platz sieben.

Eine noch junge Kombination ist der in Dänemark bei Helgstrand Dressage angestellte Spanier Severo Jesus Jurado Lopez und der Hannoveraner De Niro-Sohn Deep Impact. Nach dem Verkauf seines Olympiapferdes Lorenzo war Aachen der vierte gemeinsame Auftritt der beiden. Der Rappe ging zeitweise im Trab etwas exaltiert. Er erzielte Platzziffern von 5 bis 14 und wurde Achter (73,71).

Pech für Hubertus Schmidt

Eine Tag, den Hubertus Schmidt sich wahrscheinlich ganz anders gewünscht hatte, erlebte der Reitmeister aus Ostwestfalen heute in der Soers. Sein Trakehner Hengst Imperio riss zum Auftakt der Prüfung im ersten starken Trab den Kopf hoch. Das gab Vieren im Protokoll. Dies blieb zwar der einzig grobe Fehler der beiden, aber irgendwie war nicht die Harmonie in dem Ritt da, die die beiden sonst schon abgeliefert haben.


Dressur beim CHIO Aachen: Freitag, 21. Juli 2017

15.30 Uhr   U25 2. Teil Piaff-Förderpreis
18.30 Uhr   Preis des Handwerks, Quadrillenchampionat
20.30 Uhr   Lindt-Preis CDI4* Grand Prix Special


Selbst wenn die Entscheidung, welche Reiter Deutschland bei den Europameisterschaften in Göteborg vertreten werden, erst nach dem CDIO5*-Grand Prix Special am Sonnabend fällt, dürfte diese misslungene Trabdiagonale einen Strich durch Schmidts Ambitionen gemacht haben. Zumal die Piaffen nach wie vor nicht zum Niederknien sind und von der internationalen Jury mit durchschnittlich 6,5 bewertet wurden – und es gibt drei davon im Grand Prix, die alle in zweifacher Wertung ins Ergebnis einfließen. 71,371 Prozent bedeuteten Platz 15.

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