Das Pferd hustet – Atemwegserkrankungen erkennen

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Ein harmloses Kratzen im Hals oder doch eine Bronchitis, die sich ankündigt? Hustet das Pferd, sollte man hellhörig werden. (© www.slawik.com)

Das Atmungssystem des Pferdes ist komplex: Eine sehr große Oberfläche der Lunge und die Luft wird nur über die Nüstern eingeatmet – eine Mundatmung wie beim Menschen gibt es nicht. Wenn das Pferd hustet, liegt das Problem fast immer in den Atemwegen und dessen Atemsystem.

Das Pferd hustet, hat Nasenausfluss und ist dazu oft matt und schlapp – nahezu jeder Pferdebesitzer wird früher oder später mit Atemwegsinfektionen seines Pferdes konfrontiert. Richtig handeln ist jetzt entscheidend, denn sonst kann der zunächst harmlose Husten schnell chronisch werden.

 

Seite 1: Das Pferd hustet – Wichtiges im Überblick

Seite 2: Diagnose und verschiedene Hustenerkrankungen

Seite 3: Vorbeugung und Alternativmedizin & Hustenkräuter

Seite 4: Häufige Fragen & Karenzzeiten

So funktioniert die Atmung des Pferdes

Um zu verstehen, wie riskant Krankheiten der Atemwege sind, lohnt es sich einen Blick ins Innere des Pferdes zu werfen. Im Gegensatz zum Menschen kann das Pferd Luft nur über die Nase und nicht über den Mund einatmen – ein großes Gaumensegel hindert es daran. Mithilfe der Brustmuskulatur und dem Zwerchfell wird die Luft eingeatmet.

Die Atemluft gelangt über die Nüstern in die Nasenhöhle, die in Verbindung zur Stirn- und Kieferhöhle steht. Der weitere Weg führt über den Kehlkopf in die Luftröhre, die aus aneinandergereihten Knorpelringen besteht und sich am Lungeneingang in die zwei Bronchien teilt. Mit immer kleiner werdenden Verästelungen verzweigen sich die Bronchien bis in die Bronchiolen, die jetzt keine Knorpelverstärkungen mehr besitzen, sondern nur noch Muskelfasern.

Die Bronchiolen verzweigen sich weiter in immer kleinere Ästchen und enden schließlich in den Lungenbläschen, den Alveolen, von denen mehrere Millionen in der Lunge existieren. Sie sind umzogen von einem Netz aus winzigen, haarfeinen Blutgefäßen, den Kapillaren, über die der Sauerstoff aus der Atemluft ins Blutsystem übertritt und sich im gesamten Körper verteilt.

Das Blut transportiert das bei der Energiegewinnung in den Zellen entstehende Kohlendioxid über das Blut in die Lunge zurück und stößt es mit der Luft aus.  Je größer die Oberfläche der Lunge, desto besser geht dieser Gas-Austausch vonstatten.

Natürlicher Schutz – Auch vor Erkältungen bei Pferden

Die Luft gelangt nicht „naturbelassen“ in die Lunge: Eine Schleimhaut schützt das gesamte Atemsystem des Pferdes vor Fremdkörpern, Staub und Schmutz. Dazu reinigt und erwärmt die Schleimhaut die Atemluft in der Nasenhöhle. Für viele Bakterien und Viren heißt es hier schon „Endstation“.

Auf der Schleimhaut in der Luftröhre und den Bronchien sitzen zudem die sogenannten Zilien. Das sind winzig kleine Flimmerhärchen, die für die Reinigung der Atemwege zuständig sind. Sie reinigen die Luft, transportieren geringe Mengen Schleim ab und können ein Abhusten auslösen. Wird zu viel Schleim produziert, läuft auch die Nase des Pferdes.

Auslöser für Husten beim Pferd

Husten ist gut! Zumindest insofern, als dass das Abhusten ein Schutzreflex des Pferdes ist: Dabei stößt das Pferd den Schleim, der sich in der Luftröhre und im oberen Lungenbereich ansammelt aus, sodass dieser nicht tiefer in die empfindliche Lunge gelangt.

Weniger gut ist der Auslöser, weshalb dass das Pferd überhaupt hustet. Die Ursachen für Lungenerkrankungen sind vielfältig und können beispielsweise Infektionen (Bakterien, Viren oder Pilze), genetisch bedingte Erkrankungen (Asthma), Allergien und vor allem falsche Haltungsbedingungen sein.

Wichtige Klärungspunkte, wenn das Pferd zu husten beginnt

Ein weiterer wichtiger Punkt den man betrachten sollte, wenn das Pferd hustet und sogar Schleim aus Nüstern und Maul kommt, ist die Qualität des Pferdefutters. Staubiges Heu und Stroh sowie mit Schimmelpilzen verunreinigtes Pferdefutter sind Gift für die gesamten Atemwege. Herauszufinden, was der Auslöser für das Husten ist, ist manchmal fast wie Detektivarbeit – dabei unerlässlich: Ein guter Tierarzt.

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Ein heller, luftiger Stall mit Zugang zur Weide – hier sind Atemwegsinfektionen fast so gut wie ausgeschlossen. (© Julia Rau)

Pferdehusten und die Symptome

Ein leichtes Keuchen und Hüsteln beim Reiten – bei Hustenproblemen sollten Besitzer schon die ersten Anzeichen erkennen, denn aus „ein bisschen Husten“ kann ein dauerhaftes Problem werden. Wenn das Pferd hustet, ist dies immer eine Reaktion, um die Atemwege zu befreien. Ob von Staub, Schleim oder Fremdkörpern. Diese Reaktion des Hustens zählt zu den lebenswichtigen Reflexen.

Das Pferd hat Husten – Was kann man tun?

„Wer hört, dass sein Pferd hustet, sollte immer direkt Fieber messen“, rät Pferde-Fachtierarzt Dr. Genn. „Ab 38 Grad ist die Körpertemperatur erhöht und das ist ein Zeichen für eine Infektion, die natürlich ansteckend für andere Pferde sein kann.“ Je akuter der Husten ist, desto ansteckender. Mit der Infektion und der Inkubation ist das Pferd aber schon mehrere Tage ansteckend gewesen, bevor es die ersten Symptome zeigt. Daher käme eine Quarantäne dann ohnehin zu spät, meint Tierärztin Dr. Sabine Vollstedt. Die Tierärztin empfiehlt jedoch, bei den Nachbarpferden täglich Fieber zu messen, um im Zweifel schnell reagieren zu können. Chronische Hustenpferde sind nicht ansteckend.

„Eine Ansteckung bei bakteriellen oder viralen Infektionen ist jedoch nicht nur von Pferd zu Pferd, sondern auch über den Menschen, gemeinsames Putz- und Sattelzeug oder schlicht an der Wand des Putzplatzes möglich“, warnt Pferde-Fachtierarzt Dr. Malte Harland.

Neben dem Fiebermessen sollte der Pferdebesitzer darauf achten, ob sein Pferd Nasenausfluss hat und ob der Appetit noch vorhanden ist. Außerdem sollte er die Umweltfaktoren und Haltungsbedingungen überprüfen. Vor allem, wenn das Pferd mehrmals hustet, beispielsweise beim „aus der Box holen“  und der Husten dann beim Reiten abnimmt, deutet das oft auf Haltungsfehler hin. Wenn das Pferd hingegen überall gleichmäßig hustet, sowohl in der Box als auch draußen, kann das oft als Anzeichen für eine Infektion gesehen werden.

Nach drei bis sieben Tagen oder bei Verschlechterung des Zustandes sollte unbedingt der Tierarzt gerufen werden und das Pferd an der frischen Luft spazieren geführt sowie Anstrengungen vermieden werden. Auch wenn das Pferd an mehreren Tagen immer mal wieder vereinzelt hustet, sollte der Tierarzt das Pferd abhören. Falls nach zwei bis drei Wochen keine Besserung eintritt sollte erneut der Tierarzt kommen. „Entdeckt er beim Abhören nichts und das Pferd hustet weiter, ist eine Lungen-Endoskopie sinnvoll“, rät Tierarzt Dr. Matthias Niederhofer.

Häufige Symtome für eine Atemwegserkrankung neben dem Husten des Pferdes sind Leistungsschwäche, geschwollenen Lymphknoten, Nasenausfluss bis zu Nasenbluten und Fieber. Sehr deutliche Anzeichen sind ebenfalls Keuchen und Atemgeräusche mit einer angestrengten Atmung bis hin zur Atemnot. Hier wird es dann bereits lebensgefährlich!

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Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollten Erkrankte Pferde separiert werden. (© www.slawik.com)

Das Nachbar-Pferd hustet Schleim – Ab wann ist Husten ansteckend?

Ob Husten ansteckend ist, hängt von der Ursache des Hustens ab. „Wenn das Pferd Nasenausfluss und Fieber hat, sowie matt ist, sollte der Tierarzt mithilfe einer Blut- oder Tupferprobe eine Diagnose stellen“, erklärte Tierarzt Dr. Karl Blobel. Sind Viren oder Bakterien die Auslöser, ist die Gefahr der Ansteckung vorhanden.

Dies ist beispielsweise bei Influenza-Viren der Fall, die durch die regelmäßige Impfung allerdings nur noch selten auftreten oder auch bei Herpes. Kehlkopfhusten wird beim Pferd ebenfalls durch Bakterien oder Viren ausgelöst, wenn diese den Kehlkopf befallen und eine Kehlkopfentzündung verursachen. Besonders hoch und langwierig ist die Ansteckungsgefahr bei Druse. Die Bakterien übertragen sich auch hier über Menschen und Gegenstände , so dass beim geringsten Verdacht ein Tierarzt zu rufen ist und betroffene Pferde zu isolieren sind.

Bei einer allergischen Reaktion eines Pferdes, welches sich durch Husten äußert, besteht keine Ansteckungsgefahr.

Husten ist beim Pferd oft auch Altersabhängig

Dr. Beatrice Lehmann hat schon viele Pferde mit Hustenproblemen behandelt und für diese Therapiepläne aufgestellt. „Bei Erkrankungen des Atmungsapparates gibt es immer auch eine gewisse Altersabhängigkeit. Im Alter von ein bis drei Monaten treten bei Fohlen häufig durch Bakterien bedingte Lungenentzündungen wie zum Beispiel die Rhodokokkose auf.

Bei Jährlingen kommen besonders häufig bakterielle oder virale Infektionen des oberen Atmungstraktes vor. Bei zweijährigen und älteren Pferden sind es hingegen öfter eine entzündliche Atemwegserkrankung (IAD – Inflammatory Airway Disease) und bei älteren Pferden tritt am häufigsten die chronisch-obstruktive Bronchitis (Asthma, Anm. d. Red.) auf – bei bis zu 60 Prozent aller in Boxen gehaltenen Pferden über sieben Jahren.“

 

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  1. Gertrude W.

    Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag. Ich habe mir ein Inhaliergerät aufgrund von akutem Pferdehusten geliehen und das Problem damit innerhalb von drei Wochen in den Griff bekommen. Meine absolute Empfehlung!


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