Amsterdam: Weltcup-Kür an Dinja van Liere, Gänsehaut-Momente von Emilio

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Dinja van Liere und Hermes feiern ihren zweiten Weltcup-Sieg diese Saison nach Mechelen. (© FEI/Arnd Bronkhorst)

Dinja van Liere und Hermes haben erwartungsgemäß für einen Heimsieg gesorgt beim Weltcup-Turnier in Amsterdam. Aber es war knapp. Und wären wir hier nicht in den Niederlanden, hätte das Ergebnis womöglich anders ausgesehen.

Auf der Tribüne waren vor der Weltcup-Qualifikation Wetten abgeschlossen worden, dass Dinja van Liere und Hermes heute die 90 Prozent-Marke knacken würden. Um es gleich vorweg zu nehmen, das hat nicht geklappt. Aber der Sieg wurde es für die beiden Publikumslieblinge. Aber es war knapp.

Denn Isabell Werth und Emilio hatten stark vorgelegt: 86,595 Prozent nach einer Traumrunde (siehe unten). Dinja van Liere und Hermes hatten nur einmal mehr als das erzielt, bei den Weltmeisterschaften in Herning, als sie Bronze gewannen. Dort waren es 86,90 Prozent gewesen.

„Als ich Isabells Ergebnis gehört habe, dachte ich, ,Oh nein, warum muss sie denn schon wieder so gut sein?!'“, verriet Dinja van Liere später. Sie war zwei Pferde nach Werth an der Reihe. Gestern habe sie ein super Gefühl gehabt im Grand Prix, sagte sie. „Das war eine entspannte Runde, in der er es mir wirklich leicht gemacht hat.“ Sie gab auch zu, dass ihr selbst der Auftritt gestern auch besser gefallen habe als der heute. Die Freude war verständlicherweise dennoch groß, zumal es sich für sie angefühlt habe, wie ein Geschenk, dass ihr Hengst ihr immer mehr vertraut. „Hermes ist ein sehr sensibles Pferd. Heute waren viel mehr Zuschauer da als gestern und er war sehr abgelenkt. Ich konnte das managen, aber ich hatte gut zu tun.“

Das war auch von der Tribüne aus unübersehbar. Van Liere und Hermes begannen stark mit kadenzierter Passage auf gebogener Linie und einer rhythmischen, gesetzten Piaffe auf der Stelle. Aber schon hier war viel Bewegung im Schweif und der elfjährige KWPN-Hengst wirkte nicht ganz so losgelassen wie gestern. Die Traversalen waren weniger geschmeidig und zum Teil verkantet, die Trabverstärkungen eher gelaufen mit engem Hals und fester Anlehnung.

Die Schritttour in Schlangenlinien auf der Mittellinie war sehr schön mit Zug zur Hand, fleißig und losgelassen.

Dann die Galopptour, wo der Easy Game-Sohn zwar technisch keine großen Fehler machte, aber in der Oberlinie stets horizontal blieb und zudem hart am Vierschlag war. Auf der letzten Mittellinie wollte van Liere noch einmal die tollen Piaffen von Hermes zelebrieren. Doch in die Piaffe-Pirouette schlichen sich ungleiche Tritte ein.

Was würden die Richter machen? Für die Zuschauer war die Sache jedenfalls klar, sie feierten ihre niederländische Reiterin als die sichere Siegerin, und die Noten bestätigten das, wenn auch knapp. Mit 87,055 Prozent vereitelten Dinja van Liere und Hermes den sechsten Sieg in Folge von Isabell Werth in Amsterdam.

Emilios großer Auftritt

Dabei hätte Werths Emilio es heute allemal verdient gehabt, der Nachfolger von Stallkollegin Weihegold zu werden, die in Amsterdam seit 2016 ungeschlagen war. Schon gestern wirkte der 17-jährige westfälische Wallach ausgesprochen frisch und gut aufgelegt, aber Isabell Werth ritt noch nicht alles heraus. Das war heute anders.

Zu Klassikern der italienischen Oper (z. B. Donna è mobile, Funiculì, funiculà) tanzte Emilio heute durch sein Programm, leicht in der Hand, das Genick der höchste Punkt mit Highlights in den unglaublich zentrierten Pirouetten, toll herausgerittenen Verstärkungen im Trab und im Galopp und klar abgesetzten und dabei absolut geschmeidigen Trab- und Passage-Traversalen. Was Werth da an Schwierigkeitsgrad aufs Viereck zaubert, war heute unerreicht. Ganz am Anfang wollte Emilio sich in der ersten Piaffe-Pirouette ein bisschen auf die Hand lümmeln, eine leichte halbe Parade und das Problem war gebannt, noch ehe es eins wurde. Den Rest der Aufgabe zelebrierten sie.

Dass es heute nicht zum Sieg gereicht hat, war für Isabell Werth gar kein Problem: „Ich bin wirklich super zufrieden! Ich mag ja Prüfungen, in denen es eng ist. Das war eine tolle Atmosphäre, ein super Turnier und ich bin komplett glücklich mit Emilio!“

Platz drei an Opa Zack

19 Jahre jung ist er nun, muss man im Fall von Blue Hors Zack sagen. Denn dass er fast ein Twen ist, sieht man dem Stempelhengst v. Rousseau nun wirklich nicht an! Gestern im Grand Prix mit Blue Hors-Stallreiterin Nanna Skodborg Merrald hatte das teilweise offene Maul das Gesamtbild noch etwas gestört. Heute wirkte der Hengst viel zufriedener im Maul, auch wenn er im Laufe der Prüfung wieder stark zu werden schien. Aber Nanna Skodborg Merrald überritt das geschickt und gefühlvoll und zelebrierte die Stärken des Hengstes, der nicht nur den Dressursport, sondern vor allem auch die Dressurzucht der letzten Jahre maßgeblich geprägt hat. Zu jenen Stärken gehören die versammelten Lektionen – tolle Piaffe-Passage-Touren, gesetzt, kadenziert, leichtfüßig, und ebensolche Pirouetten, dazu Mut zum Risiko in den Verstärkungen und geschmeidige Traversalverschiebungen. Fazit: King Zack is back! Nach dem Schlussgruß klopfte Nanna Skodborg Merrald dem Grandseigneur anerkennend auf seine wohlbemuskelte Kruppe. Als die Noten kamen, war klar: neue persönliche Bestleistung, 85,220 Prozent, Rang drei.

Franziskus Vierter

Wäre es nach den Zuschauern gegangen, hätte auch Ingrid Klimke mit Franziskus gewinnen dürfen. Als die beiden ihren „Special effect“ zeigte, den einhändigen starken Trab zum Schlussgruß bei G, stand die Halle in Amsterdam Kopf. Den beiden war auch heute eine gute Prüfung gelungen. Schon die erste Grußaufstellung war ein Highlight und die erste Hälfte der Kür ist geradezu eine Explosion an Lektionen, Linien und Schwierigkeiten. Da kommt garantiert keine Langeweile auf. Dann der starke Galopp aus der Pirouette, das war eine Explosion von Kraft! Trabverstärkungen sind sowieso Franziskus‘ Ding. Es wurde Rang vier mit neuer persönlicher Bestleistung von 84,960 Prozent. Und da ist noch Luft nach oben, denn in der ersten Passage-Traversale nach links haben sich hinten rechts mehrfach „Doublebeats“ eingeschlichen, im Schritt zog Franziskus auch heute nicht recht zur Hand und in den letzten Piaffen hatte Ingrid Klimke zu tun, den Hengst vor sich zu behalten. Fazit: Da geht noch was!

Das dritte deutsche Paar, Annabelle unter Helen Langehanenberg, belegte heute Rang neun mit 80,230 Prozent. Die beiden waren in der ersten Hälfte der Prüfung dran und es war geradezu eine Wohltat, endlich mal exakt auf die Kür abgestimmt Musik zu hören. Tatsächlich passen die Tschaikowsky-Ballettmelodien perfekt zu der eleganten Annabelle. Die wirkte heute zufriedener in der Anlehnung, als gestern noch. Wenngleich das Maul auch immer noch etwas unruhig war. Aber Helen Langehanenberg konnte ihre Kür fehlerlos durchreiten mit echten Highlights in den Piaffen der Holsteiner Conteur-Tochter.

Alle Ergebnisse aus Amsterdam finden Sie hier.

Weltcup-Finale ist das Ziel

Für Dinja van Liere war es der zweite Weltcup-Qualifikationssieg in der laufenden Saison nach Mechelen. Das Finale in Omaha vom 4. bis 8. April hat Van Liere fest im Visier. Allerdings ist sie noch unsicher, welches Pferd sie dort reiten wird. Neben Hermes hat sie noch Heartsuijker, mit dem sie in Stuttgart platziert war.

In der Gesamtwertung des Rankings hat nun Isabell Werth dir Führung übernommen vor Ingrid Klimke und Benjamin Werndl. Nur zwei von diesen dreien können es zum Weltcup-Finale nach Omaha schaffen, denn als Titelverteidigerin ist Jessica von Bredow-Werndl gesetzt und nur drei Reiter pro Nation dürfen beim Weltcup-Finale starten. Es bleibt also spannend!

Drei Qualifikationen stehen noch aus: Neumünster (16. bis 19. Februar), Göteborg (23. bis 26. Februar) und ’s-Hertogenbosch (9. bis 12. März).

Das Ranking der Westeuropa-Liga in der Übersicht finden Sie hier.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.