Balve: Bella Rose gewinnt Grand Prix und spürt Showtimes Atem im Nacken

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Isabell Werth und Bella Rose, Grand Prix DM Balve 2019. 2021 werden in Balve auch die U25-Reiter ihre Deutsche Meisterschaft austragen. (© www.balve-optimum.de/Gr. Feldhaus)

Isabell Werth und Bella Rose haben den Grand Prix, die erste Prüfung zur Deutschen Meisterschaft 2019 in der Dressur gewonnen. Mit Bella Rose setzte sie sich in Balve vor Dorothee Schneider und Showtime. Trotz kleiner Schnitzer bekamen beide für ihre Weltklasseritte über 80 Prozent. Jessica von Bredow-Werndl wurde mit Dalera Dritte vor Helen Langehanenberg und Damsey.

„100 Prozent können wir hier noch nicht geben!“ Isabell Werth ist zufrieden mit dem Grand Prix von Bella Rose. Es war der erste Grand Prix-Start der Weltmeisterin von Tryon seit ihrem Auftritt in Stuttgart im November 2018. Und es war eine Premiere für Bella Rose in Balve. Noch nie ist die Stute hier auf den Deutschen Meisterschaften gegangen. Es sei ein Ritt mit „reichlich Rückenwind“ gewesen, bilanziert Isabell Werth.

Die Bellissimo M-Tochter hatte einen Fehler in den fliegenden Galoppwechseln zu zwei Sprüngen, außerdem gab es beim Angaloppieren aus der Passage Abstimmungsprobleme – damit verliefen also gleich drei Lektionen nicht so, wie gewünscht. Die fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung hätte man sich mit noch mehr Raumgewinn gewünscht. Dafür brillierte Bella Rose in den Piaffen. Lediglich in der ersten gab es eine Millisekunde des Zögerns in der Mitte der Lektion. Alles andere funktionierte gut. „Morgen werden wir an der Losgelassenheit noch ein bisschen arbeiten“, versprach Isabell Werth mit Blick auf den Grand Prix Special. In der Kür wird sie Bella Rose nicht an den Start bringen. Das ist so mit Bundestrainerin Monica Theodorescu nach der langen Wettkampfpause der Stute besprochen.

Emilio mit neuer Kür in Balve

Trotzdem wird Isabell Werth aber in der Kür zu sehen sein. Emilio, der heute wesentlich besser in der Anlehnung als bei seinen bisherigen Turnierauftritten 2019 ging, wird Kür gehen. Er wurde mit zwei Fehlern in der Galopptour, einen in den Zweierwechseln und einen in der Rückführung aus dem starken Galopp, Fünfter mit 77,34 Prozent. Für Emilio wird die Kür eine Premiere. „Gestern ist die Endfassung fertig geworden, italienische, klassische Musik“, verrät Isabell Werth. Bislang hat die Sache nur einen Haken. Balve liegt im Sauerland. Und das zählt zu den Regionen in Deutschland, von denen man sich wünschte, dass es dort an jeder Milchkanne schnelles Internet gebe. Die Wahrheit ist eine andere. Davon zeugen auch die spitzen Flüche der Journalisten, die schon heute, vor dem großen Run auf die digitale Autobahn, ihre Probleme haben.

Bella Rose soll in Aachen gehen und ist für die Europameisterschaft in Rotterdam im September die Wunschwahl von Isabell Werth. Sollte sie noch etwas Turnierroutine benötigen, denkt Isabell Werth an einen Start beim Manfred Swarovski-Gedächtnisturnier im österreichischen Wattens. „Aber das sehen wir morgen nach dem Grand Prix Special.“

Bislang hat Isabell Werth im Sattel von fünf unterschiedlichen Pferden die Deutsche Meisterschärpe entgegennehmen können. Zuletzt 2017 mit Emilio die Titel Nummer 13 und 14.

Starker Showtime

Wenn Bella Rose Konkurrenz zu fürchten hat, dann aus den eigenen Reihen. Das hat vor allem Dorothee Schneider mit Showtime heute gezeigt. Der Sandro Hit-Sohn, Mannschaftsolympiasieger in Rio, ist zurück – und wie! Es sei für sie „echt emotional“, wie sich Showtime wieder zurückgemeldet hat, sagte Dorothee Schneider. Nach Magna Racino und München Pferd International ist Balve sein drittes Turnier. „Er ist wieder da und er ist besser als jemals zuvor. Elastisch, dieses Hinterbein, diese Power“, Dorothee Schneider schwärmt und errötet beinahe als sie merkt, wie groß ihre Euphorie ist. Aber die ist nicht nur berechtigt nach einem Ritt, der nur einen kurz gesprungenen Einerwechsel in der Galopptour auf der Sollseite aufweist, sondern hat auch einen Grund: „Er war immer ein schüchternes Pferd, und dabei ist er so toll. Und das zeigt er jetzt“, freut sich die Mannschaftsweltmeisterin. Showtime kam vierjährig zu Schneider. „Die letzte Linie – boaah – nur fliegen ist schöner!“ Gelegentlich rutschte der Wallach noch in der Piaffe mit der Nasenlinie hinter die Senkrechte, aber die feine Hilfengebung und der federnde Sitz von Dorothee Schneider zeigte einmal mehr, wie schön modernes Dressurreiten aussehen kann. Von den 17 Punkten, die Showtime von Bella Rose trennten, gingen allein zehn auf das Konto von Klaus Ridder, dem Richter bei B.

Mit Sammy Davis jr., der eine sichere Prüfung ging, bei der man an Nuancen noch feilen konnte – die Einleitung der zweiten Galopppirouette, mehr Biegung in der Trabtraversale nach links – landete Schneider auch noch auf dem achten Rang (75,56). In der Passage hat „Sammy“ sogar noch einmal an Ausdruck gewonnen.

Dalera mit persönlichem Rekord

Hochzufrieden war Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera. Die Trakehner Stute hat seit ihrem WM-Einsatz 2018 an Kraft gewonnen. Die Piaffen sind lehrbuchreif, die zweite gelang nahezu perfekt – inklusive der so wichtigen Übergänge Passage-Piaffe-Passage. Es war das persönliche Bestergebnis im Grand Prix für das Paar. Dass einzige Manko ist der Schweif von Dalera, da ist sie ganz Stute und quittiert die kleinste Bewegung ihrer dezent einwirkenden Reiterin mit einer Bewegung. Aber dank der dazu gewonnenen Kraft gibt es auch schon viele Phasen in der Prüfung, in dem die volle Haarpracht der Easy Game-Tochter in voller Schönheit hinter dem muskulären Hinterteil pendelt. Viele Punkte ließ das Paar in der zweiten Pirouette. Schon die Einleitung misslang. Das war teuer. Ohne diese „kaputte“ Lektion, die in zweifacher Wertung in die Note einfließt, hätte Dalera heute als drittes Pferd die 80-Prozent-Marke wohl geknackt. Und das wohlbemerkt im Grand Prix!

„Weltklassesport“, schwärmte Richterin Katrina Wüst, mit silbernen Schühchen im Häuschen bei E. Sie bestätigte auf Anfrage, ihre Spendierhose angezogen zu haben. Die einzig korrekte Kleiderwahl an diesem Wochenende. „Das muss man auch, angesichts dieser Leistungen.“

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Jessica von Bredow-Werndl war vor allem happy, weil Dalera so mitdenke. „Sie will wirklich alles richtig machen“. Und die eine Lektion, in der die beiden heute die A-Karte gezogen hatten? Die Aubenhausenerin winkt lächelnd ab, „da mach ich mir keine Sorgen, Pirouetten können wir.“ Wie Isabell Werth und Dorothee Schneider hat auch Jessica von Bredow-Werndl ein zweites Pferd im Meisterkampf. Zaire wurde Zehnte (74,36). Auch Jessicas Bruder Benjamin war mit zwei Pferden dabei. Daily Mirror wurde Siebter (76,28), Famoso Neunter (74,64).

Helen Langehanenberg und Damsey Vierte

Es war eine Prüfung wie an der Schnur gezogen: Helen Langehanenberg und Damsey spielten ihre gesamte Routine aus. In jeder anderen Nation wäre das vermutlich ein Siegesritt gewesen. Sehenswerte fliegende Galoppwechseln zu zwei und einem Tempi. Gute Pirouetten, herrliche Seitengänge. Die letzten Meter zum Schlussgruß bedurften etwas deutlichere Unterstützung durch Helen Langehanenberg. Platz vier für das Paar, 77,86 Prozent markierten zur Hälfte der Starter die Führung in der Prüfung.

Hubertus Schmidt und Escolar: Duftmarke – 76,68 Prozent

Hubertus Schmidt und Escolar sind zwar derzeit noch nicht in einem Kader geführt, aber das kann sich schnell ändern. Der Reitmeister, der auch die Meggle Champion of Honor Wertung gewann fürs schönste Abreiten, lieferte. Sein Westfale hielt zum Auftakt für eine Zehn, zeigte sich als Musterschüler und kam auf beinahe 77 Prozent. An Kraft muss der Hengst mit dem aufwendigen Bewegungsablauf noch gewinnen. Aber Escolar punktete schon in vielen Lektionen. Während bei anderen Paaren „Rotterdam“, sprich die Europameisterschaft im September das Thema ist, lautet bei Schmidt und Escolar die Überschrift „Tokio 2020“. 76,68 Prozent gab es heute im Grand Prix, Platz sechs.

Die Ergebnisse finden Sie hier.

Einlaufprüfung für Nürnberger Burg-Pokal Quali an Dorothee Schneider

Mit dem siebenjährigen Villeneuve v. Vitalis konnte sich Dorothee Schneider an die Spitze des Feldes bei der Einlaufprüfung zur Qualifikation zum Nürnberger Burg-Pokal setzen. Das Paar kam auf 73,805 Prozent. Mit knapp zwei Prozent Abstand folgten Marion Wiebusch und Quattromani OLD (71,976) und Sandra Nuxoll mit dem Bordeaux-Sohn Bonheur de la vie (71,366).The Global Destination For Modern Luxury | cheap air jordan 1 university blue

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).