DM Balve 2017: Isabell Werth setzt sich vor Sönke Rothenberger an die Spitze

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Reitsport, Pferdesport, Grand Prix, 1.Qualifikation Deutsche Meisterschaft

Isabell Werth und Emilio siegen mit persönlichem Bestergebnis im Grand Prix bei der Deutschen Meisterschaft in Balve und verweisen Sönke Rothenberger und Cosmo auf Rang zwei. Hubertus Schmidt und Imperio werden Dritte vor Dorothee Schneider und Sammy Davis jr.

Weihegold raus, freie Fahrt für Cosmo und Sönke Rothenberger. Das schien klar zu sein für den Grand Prix zum Auftakt der Deutschen Meisterschaften. Doch dann kam Isabell Werth: „Wenn Weihe raus ist, muss Emilio das jetzt reißen“, einfache Erklärung für einen Ritt, der nur einen kleinen Fehler hatte und der mit 82,06 Prozent die bislang beste Grand Prix-Bewertung des Ehrenpreis-Sohns darstellt. „Wir wussten ja schon nach Hagen, dass es gegen Cosmo nur hop oder top heißen kann“, so Werth. Der Fehler sei voll und ganz ihr anzulasten. Emilio war am Ende des starken Galopps hinten umgesprungen, „da war mein Hintern schneller, im Geiste wollte ich noch einen Galoppsprung mehr machen.“ Sie zeigte sich sehr zufrieden mit Emilio. „Er ist jetzt runder, athletischer und ich komme zum Reiten. Und ich denke, in der Passage-Piaffe-Tour muss er hier gar kein Pferd fürchten“. Gerade in der Galopparbeit hat sich der Braune noch einmal deutlich verbessert.

Die fliegenden Galoppwechsel zu zwei Sprüngen gelangen gerade und mit viel Ausdruck. Auch die Einerwechsel sind besser geworden, nicht mehr so kurz, „aber, ja, da geht noch was,“ sagte Werth, die nicht auf Angriff geritten war. „Und genauso machen wir das morgen noch einmal.“ Wenn ihr im Grand Prix Special mit seiner starken Betonung von Trab sowie Piaffen und Passagen noch einmal solche Ausführungen wie heute gelingen, dürften die nächsten 80plus fällig sein.

Cosmo zeigt Geist

Werth musste kurz nach Sönke Rothenberger ins Viereck. 79,7 Prozent hatte der Titelfavorit für seinen Ritt bekommen. „Er hat Geist und den wollen wir ihm auch lassen“, sagt der 22-Jährige nach seinem Ritt. Cosmo war mit gespitzten Ohren ums Viereck getrabt, von seinem Reiter immer wieder leicht schultervorartig außen herumgeritten worden. Das Paar begann stark. Kein Wunder – der starke Trab ist eine der Paradelektionen des niederländischen Wallachs. Mit feinster Verbindung ritt Rothenberger die Trabtraversalen, das Rückwärtsrichten hätte man sich etwas flüssiger gewünscht.

DM Balve Sönke Rothenberger und Cosmo

Sönke Rothenberger und Cosmo im Grand Prix bei der Deutschen Meisterschaft in Balve. Foto: Ludwiga von Korff
(© Ludwiga von Korff)

Im zweiten starken Trab hatte Cosmo schon die Ohren deutlich gespitzt, „da kam ich schon nicht ganz dazu, ihn voll auszureiten“, sagte Rothenberger nach seinem Ritt. Die folgende erste Piaffe gelang zunächst gut. Doch dann stockte Cosmo, drehte um. „Wegen des Regens liegt über einem der Deko-Holzpferde eine weiße Decke, die hat Cosmo gesehen.“ Im anschließend geforderten starken Schritt war er dann aber gleich wieder losgelassen. „Er ist halt immer noch ein junges Pferd, das vergisst man manchmal nach dem letzten Jahr hier in Balve und dann in Rio.“ Die Arbeit mit Bundestrainer Jonny Hilberath zahle sich aus, so der Mannschaftsolympiasieger. In der zweiten Piaffe erlaubte Rothenberger dem Wallach minimal nach vorne zu treten. Das Ergebnis war ein herrlich zufrieden kauendes, gleichmäßig abfußendes Pferd. In der zweiten Galopppirouette gab es einen weiteren unrunden Moment. Auf der letzten Mittellinie war Cosmo dann aber wieder voll dabei: Passagen und Piaffen in Weltklasse. Rothenberger stockt ein bisschen, als er nach seiner Favoritenrolle gefragt wird – gerade nach dem Ausfall von Weihegold, daran habe er gar nicht gedacht. „Mein Pferd kann eigentlich wenn alles gut läuft jeden schlagen“, er sagt das nicht arrogant, sondern beinahe mit einem leichten Ansatz von Erröten. „Emilio und Cosmo kennen sich ja schon aus Louisdor-Zeiten, da war es auch mal so mal so.“ Erst einmal konzentriere er sich auf die 80 Prozent, die er im Grand Prix erreichen möchte. An denen schrammte das Paar heute um 0,3 Prozent vorbei. Freuen konnte er sich zusätzlich: Sein Abreiten gefiel den Juroren so, dass er mit dem Meggle Champions of Honour-Preis ausgezeichnet wurde.


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Das Vater-Sohn-Duell: Imperio oder Heuberger

Im Jahr der Europameisterschaften und nach dem Ausfall von Kristina Bröring-Sprehes Desperados und Dorothee Schneiders Showtime steht für alle Reiterinnen und Reiter ein Thema auch immer im Raum: Wer schafft es ins Team? Gesetzt nach derzeitigem Stand der Dinge ist offiziell niemand, aber Isabell Werth und Sönke Rothenberger dürfen wohl schon Hotels für Göteborg buchen. Bleiben also noch zwei weitere Teamplätze plus ein zu benennendes Reservepaar. Das wird erst nach dem CHIO Aachen geschehen, trotzdem ist Balve der Auftakt im Rennen um die Nominierung.

Ludwiga von Korff

Hubertus Schmidt und Imperio DM Balve, Grand Prix 2017.  Foto: Ludwiga von Korff

Im vergangenen Jahr reiste der Trakehner Hengst Imperio v. Connery mit Reitmeister Hubertus Schmidt nach Rio als Reservist. In diesem Jahr darf sich das Paar Hoffnungen auf einen Start in Götenborg machen. Der schmucke Braune ist in vielen Lektionen deutlich stärker im Hinterbein und insgesamt noch runder geworden. Seine Trabtraversalen waren genauso kadenziert wie weit kreuzend und schwingend, das Rückwärtsrichten gut, der starke Trab mustergültig. Nase vor, Ganasche offen, so soll das aussehen (übrigens macht das sein Sohn Heuberger auch so, muss wohl in der Familie liegen). Aber mit den Piaffen wird sich der Ostpreuße wohl nie so richtig anfreunden können. Die erste war etwas zäh, die zweite funktionierte erst nach deutlicher Hilfengebung. Die Zweierwechsel waren noch leicht schwankend, die 15 fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung begann Hubertus Schmidt recht früh. Sie gelangen gut, aber Punkte für die Einteilung dürfte er dabei liegen gelassen haben, denn sie endeten kurz hinter X. In der Linkspirouette fehlte etwas Energie. Der starke Galopp war eine Augenweide, auch weil die Rahmenerweiterung lehrbuchreif gezeigt wurde. Platz drei mit 76,34 Prozent.

Imperios Sohn Heuberger war der zweite Starter der Prüfung. Mit ihm zählt Anabel Balkenhol auch zum großen Kreis der Kaderreiter, die sich Hoffnungen auf eine EM-Nominierung machen können. Der Hengst zeigte eine gute Prüfung, in der ersten Piaffe-Passage-Tour wirkte er etwas müde, beim mit vollem Risiko gerittenen starken Galopp sprang „Herr Berger“ zu früh um. In der letzten Passage und Piaffe-Tour auf der Mittellinie zeigte der Trakehner Hengst, welches Potenzial gerade in den Lektionen der höchsten Versammlung in ihm steckt: gleichmäßig, mit viel Ausdruck, kam er zum Abschluss der Prüfung auf die Richter zu. Die gaben 74,22 Prozent, schlussendlich Platz sechs. Wobei zwischen den Plätzen fünf und zehn in der Endabrechnung gerade einmal 16 Punkte Unterschied waren, oder 0,66 Prozent. Wie würde Ludger Beerbaum sagen? Die Messe ist noch nicht gesungen.

Petrus hat etwas gegen Doro Schneider

Ob sie nicht aufgegessen hat? Dunkle Wolken hatten sich schon länger über dem Tal, in dem Schloss Wocklum, Sitz der Grafen von Landsberg-Velen, liegt zusammengezogen. Getröpfelt hatte es auch schon in der zweiten Hälfte des Grand Prix. Aber so richtig los ging es, als Dorothee Schneider mit dem Sieger im Louisdor-Preis 2016, dem Bayern Sammy Davis jr. ins Viereck kam. Der Rappe begann trotz Regenböen von vorn recht souverän, in der Passage schlichen sich hin und wieder ungleiche Tritte im Hinterbein ein. Die erste Pirouette war unrhythmisch, bei der zweiten kam der totschicke Rappe im Genick etwas zu tief. Faszinierend, wie Dorothee Schneider es versteht, selbst bei diesem Schietwetter, eine Grand Prix-Aufgabe zu zelebrieren. Der Schritt des San Remo-Sohns zählt nicht zu der Kategorie, die nach Achten schreit, aber wie das Pferd geritten ist und wie es am Ende zufrieden auf dem Gebiss kauend das Viereck im Regen verlässt, das darf man auch mit einer Neun beurteilen. Mit 76,04 Prozent wurde das Paar Vierte.

Ein Pferd, das nach seinem Auftritt bei Horses und Dreams in Hagen bei vielen auf der Liste steht, ist ein weiterer Bayer, der mächtige Fabregaz von Fabienne Lütkemeier. Der Florestano-Sohn, der im Hamburg hinter seinen Erwartungen zurückblieb. Heute zeigte er gute Piaffen und Passagen, dem starken Schritt hätte man etwas mehr Übertritt, dem versammelten eine klarerer Fußfolge gewünscht. In den Zweierwechseln äppelte der Florestan-Enkel einmal. Einziger grober Patzer: Nach dem siebtem Einerwechsel fiel der Rappe aus. 74,38 Prozent, vier Punkte mehr als das Paar Heuberger/Balkenhol, bedeuteten Platz fünf. Mit ihrem erfahrenen, mittlerweile 17-jährigen D’Agostino landete Lütkemeier außerdem noch auf Rang neun mit 73,84 Prozent. Der ebenfalls championatserfahrene Dablino landete mit Anabel Balkenhol an Position sieben, 74,180 Prozent.

Helen Langehanenberg mit einem Youngster und einem Oldie

Oma schiebt die Tochter im Kinderwagen übers Gelände, Mama muss reiten: Helen Langehanenberg brachte den 15-jährigen Hannover Damsey v. Dressage Royal an den Start. Er zeigte sehr gute Piaffen, guten Schritt, patzte in den Einerwechseln und bei der letzten Passage zum Schlussgruß mischte er noch ein paar Piaffetritte hinzu, fast so wie früher auch schon mal Damon Hill. Nicht die schlechteste Referenz … 74,14 Prozent, Rang acht. Mit ihrem zweiten Pferd, dem Niederländer Suppenkasper, dessen Grand Prix-Einsätz an einer Hand abzählen kann und dann noch ein paar Finger übrig hat, zeigte die ehemalige Weltcupsiegerin ein Pferd, dessen große Qualität immer mal wieder aufflackerte. Mal in der Passage, auch mal in der Piaffe oder der Pirouette. Er kann schon alles, aber muss noch an Routine gewinnen – ein Grand Prix-Pferd im Werden, das da letztendlich mit 73,44 Prozent, Rang elf, das Viereck verließ. Davor setzte sich Charlott Maria Schürmann mit dem Breitling-Sohn Burlington, 73,72 Prozent. An zwölfter Stelle rangierte Bernadette Brune, deren Oldenburger Stedinger-Sohn Spirit of the Age einen frischen Eindruck machte, 72,5 Prozent.

Morgen geht es im Grand Prix Special ab 10 Uhr um die ersten Medaillen im Dressurviereck.

Die Ergebnisse finden Sie hier.

 

Ludwiga von Korff

Isabell Werth und Emilio, Pirouette Grand Prix DM Balve 2017 Foto: Ludwiga von Korff (© Ludwiga von Korff)

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).