DM Balve: Cosmo und Sönke Rothenberger siegen mit 2,5 Punkten Vorsprung vor Isabell Werth

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DM Balve: Cosmo und Sönke Rothenberger (© www.balve-optimum.de)

Ganze 2,5 Punkte, rechnerisch ein halber pro Richter, trennten den Sieger Sönke Rothenberger und Cosmo von Isabell Werth und Weihegold in der ersten Prüfung um die deutsche Meisterschaft der Dressurreiter 2018. Strahlende Dritte im Grand Prix wurde Jessica von Bredow-Werndl mit Shooting Star Dalera. Gegenüber den starken Auftritten in der Spitze sah es im hinteren Bereich des ausgedünnten Feldes eher nicht so überzeugend aus.

„Ich denke, es war die richtige Entscheidung, auch in diesem Jahr im Winter keine Turniere zu reiten“, verrät Sönke Rothenberger nach seinem Ritt. Mit dem elfjährigen Cosmo gelang dem Studenten eine Vorstellung mit vielen Höhepunkten, 82,82 Prozent sprechen für sich. Persönlicher Rekord des Paares, allerdings ist es ein offenes Geheimnis, das bei nationalen Meisterschaften auch nicht gerade gegeizt wird mit Noten. Neben den fliegenden Galoppwechseln, den Trab- und Galoppverstärkungen und Passagen zählte auch die letzte Piaffe zu einem Highlight. Insgesamt ist das Pferd im Rahmen noch besser geworden. Das war bereits der Eindruck in Göteborg bei den Europameisterschaften gewesen. Und auch in Hagen, beim Einstieg in die Saison 2018, die WM-Saison, hatte sich der Wallach im Ganaschenwinkel viel besser, weil offener als in den Vorjahren, gezeigt.

Keine Turniere im Winter heißt ja nicht, dass wir nicht arbeiten.

„Aber gerade an der Selbsthaltung und den Dingen zwischen den Lektionen haben wir mit Monica (Theodorescu) und Jonny (Hilberath) gearbeitet.“ Sönke Rothenberger ist zufrieden, das kann er sein. Lediglich in der zweiten Piaffe war der Wurm drin. Cosmo verdrehte sich, war schief, passagierte, irgendwann piaffierte er dann auch noch ein paar Tritte. Rothenberger weiß warum: „Da ging es auf den Turm zu, auf dem am Sonntag die Fernsehkamera steht.“ Der Turm Mitte der langen Seite hatte im letzten Jahr Cosmo sehr beeindruckt. Ein dickes Lob erhielt Rothenberger für seinen Ritt von Bundestrainerin Monica Theodorescu: Ihr habe besonders gefallen, „dass Sönke es nun auch in der ersten Prüfung geschafft hat, die Leistung abzurufen und nicht wie sonst, wo es noch ein paar Unkonzentriertheiten bei Reiter und Pferd gab.“

Weihegold knapp hinter Cosmo

Die Babypause, die Zeit, in der die Oldenburger Stute Weihegold per Embryotransfer züchterisch eingesetzt wird, hat bis vor zwei Wochen angedauert. Und auch wenn „Weihe“ das erstaunlich gut wegsteckt, ist das Training in dieser Zeit ein anderes. Isabell Werth war zufrieden. „Mit über 82 Prozent kann ich das auch sein“, lacht sie. Aber sie weiß, dass es nicht Weihegolds beste Prüfung war. „Konditionell und auch in der Durchlässigkeit sind wir zwei Wochen nach der Babypause noch nicht voll da.“ Aber sie sei zufrieden, wie die Oldenburger Stute nach der kurzen Phase des wieder intensiveren Trainings gegangen sei. Bei den Zickzack-Traversalen hätten sich die letzten Wochen reduzierten Trainings nach dem Weltcupsieg von Paris am deutlichsten gezeigt. Noch weitere Schnitzer waren der Übergang nach der Galopptour und ein Taktfehler im ersten starken Trab. In allen drei starken Trabs ging die Stute mit gedrosseltem Motor. Auch die fliegenden Galoppwechsel hatten nicht die Qualität wie bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr. Aber das war auch der Saisonhöhepunkt. Und das Highlight 2018 heißt Tryon, wo die Weltmeisterschaften im September stattfinden. Punkten konnte Weihegold erwartungsgemäß in Piaffen und Passagen.

Noch vor dem Einreiten kam das vorläufige Ergebnis von Sönke Rothenberger auf den Bildschirm: 82,82 Prozent. Isabell Werth setzte ihr berühmtes Gesicht auf, 100 Prozent Konzentration. Aber sie sei mit Weihegold nicht nach Balve gekommen, um hier „auf Teufel komm raus“ zu gewinnen. Ursprünglich war sogar der Plan, dass Weihegold nur den Grand Prix hätte gehen sollen. Aber nachdem sich Emilio nun einen Einschuss eingefangen hat – „Montag kann ich wieder reiten“ – wolle sie den Special morgen reiten. Das erste Mal, dass die Stute seit den Europameisterschaften wieder die Aufgabe des Grand Prix Special gehen wird.

Das kann nicht schaden, dann hat sie die Linien wieder auf der Kette.

pflichtet Bundestrainerin Monica Theodorescu bei.

Jessica von Bredow-Werndl zweimal top!

Wenn eine Reiterin noch mehr strahlte als sonst, dann Jessica von Bredow-Werndl. Und die Reiterin aus Aubenhausen hatte allen Grund dazu. Mit der Trakehner Stute Dalera ritt sie als letzte Starterin ins Viereck und verließ es als Dritte. 78,36 Prozent erzielte die hochelegante Kombination. Absoluter Höhepunkt: die Passagen und Piaffen. Mühelos und leichtfüßig absolviert die Easy Game-Tochter diesen Teil des Programms. „Dafür ist sie geboren, Piaffen und Passagen sind für sie eine eigene Gangart. Da entspannt sie sogar, das bereitet ihr gar keinen Stress“, sagt Jessica von Bredow-Werndl. Die Stute stellt ihre Reiterin aber vor immer neue Herausforderungen. „Jedes Turnier muss ich anders abreiten, weil sie schon wieder feinfühliger geworden ist, noch mehr auf meine Hilfen hört.“ Weniger ist mehr – das Bauhaus-Motto scheint für die Trakehner Stute postuliert worden zu sein.

„In Hagen habe ich anders abgeritten als in München, in München habe ich in der Prüfung gemerkt, dass ich in der Piaffe ihr vorne mehr Raum geben muss“, sagt Jessica von Bredow-Werndl. „Sie ist in ihrem Körper angekommen“. Ähnlich das Urteil von Bundestrainerin Monica Theodorescu. „Das Pferd steigert sich von Turnier zu Turnier, sie wird stabiler“. Spannung gab es in den fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung. „Die reite ich morgen anders“, sagt die Reiterin. „Und vor allem 15!“ Denn nach 13 war diesmal Schluss. Das kostete Punkte.

Nach eher mäßigem Auftakt  und vielen fehlerhaften Prüfungen um die 71 Prozent im Grand Prix hatte Jessica von Bredow-Werndl nach ihrem Ritt mit ihrem zweiten Pferd Zaire lange in Führung gelegen. Die KWPN-Stute ging eine fehlerfreie Runde. Sie wirkte schwungvoller als noch im Grand Prix von Hagen. Mit 75,68 Prozent landete die Kombination auf dem fünften Rang. Da in Balve die Mannschaft zusammengestellt wird, die im Nationenpreis beim CHIO Aachen für Deutschland an den Start geht, hat Jessica von Bredow-Werndl nun gute Chancen. Ob sie eine ihrer „Damen“ präferiert?

Mein Motto ist: Klappe halten und reiten

Damit wischt sie alle Spektulationen vom Tisch. Abgerechnet wird am Sonntag, nach der Kür. Ob sie dort beide Pferde reiten wird, hat Jessica von Bredow-Werndl noch nicht entschieden.

„Sammys bester Grand Prix“

Hochzufrieden war Monica Theodorescu auch mit der Runde der Viertplatzierten. Dorothee Schneider und Sammy Davis jr. hatten vor Prüfungsbeginn einen kleinen Schreckmoment. Sammy scheute vorm Einreiten vor einem der fleißigen Helferlein, die die Dressurprotokolle einsammeln. Dorothee Schneider parierte zum Halten durch, lobte den Rappen. Das ganze dann noch einmal zehn Meter weiter. Sammy atmete aus, und ging losgelassen auf die Mittellinie in Richtung Auftaktgruß. Der Rappe hat an Kraft gewonnen, das Genick blieb beständig oben und „vor allem in der Galopptour zeigte er sich heute sehr gut“, so Monica Theodorescu. Sie lobte die Galopppirouetten, die nicht immer zu Sammys Lieblingslektionen zählte. Heute gelangen beide aber gut. Mit 77,62 Prozent wurde ein Ritt belohnt, der für die Bundestrainerin „der beste Grand Prix“ des bayerischen San Remo-Sohns war und in dem Dorothee Schneider einmal mehr unter Beweis stellte, wie sie es versteht, Pferde im Dressurviereck zu zelebrieren.

Große Lücke zum Rest

Hinter den Top Fünf klaffte eine große Lücke von vier Prozent. Der sechste Rang ging an Ingrid Klimke und den Hengst Franziskus (71,74), knapp dahinter mit 71,54 Prozent wurde Benjamin Werndl mit Daily Mirror Siebter. Sein Fazit fällt positiv aus, „drei aus dem Team Aubenhausen unter den ersten Sieben“. Bei ihm und dem Damon Hill-Sohn Daily Mirror wäre sogar noch mehr drin gewesen, hätte der Wallach sich in den Piaffen etwas ambitionierter gezeigt. „Ich weiß, was ich morgen anders mache“.

Achter wurde Anabel Balkenhol, deren Heuberger einen guten Job machte. Der Sohn von Hubertus Schmidts Imperio (71,04 Prozent, Neunter) fing gut an mit weit kreuzenden, geschmeidigen Trabtraversalen, in den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung hakte es dann aber ab der Mitte der Diagonalen. Das blieb der einzige grobe Patzer des Paars. Imperio landete hinter seinem Sohn. Der Hengst hatte wohl mit der aufkommenden Schwüle etwas zu tun. Zumindest atmete nach dem Schlussgruß Reitmeister erst einmal laut und vernehmlich tief aus. Sein Trakehner Hengst war weiß am Hals. Im ersten starken Trab hatte der Hengst den Kopf hochgerissen. Die Piaffen waren matt, zum Auftakt der fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung sprang der Hengst den ersten Wechsel nicht durch, die anderen waren hinten in der Tendenz kurz.

Jan Dirk Gießelmann und Real Dancer landeten auf Rang zehn. Fabienne Müller-Lütkemeier und Fabregaz hätte sich ihren DM-Einstieg sicherlich anders vorgestellt. Der Rappe sprang Einerwechsel auf der Diagonalen – nur dass da eigentlich der starke Galopp gefordert war. Im versammelten Schritt war der Viertakt nicht klar erkennbar. In der ersten Piaffe ließ sich der pompöse Wallach etwas bitten, die weiteren legte Fabienne Müller-Lütkemeier dann deutlich im Vorwärts an, Platz zwölf, 69,54 Prozent. Davor setzte sich Kathleen Keller mit San Royal, 70,04 Prozent.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).