Olympia 2024: Daten, Fakten, Wissenswertes über das olympische Reiten in Paris

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Wie wird 2028 über die Verteilung der olympischen Medaillen in der Vielseitigkeit entschieden? Darüber wird derzeit diskutiert. Ein erster Vorschlag liegt auf dem Tisch. (© FEI/Christophe Taniere)

Nicht mal mehr ein Jahr ist es hin, bis das nächste olympische Feuer entzündet wird. Olympia 2024 steht sozusagen vor der Tür. Der Austragungsort: Paris. Zeitraum: 26. Juli bis 11. August (Reiten: 27. Juli bis 6. August). Welche Kulisse die französische Hauptstadt bereithält und worauf sich die Reiter einstellen müssen – wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zusammengetragen und aktualisieren sie regelmäßig.

Alle vier Jahre kommen die besten Athleten aus aller Welt zusammen, um sich in ihren sportlichen Disziplinen bei Olympia 2024 zu messen. Wir erinnern uns beispielsweise an einen Sprinter, den (fast) nie jemand einholte. Oder einen muskulösen Schwimmer, mit einer Spannweite von zwei Metern und mittlerweile unzähligen Medaillen im Schrank. Legenden, die sich nicht aufhalten lassen. Bis Corona kam und am olympischen Vier-Jahres-Rhythmus ruckelte. Aus 2020 wurde 2021, aus einem Festival des Sports eine Geisterveranstaltung mit Masken.

Nur drei Jahre später stehen die nächsten Spiele vor der Tür. Dieses Mal ruckeln die Veranstalter selbst am Rhythmus und pressen Olympia zurück in den ursprünglichen Zeitplan. Aus eigentlich vier wurden fünf, dann drei Jahre – naja, der Durchschnitt stimmt. 2024 geht es also nach Paris. Wir blicken auf das, was Zuschauer, Athleten und (Reit-)Sportfreunde in der französischen Hauptstadt erwartet. Tickets für Olympia 2024 sind knapp. Für die Dressur wurden nicht ganz kostengünstige Pakete im April 2024 wieder in den Verkauf gegeben.

Olympia in Paris: Pracht und Prunk

Die französische Hauptstadt wird der Schauplatz der Olympischen Spiele 2024 sein. Die Stadt gilt als eine der bedeutendsten Europas und steht vor allem für seine Kunst, Kultur, Gastronomie und Mode. Das Stadtbild ist geprägt von monumentalen Bauten, Straßencafés und der Seine, die sich auf etwa 13 Kilometern durch die Stadt schlängelt. Übrigens: Mit rund 2,15 Millionen Einwohnern ist Paris die bevölkerungsreichste Stadt Frankreichs. Dazu kommen jährlich mehrere Millionen Touristen, die die Stadt besuchen und Sehenswürdigkeiten wie den Eiffelturm oder die 2019 teilweise niedergebrannte Notre-Dame bestaunen. Der Wiederaufbau dieser berühmten römisch-katholischen Kirche dauert noch immer an.

Schloss Versailles als Reitsport-Kulisse

Als Wettbewerbsort für die reitsportlichen Wettkämpfe wurde eine weitere Sehenswürdigkeit gewählt: das malerische Schloss Versailles. Das 63.154 Quadratmeter große UNESCO Weltkulturerbe macht nicht nur von außen einen märchenhaften Eindruck, es ist auch geschichtsträchtig. So fungierte der Palast als Wohnsitz französischer Könige und – viel wichtiger – als Ort, an dem der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet und damit der erste Weltkrieg beendet wurde. So viel zur Geschichte des Versailler Schlosses, in die sich im nächsten Jahr auch die Olympischen Spiele mit ihren neuen Medaillenträgern einschreiben werden.

Der vorläufige Olympia-Zeitplan im Überblick

Vom 27. Juli bis zum 6. August 2024 werden die Olympischen Reiterspiele in Paris ausgetragen. Damit dürfen sich Reitsportfreunde auf ein ausgiebiges Programm an elf aufeinanderfolgenden Tagen freuen. Bisher gibt es einen groben Zeitplan, der die Tage und Zeiten für die einzelnen Disziplinen festlegt.

Freitag, 26. Juli

09:30 – 11:00 Uhr
Verfassungsprüfung Vielseitigkeit

Samstag, 27. Juli

09:30 – 18:30 Uhr
Vielseitigkeitsreiten – Teilprüfung Dressur

Sonntag, 28. Juli

08:00 – 10:00 Uhr
Verfassungsprüfung Dressur

10:30 – 15:00 Uhr
Vielseitigkeitsreiten – Teilprüfung Gelände

Montag, 29. Juli

08:00 – 09:30 Uhr
Verfassungsprüfung Vielseitigkeit

11:00 – 13:30 Uhr
Vielseitigkeitsreiten – Teilprüfung Springen (Mannschaftsentscheidung)

15:00 – 16:00 Uhr
Vielseitigkeitsreiten – Teilprüfung Springen (Einzelentscheidung)

Dienstag, 30. Juli

11:00 – 16:30 Uhr
Grand Prix Teil 1 (Qualifikation Mannschafts- und Einzelwertung Dressur)

Mittwoch, 31. Juli

07:30 – 10:00 Uhr
Verfassungsprüfung Springen

10:00 – 15:30 Uhr
Grand Prix Teil 2 (Qualifikation Mannschafts- und Einzelwertung Dressur)

Donnerstag, 1. August

11:00 – 14:00 Uhr
Springen, Qualifikation Mannschaftswertung

Freitag, 2. August

14:00 – 16:30 Uhr
Springen, Entscheidung Mannschaftswertung

Samstag, 3. August

10:00 – 16:30 Uhr
Grand Prix Special (Entscheidung Mannschaftswertung Dressur)

14:00 – 16:30 Uhr
Verfassungsprüfung Springen

Sonntag, 4. August

10:00 – 14:00 Uhr
Grand Prix Kür (Entscheidung Einzelwertung Dressur)

Montag, 5. August

14:00 – 18:00 Uhr
Springen, Qualifikation Einzelwertung

Dienstag, 6. August

10:00 – 12:30 Uhr
Springen, Entscheidung Einzelwertung

Wettbewerbsformate – Reiten bei Olympia

Als allgemeine Voraussetzungen gelten für alle Pferde und Reiter Regeln bezüglich des Alters der Athleten. Reiter müssen im Jahr der Olympischen Spiele mindestens 18 Jahre alt sein. Eine Ausnahme gilt für die Dressurreiter, die wenigstens 16 Jahre alt sein müssen. Pferde in der Dressur und Vielseitigkeit müssen wenigstens achtjährig sein, Springpferde mindestens neun Jahre alt.

Hier ein Blick auf die Rahmenbedingungen der einzelnen Disziplinen:

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Jessica von Bredow-Werndl und Dalera auf dem Weg zu olympischem Gold in Tokio 2021. (© Hippofoto.be)

Dressur

Den Dressurreitern stehen in Paris 2024, wie schon in Tokio, 60 Startplätze zur Verfügung. Für den Mannschaftswettbewerb werden drei Reiter pro Team zugelassen.

Sowohl für den Einzel- als auch für den Mannschaftswettbewerb wird zunächst ein Grand Prix geritten, der als Qualifikation für die Mannschafts- und die Einzelentscheidung gilt. Hierbei starten die Reiter in sechs Gruppen, wovon drei am ersten Wettkampftag an den Start gehen. Die drei übrigen Gruppen starten an Tag zwei. Die Einteilung erfolgt anhand der Weltranglistenposition des Pferdes. Für das Einzelfinale, das in einer Grand Prix Kür entschieden wird, qualifizieren sich die jeweils zwei besten Paare jeder Gruppe. Dazu kommen die sechs Reiter-Pferd-Kombinationen mit den nächstbesten Ergebnissen, sodass 18 Teilnehmer im Finale um die Einzelmedaillen kämpfen. Kann einer der qualifizierten Athleten nicht am Finale teilnehmen, rückt der Nächstbeste der Ergebnisliste nach.

Die Mannschaftsmedaillen werden in einem Grand Prix Special entschieden, in dem keine Einzelreiter an den Start gehen. Paare, die sowohl im Team als auch in der Mannschaft um Medaillen kämpfen, haben also eine Prüfung mehr zu absolvieren als solche, die lediglich in der Einzelwertung berücksichtigt werden. Für die Entscheidung in der Mannschaftswertung qualifizieren sich die zehn besten Teams aus dem Grand Prix. Auch hier gilt: Sollte ein qualifiziertes Team die Teilnahme am Finale zurückziehen, rückt die nächste Mannschaft nach. In der Zeit zwischen der Qualifikation bis zwei Stunden vor Beginn des Finals, darf der Mannschaftsführer ein Reiter-Pferd-Paar durch ein Reservepaar ersetzen.

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Die Einteilung der Gruppen und Startreihenfolge im Grand Prix erfolgt anhand der Weltranglistenposition des teilnehmenden Pferdes. (© inside.fei.org)

Bisher qualifizierte Nationen in alphabetischer Reihenfolge

  • Australien
  • Belgien
  • Brasilien
  • Dänemark
  • Deutschland
  • Frankreich
  • Großbritannien
  • Kanada
  • Niederlande
  • Österreich
  • Polen
  • Schweden
  • Spanien
  • USA
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All In hat als einziges Pferd jemals zwei Olympische Einzelmedaillen im Springreiten erreicht. Und war 2021 mit Peder Fredricson das Zünglein an der Waage, das den Schweden den Olympiasieg bescherte. (© www.hippofoto.be)

Springen

Die Springreiter haben mit insgesamt 75 die meisten Startplätze der Pferdesportler. An zwei Tagen wird der Teamwettbewerb ausgetragen, an zwei weiteren der Einzelwettbewerb. Vor den jeweiligen Qualifikationen wird es jeweils eine Trainingsmöglichkeit unter Prüfungsbedingungen geben, um die Pferde an die Atmosphäre zu gewöhnen. Dafür dürfen, bis auf den Wassergraben, der dabei sein muss, keine Prüfungshindernisse zur Verfügung gestellt werden.

Eines der Springen bei Olympia 2024 ist die Qualifikation zum Teamwettbewerb, an der 20 Mannschaften mit jeweils drei Paaren teilnehmen können. Um den Start von „more flags“, also mehr unterschiedlichen Nationen, zu ermöglichen, wird auf den vierten Reiter, und damit auf das Streichergebnis, verzichtet. Zu überwinden ist sowohl in der Team- als auch in der Einzelqualifikation ein Parcours mit zwölf bis 14 Hindernissen, die ein bis zwei einfache und eine dreifache Kombinationen beinhalten müssen. Die Höhe der Sprünge liegt zwischen 1,40 Meter und 1,65 Meter. Die Breite muss der Höhe angepasst werden und darf zwei Meter nicht überschreiten. Eine Ausnahme bildet die Triplebarre, die 2,20 Meter breit sein darf. Die Länge des Parcours beträgt zwischen 500 und 650 Meter. Die zehn besten Mannschaften qualifizieren sich für das Finale, für das die gleichen Parcoursanforderungen gelten. Lediglich die Länge des Kurses darf hier 50 Meter länger sein, also maximal 700 Meter betragen.

Verantwortlich für den Parcours werden übrigens der Spanier Santiago Varela und der Franzose Gregory Bodo sein. Als Team haben sie bereits viel gemeinsame Erfahrungen im Aufbau von Parcours auf höchstem Niveau sammeln können.

Medaillen werden im Stechen entschieden

Sollten zwei oder mehrere Teams punktgleich auf Platz eins, zwei oder drei rangieren, werden die Medaillen im Stechen entschieden. Dafür müssen alle Reiter des Teams erneut mindestens sechs Hindernisse, inklusive einer Kombination, überwinden. Gegebenenfalls werden die Hindernisse für das Stechen leicht erhöht.

Für das Einzelfinale qualifizieren sich die besten 30 Reiter aus der Einzelqualifikation. Es gibt nur wenige Änderungen an den Anforderungen des Parcours: Das Maximum an Hindernissen im Finalparcours liegt bei 15 und die maximale Länge beträgt 700 Meter. Auch in der Entscheidung der Einzelwertung wird bei Punktgleichheit der Gold-, Silber- oder Bronze-Anwärter ein Stechen über mindestens sechs Hindernisse geritten. Mögliche Stechen um Bronze oder Silber werden ausgetragen, bevor es in das Stechen um die Goldmedaille geht.

Sowohl vor dem Team- als auch vor dem Einzelfinale werden die Punktekonten der Reiter wieder auf Null gestellt. Somit entscheiden lediglich die Ergebnisse aus den Finals über die Medaillenvergabe.

Bisher qualifizierte Nationen in alphabetischer Reihenfolge

  • Australien
  • Belgien
  • Brasilien
  • Deutschland
  • Frankreich
  • Großbritannien
  • Irland
  • Israel
  • Japan
  • Kanada
  • Mexiko
  • Niederlande
  • Österreich
  • Polen
  • Saudi-Arabien
  • Schweden
  • Schweiz
  • Spanien
  • USA
  • Vereinigte Arabische Emirate
Lafrentz

Sandra Auffarth und Viamant du Matz im Cross der Olympischen Spiele 2021 in Tokio.

Vielseitigkeit

Bei den Vielseitigkeitsreitern sollen die Medaillen an drei aufeinander folgenden Tagen entschieden werden. Laut dem vorläufigen Zeitplan starten die „Triathleten“ am 27. Juli 2024 mit der Dressur. Für Championate unüblich, ist dafür bisher nur ein Tag vorgesehen. Am 28. Juli soll in Paris allerdings schon der Geländetag anstehen, bevor es am letzten Vielseitigkeits-Tag, dem 29. Juli 2024, in den Parcours und damit in die Entscheidungen des Mannschafts- und auch des Einzelwettbewerbs geht.

Insgesamt 65 Startplätze werden zur Verfügung gestellt. Für jedes Team dürfen drei Paare teilnehmen, womit es auch in dieser Disziplin kein Streichergebnis gibt. Die Ergebnisse aus Dressur und Gelände gelten sowohl für den Mannschafts- als auch für den Einzelwettbewerb. An Tag drei geht es in den Parcours, wo zunächst die Mannschaftsmedaillen entschieden werden. Die 25 (einzeln gewertet) besten Athleten müssen dann noch ein zweites Mal über die Stangen, um den Einzel-Olympiasieger der Vielseitigkeitsreiter ausfindig zu machen. Verzichtet einer der 25 Reiter auf seinen Startplatz im Einzelwettbewerb, wird dieser nicht nachbesetzt.

Anforderungen an Gelände und Parcours

In der Teilprüfung Gelände müssen die Reiter-Pferd-Paare eine Strecke von 5.000 bis 5.800 Metern in einer Zeit von maximal zehn Minuten zurücklegen. Die zu reitende Geschwindigkeit beträgt 570 Meter pro Minute. Den Überblick muss hier Pierre Le Goupil behalten, der den Geländekurs für die Olympischen Spiele bauen wird.

Der Springparcours für die Mannschaftsentscheidung unterliegt dann folgenden Regeln: Er darf maximal 600 Meter lang sein und muss im Idealfall mit einer Geschwindigkeit von 375 Metern pro Minute geritten werden. Zu überwinden sind elf bis dreizehn Hindernisse in einer Höhe von 1,25 Meter. Etwas andere Anforderungen werden an den Parcours für die Einzel-Entscheidung gestellt. Dieser muss in gleicher Geschwindigkeit geritten werden (375 Meter pro Minute), wird mit 360 bis 500 Meter aber deutlich kürzer sein. Auf dieser Strecke stehen neun zu überwindende Hindernisse in einer Höhe von 1,30 Meter.

Sollte ein Paar während des laufenden Wettbewerbs wegen medizinischer oder tiermedizinischer Gründe ausfallen, hat jede Mannschaft die einmalige Möglichkeit, ein Ersatzpaar an den Start gehen zu lassen. Dafür bekommt die Mannschaft 20 Fehlerpunkte. Fällt ein Paar aus, weil es wegen gefährlichen Reitens, Misshandlung des Pferdes oder zu vieler Fehler disqualifiziert wurde, hat die Mannschaft keinen Anspruch auf ein Ersatzpaar.

Bisher qualifizierte Nationen in alphabetischer Reihenfolge

  • Australien
  • Belgien
  • Brasilien
  • China
  • Deutschland
  • Frankreich
  • Großbritannien
  • Irland
  • Kanada
  • Neuseeland
  • Niederlande
  • Polen
  • Schweden
  • Schweiz
  • USA

Zur Erinnerung: Die Olympiasieger Reiten aus Tokio

Noch ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris nicht abgeschlossen. Aber sicher gibt es einige Pferd-Reiter Paare, die man im Auge behalten sollte. Da gibt es zum Beispiel die Medaillenträger aus Tokio, die Sie hier nochmal nachlesen können:

Dressur

Mannschaft

Gold: Deutschland (Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera, Isabell Werth mit Bella Rose, Dorothee Schneider mit Showtime)

Silber: USA (Adrienne Lyle mit Salvino, Steffen Peters mit Suppenkasper, Sabine Schut-Kery mit Sanceo)

Bronze: Großbritannien (Carl Hester mit En Vogue, Charlotte Dujardin mit Gio, Charlotte Fry mit Everdale)

Einzel

Gold: Jessica von Bredow-Werndl (GER) mit Dalera

Silber: Isabell Werth (GER) mit Bella Rose

Bronze: Charlotte Dujardin (GBR) mit Gio

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Jessica von Bredow-Werndl und Dalera auf der Ehrenrunde nach ihrem Einzel-Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021. (© www.hippofoto.be)

Springen

Mannschaft

Gold: Schweden (Peder Fredricson mit All In, Henrik von Eckermann mit King Edward, Malin Baryard-Johnsson mit Indiana)

Silber: USA (McLain Ward mit Contagious, Laura Kraut mit Baloutine, Jessica Springsteen mit Don Juan van de Donkhoeve)

Bronze: Belgien (Jérôme Guery mit Quel Homme de Hus, Pieter Devos mit Claire Z, Gregory Wathelet mit Nevados S)

Einzel

Gold: Ben Maher (GBR) mit Explosion W

Silber: Peder Fredricson (SWE) mit All In

Bronze: Maikel van der Vleuten (NED) mit Beauville Z

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Ein Pferd wie von einem anderen Stern und ein Reiter, der in Tokio ebenfalls sein ganzes Können gezeigt hat: Olympiasieger Ben Maher (GBR) und Explosion W v. Chacco-Blue. (© www.hippofoto.be)

Vielseitigkeit

Mannschaft

Gold: Großbritannien (Oliver Townend mit Ballaghmor Class, Tom McEwen mit Toledo de Kerser, Laura Collett mit London)

Silber: Australien (Andrew Hoy mit Vassily de Lassos, Shane Rose mit Virgil, Kevin McNab mit Don Quidam)

Bronze: Frankreich (Christopher Six mit Totem de Brecey, Nicolas Touzaint mit Absolut Gold, Karim Laghouag mit Triton Fontaine)

Einzel

Gold: Julia Krajewski (GER) mit Amande de B’Néville

Silber: Tom McEwen (GBR) mit Toledo de Kerser

Bronze: Andrew Hoy (AUS) mit Vassily de Lassos

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So sehen Sieger aus! Olympiasiegerin Julia Krajewski (GER) und Amande de B’Neville auf der Ehrenrunde in Tokio 2021. (© www.hippofoto.be)

Reise in die Vergangenheit

Olympia 2024 wird für die Reitsportler eine Reise zu ihren olympischen Wurzeln. Denn als der Reitsport zum ersten Mal Teil eines olympischen Wettbewerbs war, fanden die Spiele ebenfalls in der prunkvollen Hauptstadt Frankreichs statt. Das war im Jahr 1900, die Disziplinen waren allerdings noch andere: Es gab Polo- und Sprungwettkämpfe.

Weitere zwölf Jahre dauerte es, bis der Reitsport fester Bestandteil der Olympischen Spiele wurde. Seit 1912, also seit mittlerweile über 110 Jahren, sind die Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit jedoch fest im Programm verankert. Seit Olympia 1928 in Amsterdam werden außerdem in allen drei Disziplinen sowohl Einzel- als auch Mannschaftsmedaillen verteilt. In Los Angeles 2028 kann also ein 100-jähriges Jubiläum gefeiert werden.

Als olympische Disziplin, bei der Männer und Frauen gegeneinander antreten und um die gleichen Medaillen kämpfen, ist der Reitsport einzigartig. Das war aber nicht immer so. Sich mit den weltweit besten Reitern zu messen war zunächst nur Männern vorbehalten, die Offiziere oder „Gentlemen“ waren. Erst 1952 wurden die ersten Frauen in der Dressur zugelassen, 1956 im Springen und 1964 schließlich auch in der Vielseitigkeit. Trotz getrennter Medaillenvergabe in anderen Sportarten, wollen die nächsten Olympischen Spiele gleichberechtigter werden: Erstmals soll ein absolutes Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Athleten eingehalten werden.

Drei Disziplinen, drei deutsche Erfolge

Isabell Werth ist die bei Olympia am höchsten dekorierte Reiterin aller Zeiten

Mannschafts-Gold und Einzel-Silber 1992 in Barcelona, Doppel-Gold 1996 in Atlanta, wieder Mannschafts-Gold und Einzel-Silber 2000 in Sidney – bis hierhin alles mit dem Graditz-Sohn Gigolo. Dann erneut Mannschafts-Gold und Einzel-Silber 2008 mit Satchmo in Peking, Mannschafts-Gold und Einzel-Silber 2016 mit Weihegold in Rio und (unglaublich!) wieder Mannschafts-Gold und Einzelsilber 2021 mit Bella Rose in Tokio. Das macht insgesamt zwölf olympische Medaillen für die Rheinbergerin. Das hat bisher kein anderer Reiter geschafft.

Hans Günter Winkler ist der erfolgreichste Springreiter der Olympia-Geschichte

Innerhalb von 20 Jahren sammelte Hans Günter Winkler sechs olympische Medaillen. 1956 in Stockholm gab es Mannschafts- und Einzel-Gold mit der legendären Stute Halla. 1960 in Rom trug das Paar zu einer weiteren Mannschafts-Goldmedaille bei. 1964 in Tokio wurde es wieder Gold mit der Mannschaft, diesmal mit Fidelitas, 1968 Mannschafts-Bronze mit Enigk in Mexiko-Stadt. Im Sattel von Torphy kommt nochmal Mannschafts-Gold (1972 in München) und -Silber (1976 in Montreal) dazu. Damit ist er vor Ludger Beerbaum (viermal Gold, einmal Bronze) der erfolgreichste Springreiter aller Zeiten bei Olympia.

Julia Krajewski ist die erste Frau, die Einzel-Gold in der Vielseitigkeit gewann

In Tokio ging die 34-Jährige mit ihrer Stute Amande de B’Neville schon als Führende ins abschließende Springen. Die Stangen blieben oben, lediglich 0,4 Strafpunkte für die Zeit gingen auf ihr Punktekonto. Damit holte Julia Krajewski als erste Frau in der Olympia-Geschichte Einzel-Gold in der Vielseitigkeit. Und nicht nur das: Nach Hinrich Romeike 2008 und Michael Jung 2012 und 2016 war das das vierte Einzel-Gold in Folge für Deutschland.

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Freudensprünge von Co-Bundestrainer Marcus Döhring – wie hier als Julia Krajewski 2021 in Tokio Gold gewann – wollen wir auch 2024 in Paris sehen. (© Lafrentz)

Zuletzt aktualisiert am 3. Januar 2024.

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Tina GummarVolontärin

Als Volontärin seit März 2023 in der Redaktion St.GEORG dabei. Kommt aus einer Pferdefamilie, hat die Fohlen ihres Großvaters aufwachsen gesehen, sie angeritten, ausgebildet, auf Turnieren vorgestellt und verkauft. Erfolgreich in Springprüfungen Klasse M2*. Ausbildungsmodul an der Akademie für Publizistik, Expertise in Jungpferdeausbildung und Trainingslehre.

  1. Quarks

    Danke für die gute Zusammenfassung. Ich habe eine Rückfrage zur Dressur:
    „Es darf maximal ein Reiter pro Nationalem Olympischen Komitee (NOK) im Einzelwettbewerb an den Start gehen. Für den Mannschaftswettbewerb werden drei Reiter pro Team zugelassen.“

    Bedeutet das, dass in der Kür nur ein Starplatz pro NOK zur Verfügung steht? Denn die Kür ist ja das Finale des Einzelwettbewerbs?

    • Tina Gummar

      Vielen Dank für die berechtigte Frage, das war etwas missverständlich formuliert. In der Kür an der Start gehen dürfen die Reiter, die sich im Grand Prix dafür qualifizieren. Das sind die zwei besten Paare aus jeder der sechs Gruppen und die sechs nächstbesten Paare, also insgesamt 18 Reiter mit ihren Pferden. Wenn unter diesen 18 bspw. zwei Reiter einer Nation sind, sind beide für das Finale startberechtigt.

  2. Mathias Kellner

    Guten Tag Frau Gummar,

    vielen Dank für die Informationen. Ich habe den genauen Modus für den Mannschaftswettbewerb leider noch nicht verstanden. Im Finale am Samstag reiten dann 10 Mannschaften. Eine Mannschaft besteht aus 3 Reitern und jeweils Pferd. Aber wie funktioniert hier die Qualifikation und was bedeutet, dass „keine Einzelreiter an den Start gehen“ ?

    • Dominique Wehrmann

      Sehr geehrter Herr Kellner, die Qualifikation für alle weiteren Prüfungen ist der Grand Prix. Hier müssen alle Paare teilnehmen. Im Special gehen dann wirklich nur die Mannschaftsreiter an den Start. Für die Paare, die ihre Nationen ohne eine Mannschaft als Einzelreiter vertreten, steht dann – so sie sich qualifizieren – nur noch die Kür auf dem Programm. Der Special ist ausschließlich für die Mannschaftsentscheidung und deren Protagonisten vorgesehen. Viele Grüße


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